Film & Musik

Drehorte: Pirates of the Caribbean

Piraten, Bukaniere, Freibeuter oder Korsaren spielten schon immer eine wichtige Rolle in Hollywood: Von der Stummfilmzeit mit Douglas Fairbanks senior über die Schatzinsel und den „Roten Korsar“ mit Burt Lancaster bis zur Blockbuster-Reihe „Pirates of the Caribbean“ um den liebenswert-schrulligen Captain Jack Sparrow. Wo wurden die Filme gedreht? Wir waren auf Spurensuche vor Dominica, St. Vincent und auf den Bahamas.

DIE LOCATIONS VON „PIRATES OF THE CARIBBEAN“

Herumtorkelnd, lallend und charmant: So kennen die meisten Captain Jack Sparrow aus der erfolgreichen „Pirates of the Caribbean“-Reihe. In fünf Filmen kann man Johnny Depp in seiner Paraderolle erleben. Was viele nicht wissen: Viele Szenen im ersten und zweiten Teil wurden auf St. Vincent, Dominica und den Bahamas gedreht. Anfang 2004 bereiste eine Crew US-amerikanischer Scouts die Karibik: Die wenig erschlossene Insel Dominica schien perfekt. 

DIE LEGENDE DER KANNIBALEN

„Kalinagos sind keine Kannibalen!“, ärgert sich Jonathan Vidal immer noch etwas über die Darstellung der Karibenindianer in „Pirates of the Caribbean 2“, der hier gedreht wurde. Sie „verzierten“ ihre Hütten mit den Gebeinen der Verstorbenen – im Prinzip eine andere Art der Bestattung. „Kolonialisten vermuteten, dass sie die zu den Knochen gehörigen Menschen verzehrt haben. Alles nur Legende!“, sagt Vidal. Er war als Location-Scout für den Blockbuster unterwegs. Dominica machte das Rennen, weil die Areale so natürlich und unerschlossen sind. Und die Kalinagos, die letzten Stämme der Kariben, leben im Nordosten der Insel im eigenen Territorium – und sind keine Menschenfresser! Location-Freaks können sich Drehorte wie das besagte Dorf, die berühmte Wasserrad-Szene oder das windschiefe Hexenhäuschen von „Calypso“ ansehen, das man bei der Ruderbootfahrt über den mystischen Indian River sehen kann. Die Unterkünfte der Filmcrew in den „Picard Beach Cottages“ bei Portsmouth sind ebenfalls eine Pilgerstätte: Die Gästehäuser wurden nach der Crew benannt, – das war es dann aber auch. Sympathisch, dass hier keine große Touristenattraktion aus diesem Spektakel gemacht wurde.

WHITE CAY: CAPTAIN JACK SPARROW AUF DEN BAHAMAS

Einige Kampfszenen auf der Isla Cruces wurden auf der abgelegenen Insel White Cay auf den Bahamas gedreht. Drehort Dominica wurde für ein halbes Jahr von rund 600 Mitarbeitern der Disney-Filmcrew bevölkert. 60 davon lebten in Strandhäusern in Portsmouth, direkt am Meer: Die „Picard Beach Cottages“ sind immer noch nach den berühmten Bewohnern benannt. Über jedem Eingang hängt ein Metallschild mit dem Namen der Gäste. Nur Johnny Depp und Orlando Bloom lebten auf einem Schiff, das vor der Küste lag.

 „Fluch der Karibik“ war für die Insel ein Segen: Obwohl die Einwohner Dominicas von dem Glam der Piratenfilme leben, haben sie wenig aus dem touristischen Potenzial gemacht. Viele Locations muss man auf eigene Faust erkunden – einige Drehorte wie das Kanibalendorf wurden  abgetragen.

DER PIRAT AM GRILLSPIESS

Jonathan Vidal gehörte zum Team von Location Scouts für die Disney Produktion. Er fand die Drehorte für die Kampfszene im Wald mit dem großen Rad, das Kannibalendorf, den Strand, an dem die Black Pearl liegt, als die Kannibalen Captain Jack Sparrow jagen, und die Szene, in der die Piraten auf dem Indian River zur Hütte von Tia Dalma/Calypso fahren. Er sagt: „Die Szene, in der Jack Sparrow als Schaschlik-Spieß vom Felsen stürzt, wurde in vier oder fünf Locations auf Dominica gedreht.“ In Touna Village, einem Teil des Kariben-Territoriums baute die Filmcrew das Kannibalendorf aus Teil 2 auf. Die Szene mit Sparrow auf dem Grillspieß und die finale Fluchtszene am Strand wurden auf Dominica abgefilmt. 

