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Sea-Trek & Aquafari

Ohne Tauchschein unter Wasser:  Wer mit „Sea-Trek“ oder „Aquafari“ abtauchen möchte, braucht weder Atemregler noch Ausbildung. Die Luftversorgung erfolgt über einen Helm mit Glaskuppel – der Kopf bleibt unter Wasser im Trockenen. Viele Karibikinseln bieten dieses fantastische Abenteuer an. 

SEA-TREK AUF ARUBA

Okay, etwas merkwürdig sehen die Tauchhelme schon aus. „Mit den Dingern soll man unter Wasser atmen können? Die meisten Gäste, die hier auf der Karibikinsel Aruba „Sea-Trek“ ausprobieren möchten, sind noch skeptisch. Einige haben zwar vorher schon einmal geschnorchelt, aber keiner der Neulinge war jemals für längere Zeit mit Luftversorgung unter Wasser. 

Nur kurze Zeit später steigen die Gäste mit dem 35 Kilogramm schweren Helm auf dem Kopf über eine Leiter in die Tiefe. Die futuristisch gestylten Schalen funktionieren im Prinzip wie eine Taucherglocke. Über einen langen Schlauch wird permanent die dreifach benötigte Atemgasmenge in den Korpus geblasen. Die Pressluftversorgung sorgt für eine erfrischende Brise und klingt, als hätte man einen Whirlpool im Nacken.

UW-ERLEBNISSE OHNE TAUCHSCHEIN

Stufe für Stufe geht es auf den Grund in sechs Metern Tiefe. Der Helm ist groß genug, um die Hand für den wichtigen Druckausgleich an die Nase zu bekommen. Zwei Taucher begleiten die Neulinge während ihres Rundgangs.  Jetzt gibt es kein Zurück mehr. Auf den Bahamas werden sogar „Sea-Trek“-Touren mit Karibischen Riffhaien angeboten. Unter Wasser atmen – der Wahnsinn! So müssen sich Astronauten auf dem Mond fühlen. Kindheitserinnerungen an die Helmtaucher aus Jules Vernes „20 000 Meilen unter dem Meer“ werden wahr. Nur noch mit einem Luftschlauch mit der Außenwelt verbunden, geht es im Gänsemarsch weiter. Die versenkten Metallroste auf dem Grund geben sicheren Halt. Den Kopf muss man waagerecht halten, damit kein Wasser in die Glocke läuft. Bei der Einweisung wurden die Gäste ermutigt, den Schädel nach vorn zu neigen, um ein Gefühl für die Luftblase zu bekommen, denn der Wassereintritt ist weder dramatisch noch unheimlich.

Für die meisten Neulinge ist es ein ganz besonderes Erlebnis, die Oberfläche des Meeres von unten sehen zu können. Ungewöhnlich ist die veränderte Wahrnehmung unter Wasser: Durch die Brechung des Wassers erscheint der Vordermann weiter entfernt, als er tatsächlich ist. Im Wasser ist auch die Ortung von Geräuschen aufgrund der höheren Schallgeschwindigkeit nahezu unmöglich. Das Motorbrummen einer weit entfernten Yacht klingt so nah, als würde das Schiff direkt über den Köpfen kreisen. Verwirrend! 

Links und rechts liegen versenkte Flugzeuge und Schiffe. Ein ehemaliger Drogenfrachter aus Kolumbien ruht hier jenseits der Tiefenrauschgrenze und dient nun Fischen als Unterschlupf. Davor steht eine Bank mit zwei Stühlen wie für ein Unterwasser-Picknick bereit. Riffbarsche und Papageienfische zappeln vor den Sichtfenstern des Helms herum und lunzen neugierig durch die Scheibe. Das Interesse der Fische gilt dabei weniger der trägen Kolonne, sondern den Brotkrümeln, die von den Tauchern direkt vor den Helmträgern verfüttert wurden. Nach 20 Minuten klettern die Gäste an einer Leiter aus dem Unterwasserpark. An Land sind alle hellauf begeistert, die ersten Atemzüge und Schritte unter Wasser gemeistert zu haben. Der ungewohnte Druckausgleich bereitete einigen Gästen anfangs Probleme – aber alle sind hochmotiviert, mehr von der Unterwasserwelt kennenzulernen. Ein Gast meldet sich nach der „Sea-Trek“-Tour gleich für den Padi Open Water-Kurs an. „Ein neuer Taucher ist geboren“, lacht unser Guide.

