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UW-Hollywood Stuart Cove

Stuart Cove und seine Tauchbasis in Nassau auf den Bahamas sind Anlaufstelle Nummer eins, wenn Hollywood UW-Szenen mit Haien dreht. Cove war nicht nur mit den meisten 007-Darstellern unter Wasser. Am langen Steg seiner Tauchbasis, die in einer wunderschönen Bucht im Südwesten der Insel liegt, dokumentieren zahlreiche Fotos die hohe Promi-Dichte. Wir waren bei der Nassau-Legende zu Besuch.

WARUM SIND DIE INSELN BEI REGISSEUREN SO BELIEBT?

Sie haben es ja selbst erlebt. Die Studiobosse kommen aus demselben Grund her wie die Taucher. Die Bedingungen sind perfekt: warmes Wasser, hervorragende Sichtweiten, Wracks, Steilwände, Riffe mit vielfältigem Leben – und große Haie! 1915 wurde hier der erste UW-Film aller Zeiten gedreht – der Stummfilm „20 000 Meilen unter dem Meer“. Bei uns wurden Szenen mit vielen US-Stars wie Robert Redford, Matt Damon und Tom Hanks gedreht. 

DIE 007-REIHE IST ENG MIT DEN BAHAMAS VERBUNDEN. WANN KAMEN SIE MIT 007 IN KONTAKT?

Das ist mehr als 50 Jahre her. Für „Feuerball“ mit Sean Connery wurden 1965 einige Einstellungen auf den Bahamas gefilmt. Ein Harpunengefecht in einer Höhle wurde auf den Exumas in Szene gesetzt. Einige Szenen wurden auch hier im Clifton Pier in Nassau und auf Paradise Island gedreht. Meine Eltern haben als Statisten mitgearbeitet. Der Film hat die längsten UW-Sequenzen aller Bond-Filme und war in den Kinos eine Sensation. Ich mag den Film immer noch. Nicht nur weil ich absoluter Connery-Fan bin. 

WELCHER FILM WAR IHR ERSTER BOND ALS UW-ASSISTENT?

Mein erster 007-Film als Unterwasser-Assistent war „In tödlicher Mission“ mit Roger Moore. Im Sommer 1977 wurde ich von den Filmbossen als Stunt-Taucher angeheuert. Wie fast schon üblich bei James-Bond-Filmen sollte mit Tigerhaien getaucht werden. Moore wurde bei den Unterwasser-Szenen übrigens gedoubelt. 

WANN HABEN SIE SEAN CONNERY KENNENGELERNT UND KONNTE ER TAUCHEN?

Ich habe ihm und Kim Basinger 1983 für „Sag niemals nie“ das Tauchen beigebracht. Wir sind Nachbarn, denn er lebt seit einigen Jahren hier um die Ecke am Lyford Cay. Connery ist ein echter Gentlemen und sehr mutig. Er war sogar mit einem Tigerhai unter Wasser. Bei diesem Film habe ich bei einer UW-Szene eine brenzlige Situation erlebt. Es sollte in einem Schiffswrack mit einem Fünf-Meter-Tigerhai gedreht werden, den wir dort hineingelockt hatten. Als wir mit Kamera-, Licht- und Sicherheitscrew im Wrack waren, hat das Tier Panik bekommen und ist durchgedreht. Das war nicht lustig, glauben Sie mir. Aber von den Fehlern der Anfangszeit haben wir viel gelernt.

WIE HAT SICH DANIEL CRAIG ANGESTELLT?

Die Arbeit mit Daniel Craig hat viel Spaß gemacht. Meiner Meinung nach ist er nicht nur der härteste, sondern auch einer der besten Bond-Darsteller. 2006 wurde ich für die Dreharbeiten von „Casino Royale“ als Marine Coordinator engagiert. Einige Szenen wurden hier direkt neben meiner Basis gedreht. Bekannt sind Einstellungen mit Daniel Craig vorm Atlantis-Hotel auf Paradise-Island sowie die Fahrt, die vom Compass Point Resort bis zum Ocean Club am Cabbage Beach führt. Craig ist total straight und hat jede Szene ohne Mucken durchgezogen. Er ist sehr professionell und ernst. Er ist irgendwie wie ein Deutscher (lacht).

WENN DAS EIN ENGLÄNDER HÖRT. DEUTSCHSPRACHIGE SCHAUSPIELER VON GERD FRÖBE ÜBER CURD JÜRGENS UND KLAUS MARIA BRANDAUER BIS CHRISTOPH WALTZ SIND JA EHER ALS BÖSEWICHTE DEFINIERT.

