Reiseberichte

Barbados: British Lifestyle in der Karibik

Neben weißen Sandstränden und coolen Beachbars hat die Karibikinsel Barbados auch eine wilde Seite mit tropischem Regenwald. Unterhalb der Wellen strotzen die blühenden Korallenriffe vor bunten Meereslebewesen und Wracks.

Wenn Sie auf den Straßen von Barbados unterwegs sind und plötzlich dröhnende Dancehall-Beats oder eine mehrtönige „La Cucaracha“-Autohupe hören, wissen Sie, dass im „2-Dollar-Bus“ noch Plätze frei sind. „Fish fry?“, ruft der Fahrer aus dem Fenster des gelben „Reggae-Busses“, der wie jeden Freitagabend Gäste für die Tour zum beliebten Food-Event in Oistins sucht. Wir steigen ein. Es ist wie vermutet eng und laut, aber auch extrem unterhaltsam, denn diese Vehikel sind wie auf vielen anderen Karibikinseln die günstigste, abenteuerlichste und vielleicht authenischste Art, die Gegend zu erkunden.

KOLONIALE VERGANGENHEIT 

Während der Tour zeigen sich die tiefen Spuren der 300-jährigen Kolonialzeit – das liegt nicht nur an Ortsnamen wie Oxford: Das Parliament Building thront im Neo-Gothischen Stil im Zentrum Bridgetowns und erinnert an das berühmte Pendant in London – nur deutlich kleiner. Statt des Union-Jacks flattert die blau-gelbe Nationalflagge mit Dreizack im Wind. „Fair Sa, Fair Sa!“, singt der Busfahrer mit Begeisterung den Refrain des Soca-Hits, während die Gäste auf den ungepolsterten Sitzen mitwackeln und sich an den Haltestangen festklammern.

Wir passieren ein Stadion für Pferderennen, das als Zeuge kolonialen Sportgeists überlebt hat, denn als einzige Karibikinsel blieb Barbados bis zur Unabhängigeit 1966 durchweg britisch. Links am Straßenrand locken Schilder mit Einladungen zu Fish & Chips und Schrulligkeiten wie dem Five-o’clock-Tea. Den typischen Regenschirm verwenden viele Insulaner als Sonnenschutz. „Wusstet ihr, dass auf Barbados alle Strände öffentlich sind und dass die Insel eines der wenigen Länder auf der Welt ohne McDonalds-Filiale ist?“, fragt Dave aus Manchester, den wir in der originellen Apartmentunterkunft Healthy Horizons kennengelernt haben. Der Brite erläutert, dass die US-Burger-Filale nach kurzer Zeit geschlossen wurde, weil die Bajans, so heißen die Bewohner der Insel, kaum Rindfleisch essen und auf „Chefette“ schwören. Von dieser Schnellrestaurantkette gibt es ein Dutzend auf der Insel und sie servieren das, was die Einheimischen lieben: vegetarische Gerichte, Geflügel und Fisch. „Oistins. Fish Fry!“, ruft der Busfahrer. Wir geben dem abwesend wirkenden Kassenwart, der neben der Tür hockt und ein zusammengerolltes Geldscheinbündel in der Hand hält, jeweils zwei Barbados-Dollar und steigen aus. Rustikale Volksfestatmosphäre: Einheimische und Touristen drängen sich vor den bunten Hütten und Grills. Wir verkürzen uns die Wartezeit mit einem eiskalten „Deputy“-Bier. Zu passenden Reggae-Klängen werden kreolisch-duftende Snacks gegrillt: Das Nationalgericht von Barbados, der feine, nahezu grätenfreie und mit Bajan-Gewürzen verfeinerte Fliegende Fisch mit Cous Cous, darf nicht fehlen. Barbados wird auch als „Land of the Flying Fish“ bezeichnet und sogar auf der Rückseite der siebeneckigen Ein-Dollar-Münze ist das Wappentier eingeprägt.

WRACKTAUCHEN AUF JEDEM LEVEL

In Küstennähe, keine fünf Minuten Fahrt von der Basis entfernt, liegen sechs Schiffswracks in kristallblauem Wasser im Sand: Vom flachsten in drei bis zum tiefsten in 17 Meter Tiefe ruhen die versenkten Schiffe so eng zusammen, dass man alle nacheinander in einem Tauchgang erkunden kann. An den mit Korallen und Schwämmen überwucherten Wracks tummeln sich zahlreiche Schildkröten und große Stachelrochen. Und während wir von einer Attraktion zur nächsten tauchen, beobachten wir, wie sich einige große Gelbe Trompetenfische und Zackenbarsche ganz heimlich, zwischen ihre ahnungslose Beute mischen, als würden sie heuchlerisch sagen: „Habt keine Angst, wir tun euch nichts.“ Fleckenmuränen und Schnapperschwärme finden perfekte Verstecke.