INFO: SEATREK

Mehr als eine Millionen Gäste haben das UW-Erlebnis ausprobiert. Auch Kinder, Nichttaucher und sogar Nichtschwimmer können das Helmtauchen ausprobieren. Die Tiefe variiert je nach Basis zwischen vier und zehn Metern. Der Gang funktioniert auch mit Brille, weil der Kopf trocken bleibt. Weltweit gibt es 40 Sea-Trek-Basen – der Schwerpunkt liegt in der Karibik. Auf den Bahamas kann man sogar mit Karibischen Riffhaien abtauchen. Kosten: ab 50 Euro. www.sea-trek.com

AQUAFARI & BOND: TOUREN MIT UW-MOTORRÄDERN

Einen Schritt weiter geht es mit Aquafari (auch Mini Submarine Bond, oder Sub genannt). Hier geht man nicht unter Wasser wie bei „Sea-Trek“, sondern fährt mit einem Mini-U-Boot mit Glaskuppel frei durchs Riff. Man kann lenken und beschleunigen – natürlich in überschaubarem Tempo. Die Scooter mit Oberflächenluftversorgung besitzen eine Tariereinheit (Jacketblase) sowie einen Inflator, um die Tauchtiefe ändern zu können. Die Luftversorgung erfolgt ähnlich wie bei Aquafari über eine Pressluftflasche, die Atemgas in den glockenförmigen Glasbehälter bläst. Der Elektromotor treibt dabei wie bei einem Torpedo den Propeller an.

SCOOTER SEHEN AUS WIE 007-GADGETS

An der Pirate Bay Beach auf Curaçao stehen die gelben Mini-Scooter, die wie 007-Gadgets aussehen, an der Rampe bereit. Der Guide erklärt die Funktion und Steuerung. Man sitzt so ähnlich wie auf einem kleinen Jet-Ski – der Kopf bleibt aber unter der Glaskuppel. Mit dem Druck auf den Inflator-Knopf wird Luft in eine Blase gelassen und der Auf- und Abtrieb geregelt. Die Lenkung lässt sich intuitiv bedienen – kinderleicht!

Die Scooter werden ins Wasser gelassen. Jetzt müssen die Gäste kurz untertauchen, um auf dem Vehikel Platz zu nehmen und den Kopf sicher in die Luftblase zu bekommen. Vorher wurden die Unterwasserzeichen erklärt, weil die Kommunikation nur sehr eingeschränkt funktioniert. Auch bei Aquafari sind zwei Taucher permanent bei den Gästen, um sie während der Tour sicher durchs Riff zu begleiten. Über Bojen wird zusätzlich die maximale Tauchtiefe der Scooter bestimmt. Durch die Luftblase sind im Mini-U-Boot austariert wie ein Segway und können nicht kippen. 

MIT TROCKENEN HAAREN ABTAUCHEN 

Die Tour führt entlang einer mit Korallen und Schwämmen überwucherten Steilwand. Mit den gelben Mini-Motorrädern fahren die Taucher durchs Riff. Zurück an Land gibt es nur strahlende Gesichter. „Wow! Habt ihr den merkwürdigen großen Fisch gesehen?“, fragt Simone aus Frankfurt. Der Tauchguide erklärt im Debriefing anhand eines Bestimmungsbuchs welche Meerestiere die Routen der Aquafari-Piloten gekreuzt haben. Für alle Teilnehmer ist die 40-minütige Tour ein einmaliges Erlebnis. Eine Reise in eine völlig andere Welt, die sonst nur Taucher kennen. Auch für brevetierte Taucher ist es interessant, mit trockenen Haaren abzutauchen – selbst mit Brille kann man in die Glocke steigen.

INFO: AQUAFARI / MINI SUBMARINE / SUB / BOND

Mindestalter ist zehn Jahre. Mindestgröße: 1,20 Meter, Höchstgewicht 125 Kilogramm. Frauen während der Schwangerschaft oder Menschen mit Rücken und Herzproblemen, Asthma, Epilepsie, Klaustrophobie oder Diabetes dürfen nicht teilnehmen. Wird auf rund 20 Tauchbasen in der Karibik (z.B. Curaçao, Bahamas, Jamaika) (www.cooldivers.net) angeboten. Kosten: ab 100 Euro. www.aquafari.net

Michael Krüger

Ist in der Medien- und Musikszene als Journalist, Texter und Kreativer aktiv. Nach Studium, Akademie & Volontariat fest oder frei in Redaktionen und Agenturen sowie als Reisejournalist und Artworker tätig. Für seine Reisereportagen wurde er mit mehreren Journalistenpreisen ausgezeichnet.