Kolumne

Keine Fisch-Lobby

750 000 Tonnen Haie und Rochen werden jährlich weltweit abgeschlachtet. Ein Vierteil aller Fische wird als Beifang über Bord geworfen. Leider landen neben Fischen auch andere Meerestiere, Schildkröten, Seevögel und Meeresäuger in den Netzen. Besonders Wale und Delfine werden immer noch gnadenlos und barbarisch gejagt. Die Tierlobby tut sich schwer gegen wirtschaftliche Mechanismen!

Overfishing fish in ices, Brazil

25 PROZENT DER HAIE SIND VOM AUSSTERBEN BEDROHT

Bedrohliche Zahlen: 25 Prozent der Haie sind vom Aussterben bedroht. Nach den Regeln des Washingtoner Artenschutzabkommens (Cites) werden mehr als drei Dutzend Hai- und Rochenarten geschützt. Am 14. November 2022 begann die CITES-Artenschutzkonferenz, bei der die 184 Unterzeichner des Washingtoner Artenschutzübereinkommens zusammenfinden. Im Fokus stehen der Schutz von gefährdeten Wildarten, darunter auch Haie und Rochen. Viele Arten sind durch die massive Überfischung bedroht. Die Bestände der Knorpelfische sind in den vergangenen Jahrzehnten stark zurückgegangen: Ein Drittel der über 1200 Arten ist vom Aussterben bedroht.

Dennoch werden jährlich rund 16 000 Tonnen Flossen importiert. Der Wert liege bei fast 300 Millionen Dollar  im Jahr. Hongkong sei mit Abstand der größte Importeur, gefolgt von Malaysia, China und Singapur. Zusammen machen die Länder rund 90 Prozent der Importe aus.

HAI WIRD ALS SEEAAL UND DOGFISH ANGEBOTEN

Für Haie und Rochen ist Überfischung eine große Gefahr. Anders als andere Fischarten vermehren sich Haie nur langsam. Aber nicht nur die Asiaten sind aktiv: Für Hai- und Rochenfleisch sind Brasilien, Spanien, Uruguay und Italien die größten Importeure. Auch in Deutschland wird Haifisch mit Tarnnamen als „Seeaal“ oder „Dogfish“ angeboten. Tierschützer verlangten bisher vergeblich, solche Produkte zu verbieten.

DELFINJAGD LÄUFT WEITER

Auch den Delfinen geht es nicht besser: Wie jedes Jahr läuft die grausame Delfinjagd in Taiji wieder auf Hochtouren. Von September bis April sind 1700 Delfine zur Jagd freigegeben. Früher färbte sich die Bucht durch das Blut der Meeressäuger rot. Mittlerweile vermeiden die japanischen Fischer blutige Szenen: Die Meeressäuger erhalten einen Stoß mit einer Harpune. Anschließend wird die Klinge herausgezogen und die Wunde mit einem Korken verschlossen. Die Delfine verbluten innerlich – sieht ja keiner.

FARÖER-INSELN SCHLACHTEN JEDES JAHR 1000 GRINDWALE AB

Auch auf den Färöer-Inseln pflegt man blutige Traditionen: Wie jedes Jahr wurden 1000 Grind- und Schweinswale sowie Delfine und  Tümmler barbarisch geschlachtet. Ein Verbot ist nicht absehbar, obwohl Walfang für Mitgliedsstaaten der EU verboten ist.

Auch das Leid der 100 Orcas und Belugas in Russland hat ein Ende. Endlich wurden die Tiere aus dem „Wal-Gefängnis“ in der Bucht von Srednyaya in Russland in die Freiheit entlassen. Die Tiere sollten an chinesische Delfinarien verkauft werden. Bleibt zu hoffen, dass dieser menschliche Irrsinn eines Tages nur noch ein dunkles Kapitel der Geschichte bleibt.

Michael Krüger

Ist in der Medien- und Musikszene als Journalist, Texter und Kreativer aktiv. Nach Studium, Akademie & Volontariat fest oder frei in Redaktionen und Agenturen sowie als Reisejournalist und Artworker tätig. Für seine Reisereportagen wurde er mit mehreren Journalistenpreisen ausgezeichnet.