Der erste Tauchgang ist fantastisch und dauert 75 Minuten und bestätigt, was Andrew Western im Briefing sagte: „Bei mir tauchen die Gäste so lange sie wollen“. Die Wracks sind teilweise über 300 Jahre alt und stammen aus dem „Goldenen Zeitalter“ der Piraterie. In der Wrackmeile findet man aber auch mit der „Cornwallis“ ein britisches Schiff, dass von einem deutschen U-Boot im Zweiten Weltkrieg vor Barbados torpediert und versenkt wurde. Warum gibt es so viele Wracks vor Barbados? „Piraten, flaches Wasser, viel Rum“, flachst Andrew. Einen Anteil daran hatte auch der ruchlose Lord Samuel Hall, der um 1820 herum sein Schloss an der Südostküste der Insel mit einem Trick finanzierte: In mondlosen Nächten ließ er Lampen auf den Palmen seines Anwesens verteilen. Das Licht hielten viele Kapitäne für Leuchtfeuer und zerschellten am berüchtigten Cobblers Reef. Die Zeiten skrupelloser Lords und plündernder Piraten und auch die dunkle Vergangenheit der Karibik, als die Kolonialisten durch Sklavenhandel und Zuckerrohr reich wurden, sind glücklicherweise Geschichte.

BAJAN-FOOD-TOUR 

Um Bridgetown zu erkunden und die typische Küche von Barbados kennenzulernen, haben wir uns zur „Bajan-Food-Tour“ angemeldet: Im Zentrum der Stadt explodiert das Leben in einem Farbrausch und wuseligem Durcheinander. Exotische Früchte wie die aprikosengroßen Dunks und Acerolas werden an jeder Ecke angeboten. Dazwischen gibt es „Hair-Supplys“, also Dreadlocks und Zöpfe, sowie für europäischen Geschmack zu bunte Kleidung. Wir folgen unserer Begleiterin Janelle durch einen Flur mit vertrockneten Pflanzen und lieblosen Palmenpinseleien, bei dem man viel Fantasie benötigt, um sich vorzustellen, dass sich am Ende des Gangs ein Restaurant befindet. Wir erreichen über eine kurze Treppe einen rotbestuhlten Saal mit Kantinenoptik, der zwar weder die Seelen berührt, aber mit einer reichhaltigen Karte glänzt: „Das ist typische Barbados-Küche! Hier essen die Locals Fish Cakes, Pig tails, Breadfruit und Macaroni-Pie“, strahlt Janelle. Ohne Frage lecker und ohne Guide aussichtslos, solche Locations zu finden, um den „Real Taste of Barbados“ zu erleben.

TURTLE-REEF 

Beim Afternoon Dive geht es zum Turtle Reef. Während der Fahrt zum Spot sieht man häufig Fliegende Fische, die vor dem Boot flüchten und sich dabei bis zu 100 Meter aus dem Wasser katapultieren und wie Vögel durch die Luft gleiten – faszinierend. Unter Wasser begeistern die Fassschwamm-Wälder mit großen Schwärmen von Gelb- und Blaustreifen-Grunzern. Typisch für die Karibik sind die leuchtend gelben und violetten Röhrensschwämme sowie die paarweise anzutreffenden, neugierigen Franzosen-Kaiserfische. Die namensgebenden Schildkröten lassen nicht lange auf sich warten. „Auf Barbados ist die Jagd auf die bedrohten Echten Karett- und Lederschildkröten streng verboten“, erläutert der Eco-Dive-Chef. Das Personal des „Barbados Sea Turtle Project“ überwacht und dokumentiert zudem die Tiere, die am Strand nisten. „Wenn ihr Schildkröten am Strand entdeckt, ruft die Hotline an“, sagt Andrew und reicht den Gästen Aufkleber der Organisation mit Notrufnummern. Nur wenige Schritte führt der Weg von der Straße hinunter zum Strand, der so bezaubernd schön ist, dass man ohne Aufwand ein Fotoshooting für eine Spirituosen-Kampagne realisieren könnte. „It’s always time for a rum“, das große Schild am Tresen der polynesisch gestylten Tiki-Bar macht klar: Rumpunch ist die Muttermilch der Karibik. Dieser süchtig machende Mix aus Rum mit Säften, Muskatnuss und viel Eis ist das Nationalgetränk der Karibik. Jede Insel zelebriert ihre eigene Kreation. Auf Barbados lernt jeder Besucher den Drink nach der Ankunft kennen. Gibt es etwas Besseres, als nach einem Zehn-Stunden-Flug am Airport-Eingang von einem freundlich lächelnden Bajan mit einem Rumpunch begrüßt zu werden, während im Hintergrund eine Live-Reggaeband spielt.

