Steeldrums: Der Sound der Karibik
Steeldrums – nie gehört? Garantiert kennen Sie die exotisch klingenden, unverkennbaren percussiven Sounds der Steel-Orchester aus der Karibik. Steeldrums, auch Pans genannt, sind die einzige Familie chromatischer, akustischer Instrumente, die im 20. Jahrhundert erfunden wurde. Sie stammen aus Trinidad und ihre faszinierende Geschichte ist untrennbar mit der Kultur und Geschichte des trinidadischen Volkes verbunden: Trommeln wurden von den Kolonialisten verboten, also improvisierten die Musiker mit ausrangierten Ölfässern. Auf Tobago kann man den Katzenjammers beim Proben zuschauen und auf jeden Fall eine Steel-Formation live bei der Sunday-School erleben.
Die Sundayschool in Bucco auf Tobago ist eine Riesenparty ohne Eintritt: Hier kann man sonntags ab 21 Uhr zu Steelbands tanzen und Spaß haben! Insider-Tipp: Dem „Pan“-Orchester Katzenjammers kann man im gleichen Ort täglich ab 18 Uhr beim Proben zuhören. Die Stahltrommeln sind heute das Nationalinstrument von Trinidad und Tobago, denn mit den gestimmten Ölfässern umgingen die Schwarzen in den 30er-Jahren das Musikverbot der Kolonialherren und kreierten die unverwechselbaren Sounds. Die Pans wurden zur Stimme eines multikulturellen Volkes und symbolisieren wie Reggaemusik die Befreiung aus der Fremdherrschaft und stehen für Frieden und Freiheit. Irgendwann beherrschten spanische, englische, niederländische und französische Kolonialisten die Insel Trinidad. 1783 wurden afrikanische Sklaven nach Trinidad gebracht, um auf den Zuckerplantagen zu arbeiten. Feste wie Karneval und Canboulay (das Abbrennen der Zuckerrohrfelder) waren auf der Insel sehr beliebt, und als die Sklavenbevölkerung wuchs, wurde afrikanisches Trommeln ein wichtiger Bestandteil dieser Straßenfeste. Als die Sklaverei 1838 abgeschafft wurde, wurden Arbeiter aus anderen Kontinenten importiert, darunter viele aus Ostindien. Mit diesem neuen Zustrom von Menschen und Kultur kamen die Festivals von Hosein und Ramdilla, die beide viel Rhythmus und Trommeln beinhalteten.
TROMMELN WURDEN VON DER HERRSCHENDEN KLASSE UNTERSAGT
TAMBOO-BAMBOO-BEWEGUNG WURDE VERBOTEN
Straßenfeste begannen in den 1860er und 1870er Jahren laut und rau zu werden. Trommeln wurden in den 1880er Jahren von der herrschenden Klasse verboten, aus Angst, dass sie zur Übermittlung geheimer Botschaften verwendet würden. Zu den Paraden und Feiern wurden von den Kolonialisten mehr Melodieinstrumente eingeführt, um das Trommeln zu ersetzen. Aus Protest entwickelte sich die Tamboo-Bamboo-Bewegung, bei der Bambusstücke geschnitten und auf den Boden gestampft wurdeen. Vier verschiedene Instrumente – der Boom, Chandler, Fuller und Cutter wurden von den unteren Klassen als Revolte gegen die Machthaber geschaffen. Diese Kunstform blieb während der 1930er Jahre eine Keimzelle des musikalischen und politischen Ausdrucks.
Unterdrückung und Not spiegelten sich in der Tamboo-Bamboo-Bewegung wider, die schließlich gewaltätig beendet wurde. Die Bands wurden verboten, weil es zu viel rivalisierende Machtkämpfe gab. Also finden die Musiker an fingen Mülltonnen aus Metall und Keksdosen zu Percussion-Instrumenten umzubauen. Metall ersetzte Bambus und die Idee der „Pans“ war geboren.
Während des Ersten Weltkriegs wurde der Karneval in Trinidad und Tobago ausgesetzt, aber die Pan-Sounds wurden weiter entwickelt. Bis 1948 waren 55-Gallonen-Ölfässer von den Ölraffinerien auf der Insel leicht erhältlich. Leute wie Ellie Mannette, Winston „Spree“ Simon und Tony Williams gelten als Pioniere der Steeldrum, die die zwölf Töne der chromatischen Tonleiter auf einem einzigen Pan erzeugen. Als die Karnevalsfeierlichkeiten in Trinidad nach dem Zweiten Weltkrieg wieder aufgenommen wurden, wurden die Steeldrums zu einem wichtigen Bestandteil des Straßenfestes.
VON DEN PING-PONGS ZUR MELODIETROMMEL
Aus den einfachen Ping-Pongs, die nur einen tiefen und einen hohen Tonbereich hatten und wie Percussions gespielt wurden entwickelte sich nach und nach die weltbekannte Melodietrommel. Die Wölbung der Fassböden wurde nach innen gehämmert und die kleinen Tonfelder nach außen. Die ovalen Tonfelder sind wie kleine Mulden auf der Pan verteilt. Exakte Tonfeldstimmungen sind kein Problem: In einem Orchester wird der Umfang von bis zu sechs Oktaven abgedeckt. Steelbands wie die Katzenjammers können also auch typische Orchestermusik spielen. Typisch die Pans als Tenor (Sopran), Double Tenor (Sopran), Double Second (Alto), Double Guitar (Tenor), Triple oder Four Cello (Bariton)
Quadrophonics (Bariton) und den tiefen Bassfässern, die aus Ölfässern gebaut werden und wie die urprünglichen Pans auf dem Boden stehen. Die anderen Pans werden freischwingend an zwei Stativen aufgehängt und mit kurzen Spezialschlägeln mit Gummispitzen gespielt.
KATZENJAMMERS AUS TOBAGO: SEIT 1951 AUF TOGABO AKTIV
Die Katzenjammers sind heute die älteste Steelband Tobagos: 1951 wurde in einem Fischerdorf namens Black Rock auf Tobago eine Band von nur zwölf Jugendlichen gegründet. Es wurde Katzenjammers Steel Orchestra genannt und wurde zuerst von Ethelbert Williams geleitet. Die Band hat ihren Namen von einem beliebten Restaurant und einer Bar in London, die deutsche Küche serviert. 1967 gewann sie als einzige Steelband der Insel die nationale Auszeichnung Tune of Choice. Katzenjammers erlangte 1975 internationale Anerkennung durch eine Tour durch Montreal, Kanada. Die Band ist nicht nur für ihre kraftvollen und energiegeladenen Auftritte bekannt, die die Herzen von Musikliebhabern überall erwärmen.
Zu den jüngsten Erfolgen zählen der zweite Platz beim National Youth Pan Fiesta 2004-Wettbewerb und der erste Platz beim Pan in the 21st Century-Wettbewerb 2008. Sie waren auch Teil einer europäischen Roadshow-Tour, die vom Tobago House of Assembly gesponsert wurde. Ihr bisher größter Erfolg war der erste Platz im National Panorama 2011 Halbfinale und der Gewinn des Nationalen Panorama Finales 2011. Es war das erste Mal, dass sie jemals ein National Panorama gewonnen haben. Früher war es für eine Band aus Tobago sehr schwer, einen so großen Erfolg zu erzielen, aber sie haben bewiesen, dass durch Beharrlichkeit, harte Arbeit und ständiges Üben Träume wahr werden können.