FECHTKAMPF IM MÜHLRAD

Am Hampstead Beach wurde die berühmte Szene mit dem Fechtkampf im Mühlrad gedreht, bei der Johnny Depp, Orlando Bloom und Jack Davenport kämpfend durch den Dschungel rollen. Ein weiteres Highlight ist die Titou Gorge, eine wassergefüllte, rund 50 Meter lange Schlucht: Am Ende gibt es einen kleinen Wasserfall, der dieses Areal mit frischem Wasser füllt: Cineasten werden sich an die Szene mit der Piratencrew im zweiten Teil erinnern. Die Dreharbeiten gingen vom März bis zum September 2005. Die Spezialeffekte wurden unter anderem von Industrial Light & Magic (ILM) realisiert. Die bizarre Filmfigur „Davy Jones“ (Halb Krake, halb Mensch mit Hummerscheren) wurde vollständig mit CGI generiert. Fluch der Karibik 2 (US-Titel: „“Pirates of the Caribbean 2 – Dead Man’s Chest) und Teil 3 wurden teilweise parallel gedreht, um Kosten zu sparen. Eine weitere Location sind die Tobago Cays: Hier wurde Captain Jack Sparrow von seiner meuternden Piratenmannschaft.

INDIAN RIVER: CALYPSOS REICH ERKUNDEN

Der Indian River erhielt seinen Namen von den Kalinago, die an dem Ufern lebten und ihn als Zufahrtsweg zum Karibischen Meer nutzten. Der Fluss war für ihren Lebensunterhalt wichtig, da sie ihn zum Transport von Gütern für den Handel mit Seeleuten und entlang der Inselkette verwendeten. Mit seinem Küstenfeuchtgebiet, das von den spektakulären Bwa-Mang-Bäumen dominiert wird, deren imposante Wurzeln das Ufer säumen, ist der Indian River einer der malerischsten der 365 Flüsse Dominicas. Auf der ruhigen Fahrt in handgefertigten Flussbooten kann man die knorrigen Baumwurzeln, die Wildtieren bevökert werden und die wunderschönen Pflanzen beobachten. Dabei wird die Hütte der Zauberin Tia Dalma aus „Pirates of the Caribbean Teil 2“ angesteuert. Zwar wurde die Originalrequisite durch einen Hurrikan zerstört, aber Calypsos Refugio wurde wieder originalgetreu nachgebaut. Flussaufwärts wird die „Bush Bar“ angesteuert. Hier gibt es in den tropischen Gärten es „Dynamite“ – den härtesten Rumpunch der Welt und kleine Snacks der Locals. Auf der Rückfahrt wird meistens gesungen, – der Rum zeigt seine Wirkung!

DIE „FLYING GANG“ IN NASSAU

Filmfans können immer noch einige Drehorte besuchen, allerdings ist von den Kulissen nichts übrig geblieben. „Die Regierung hätte mehr aus diesem Blockbuster machen müssen“, erklärt Anita Bully, Produktionsmanagerin der Dominica Film Commission, die zur Dominica Coalition of Service Industries (DCSI) gehört. Man sieht ihr an, dass sie sich noch immer über die fehlende Weitsicht der Entscheider auf der Insel ärgert. Doch die Argumentation, dass man niemanden habe, der sich um die Kulissen kümmert und dass auch die Versicherungsfrage ungeklärt sei, schlug seinerzeit das Argument, dass man die Orte für den Tourismus nutzen könnte. „Die Dreharbeiten waren für viele Einwohner Dominicas trotzdem ein gutes Business“, lacht Vidal. „Ein Freund von ihm war eigens damit beauftragt, einen Papagei zu den Dreharbeiten zu kutschieren“. Die ganze Insel habe von dem Wirbel auf der Insel profitiert, sagt der damalige Scout vom Team der Disney Produktion Dominica. Das Beste sei allerdings gewesen, das es keine Unfälle oder ähnliches gab – während der halbjährigen, teilweise gefährlichen Drehs gab es lediglich kleine Malheure.

Picard Beach Cottages

www.picardbeachcottages.dm 

Indian River Tour 

https://www.tripadvisor.de/Attraction_Review-g147281-d147742-Reviews-Indian_River-Dominica.html

Private Tour, Pirates of the Caribbean

https://karibikguide.com/wp-admin/post.php?post=2149&action=elementor

Michael Krüger

Ist in der Medien- und Musikszene als Journalist, Texter und Kreativer aktiv. Nach Studium, Akademie & Volontariat fest oder frei in Redaktionen und Agenturen sowie als Reisejournalist und Artworker tätig. Für seine Reisereportagen wurde er mit mehreren Journalistenpreisen ausgezeichnet.