TROPISCHER REGENWALD 

Wir mieten uns einen Wagen, um den tropischen Regenwald im Nordwesten zu erkunden. Der Linksverkehr ist gewöhnungsbedürftig: Nach dem dritten Kreisel in Bridgetown fühlt man sich wie ein Geisterfahrer, und Einheimische können sich das Grinsen kaum verkneifen, wenn man im Stress den Blinker mit dem Scheibenwischer verwechselt. Die Fahrt über Straßen, die teilweise die Qualität von Feldwegen haben, ist abenteuerlich. Langsam zeichnen sich die mächtigen Felsen Bathshebas im Osten ab und wir beobachten, wie Surfer über die Wellen gleiten.

Die nächsten Tage übernachten wir in „The Bus that Rocks“ wie Graham bei der Begrüßung das ungewöhnliche Apartment nennt. Der Brite wohnt mit seiner Frau Andrea mitten im Nirgendwo und lebt vom „Glamping in Paradise“ und dem Verkauf selbstgegossener Kerzen. Er zeigt uns das Innenleben des umgebauten Mercedes-Busses mit Queen-Size-Bett, Küche, Badezimmer, Toilette. Wenn man morgens beim Frühstück oder Abends vor der Veranda verweilt, wo die Nachbarhunde friedlich vorm Bus dösen und unter Kokospalmen oder dem bärtigen Feigenbaum sitzt, nach dem Barbados benannt wurde, fühlt man sich dem Garten Eden verdammt nah.

Am nächsten Tag besuchen wir das Barbados Wildlife Reserve, um Rotfußschildkröten, Maras, Felsleguane und die Barbados-Grünmeerkatzen aus der Nähe zu sehen. Touristen lieben die hübschen Affen, die überall zu sehen sind – Locals und Landwirte hassen sie: „Ich habe schon mal gesehen, dass eine Horde einen Mangobaum in einer Viertelstunde abgeräumt hat“, erläutert Graham den Ärger.

WRACKS UND KORALLENGÄRTEN

Nach vier Tagen im Dschungel freuen wir uns auf Strände und Tauchgänge bei den Sandals. Diese Karibik-All-Inclusive-Resorts sind nicht nur bei Pärchen beliebt, sondern auch bei Tauchern, weil pro Tag zwei Bootstauchgänge mit Ausrüstung im Preis inbegriffen sind. Wir erleben mit der „Friars Crag“ und der „Stavronikita“ zwei Top-Wracks und erfreuen uns vor Maycocks Bay und Shark Bank an satten Korallen-, Gorgonien- und Schwammlandschaften, die von Papageifischen und großen Barrakudas bevölkert sind. Sandwolken unter Wasser: Mehrere Gelbe Meerbarben wühlen den Boden mit Perlenkofferfischen nach Nahrung durch. Zwei Flughähne schwimmen mit ausgebreiteten, azurblauen Flügeln flach über den Grund – die Riffe sind voller Leben!

Mit dem Sundowner in der Hand kann man wunderbar die Tauchgänge Revue passieren lassen und die vielen Krabben am Strand beobachten. Plötzlich sehen wir im Getümmel ein kleines Wesen, das sich mühsam den Weg Richtung Hotel bahnt. Eine Mini-Lederschildkröte! Wir rufen die Hotline an und bringen den Ausreißer zum Wasser. Barbados ist nicht nur bei Schildkröten beliebt: Auf keiner vergleichbaren Insel gibt es 50 Strandbars an 100 Kilometer weißen Traumstränden. Barbados rocks!

Barbados, Flagge, Karibikguide + USA
Karibik Guide

BARBADOS

Britischer Lifestyle in der Karibik. Barbados hat Bilderbuch-Sandstrände und bietet auch einige Leckerbissen für Taucher in kristallklarem Wasser. Im Carlisle Bay Marine Park kann man gleich sechs Wracks in einer Tiefe von 7 bis 15 Metern Tiefe in einem Tauchgang erkunden. Fortgeschrittene Taucher finden die „S.S. Stavronikita“ in 36 Metern Tiefe.

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AKTIVITÄTEN

U-BOOT-TOUR 

Atlantis Submarines

Das U-Boot liegt auf offener See und man wird erst mit einem Transferschiff dort hingebracht. Die Fahrt dauert circa 45 Minuten, die tiefste Stelle der Tour liegt bei ungefähr 45 Metern. Selbst für Taucher ist die U-Boot-Fahrt ein Erlebnis. Für Nichttaucher und solche die mit dem Tauchschein liebäugeln ist es der perfekte Einstieg in die Unterwasserwelt, denn es werden Wracks erkundet und es gibt die typischen Riffbewohner wie Korallenfische, Stachel- und Adlerrochen und natürlich auch Schildkröten zu sehen.

www.barbados.atlantissubmarines.com

PARK

HUNTE’s GARDEN

Hunderte Schilder auf der Insel weisen den Weg: Man muss diesen fantasievollen Park gesehen haben! Tropische Pflanzen werden mit Kunsthandwerk aus aller Welt kombiniert. Anthony Hunte begrüßt jeden Besucher und ermuntert zum Picknick – dazu gibt es reichlich Plätze.

www.huntesgardens-barbados.com

SCHILDKRÖTENSCHUTZ
SEA TURTLE PROJECT

Nirgendwo in der Karibik gibt es so viele Echte Karettschildkröten. Auf Barbados nisten sie von Mai bis Oktober. Lederschildkröten legen zwischen Februar und Juli ihre Eier ab. Der winzige Nachwuchs (Foto) verirrt sich oft an den Ständen. Das Sea Turtle Project schützt die Tiere.
www.barbadosseaturtles.org

Animal Flower Cave 4 www.animalflowercave.com
Barbados Wildlife Reserve 5 www.barbadoswildlifereserve.com
Hunte’s Garden 6 www.barbadoswildlifereserve.com
Harrison’s Cave 7 www.harrisonscave.com
Atlantis Submarines 8 www.barbados.atlantissubmarines.com
Mount Gay Rumtour 9 www.mountgayrum.com
Bajan Food Tour, Bridgetown 10 www.lickrishfoodtours.com

 
BARBADOS INFO 
Der Inselstaat Barbados ist die östlichste Insel der Kleinen Antillen und berühmt für seine Strände, die alle öffentlich sind. Im Nordosten der Insel kommen Naturliebhaber auf ihre Kosten: Mehr als ein dutzend Naturreservate, Tierschutzgebiete und Parks kann man erkunden.

ANREISE
Die reine Flugzeit ab Frankfurt beträgt knapp zehn Stunden. Coronabedingt ist mit längeren Flugzeiten zu rechnen.

KLIMA UND REISEZEIT 

Ganzjährig warm mit mildem Klima. Während der Regenzeit von Juni bis November kommt es zu kurzen, kräftigen Regengüssen. Hauptsaison: Dezember bis Mai.

TAUCHEN
Eco Dive Barbados 1 ist die erste Adresse für relaxte Tauchgänge mit kleinen Gruppen. www.ecodivebarbados.com 

Beliebt sind außerdem Barbados Blue Water Sports www.divebarbadosblue.com
sowie die Seahorse Divers Barbados www.seahorsediversbb.com

WOHNEN
Apartmentunterkünfte wie das „Healthy Horizons“ findet man auf der gut sortierten Visit Barbados-Seite (www.visitbarbados.org) Originell ist die Übernachtung im EcoStay Bus 2 (www.airbnb.de). All-Inclusive-Fans (inklusive zwei Tauchgänge pro Tag) sind die Sandals zu empfehlen. www.sandals.com

MOBILITÄT
Günstig sind die „2-Dollar“-Busse. Mietwagen sind für Dschungel- und Atlantik-Touren 3 die erste Wahl. Linksverkehr!

WÄHRUNG
Der Barbados-Dollar (1 BD = 42 Cent) ist Standard, US-Dollar die Alternative.

VERANSTALTER

www.karibikreisen.com

TOURISTBOARD
www.visitbarbados.org

Bettina Bormann

Geboren in Neustadt an der Weinstraße, aufgewachsen in Hameln, der Rattenfängerstadt. Studium der Sozialwissenschaften in Göttingen (Sozialpsychologie, Soziologie, Kriminologie, Strafrecht, Sozialpolitik), drei Jahre in der kriminologischen Forschung (Sonderforschungsbereich der Uni Bielefeld). Ausbildung zur Mediendesignerin (CDI, Göttingen) und Redaktionsvolontariat. Seitdem fest und frei - PR und Journalismus - heute PR und freie Reisejournalistin. Bettina Bormann lebt und arbeitet seit 1995 in Hamburg.