Das mit humorlos hab ich nur so gesagt. Aber das ist ja auch das Image. Ich mag die professionelle Art der Deutschen. Ihr könnt auch lustig sein. Und hübsch. Heidi Klum war mit Waren Salma für den Discovery Channel bei uns und mit Riffhaien unter Wasser. Die beiden waren total cool und hatten überhaupt keine Angst vor den Haien. Ich habe auch eine deutsche Lieblingsband. Die Toten Hosen. Ich habe sie vor mehr als zehn Jahren live gesehen, als ich auf der „boot“ in Düsseldorf war, und die fand ich klasse. Wir haben dabei viel Altbier getrunken. 

ICH HABE GEHÖRT, SIE SEIEN ÜBER EINE MUTPROBE ZUM HAITAUCHEN GEKOMMEN. STIMMT DAS?

Wir haben geangelt und viel Kalik (Bahamas-Bier, Anm. d. Red.) getrunken. Einer meiner Kumpels meinte: „Los, lass uns zu den Haien springen!“ Also haben wir das gemacht. Wir kennen ja die Haie seit unserer Kindheit. Natürlich ist nichts passiert. Also kamen wir auf die Idee, auch den Gästen die Angst vor Haien zu nehmen und Tauchgänge anzubieten. Seitdem sind mehr als 30 Jahre vergangen, und es waren eine Million Taucher bei meiner Frau Michelle und mir zu Gast. 

WIE SIND SIE ZUM TAUCHEN GEKOMMEN?

Mein Vater und mein Onkel haben mir das Tauchen beigebracht.

SIND SIE IMMER NOCH VON HAIEN FASZINIERT?

Ich sagte Ihnen ja: Ein Tauchgang ohne Haie ist für mich wie ein Tag ohne Sonnenschein. Wer große Haie erleben möchte, muss auf die Bahamas kommen. Tigerhaie, Hammer- und Bullenhaie oder wie hier mit Karibischen Riffhaien tauchen. Wo gibt es das sonst? 

GAB ES UNFÄLLE BEI DEN HAITAUCHGÄNGEN?

Es ist noch nie etwas Schlimmes passiert. Na klar gab es mal Ratscher oder harmlose Bisse bei zu mutigen Tauchern, die die Haie angrabschen wollten.

ES GIBT KRITISCHE STIMMEN ZU SHARKFEEDS. WIE SEHEN SIE DAS? 

Fütterungen sind Haischutz. Nicht nur, weil die Gäste berichten und Fotos posten und die Haie zu Botschaftern machen. Ich weiß, wie die Riffe aussahen, bevor wir damit angefangen haben. Das ökologische Gleichgewicht stimmt, weil die Jäger nicht herausgeangelt werden. Das funktioniert, weil wir und viele andere vom Hai-Tourismus profitieren. Der Fang ist verboten. Auch das Harpunieren. Deshalb sieht man auch so viele Zackenbarsche – die Lieblingsbeute der Harpunettis. Wir bieten auch Tauchgänge ohne Fütterungen an, wenn Taucher das nicht mögen. Es gibt viele wunderschöne Riffe – und Haie lassen sich bei fast jedem Tauchgang sehen. Ich kann mein Glück gar nicht fassen, dass ich hier lebe, tauche und jeden Tag Haie erlebe. Bleiben Sie länger hier, und Sie werden wissen, was ich meine.

Vielen Dank für das Interview.

TAUCHEN MIT STUART COVE 

Die Basis von Stuart Cove ist groß und gut organisiert. Hier geht es hektisch, aber freundlich und professionell zu. Kein Wunder: Bis zu 200 Taucher sind täglich hier – ein Drittel der Gäste kommt von den Kreuzfahrtschiffen, und die liegen nur vier Stunden in Nassau. Bei Cove werden alle Tauchgäste mit Bussen von den Hotels abgeholt und wieder zurückgebracht. Zwischendurch muss kräftig auf die Tube gedrückt werden, damit zwei Tauchgänge möglich sind. Bereits während der Fahrt werden die notwendigen Formulare ausgefüllt. Nach dem Tauchgang bleibt wenig Zeit zum Verschnaufen, weil die Cruiser-Gäste pünktlich zurück an Bord sein müssen. Mehr als 30 Mitarbeiter arbeiten im Staff von Stuart Cove. Acht große 12-Meter-Tauchboote und kleine Charterboote stehen zur Verfügung. Üblich ist ein sogenannter „2-Tank-Dive“. Der zweite Tauchgang wird optional mit einer Fütterung kombiniert. Das „Shark-Adventure“ (zwei Tauchgänge) kostet 170 US-Dollar.

SCHNORCHEN UND SUB MIT HAIEN

Auch Schnorchler und Nichttaucher können die UW-Welt erkunden. Für Gäste ohne Taucherfahrung gibt es „Subs“: Mini-U-Boote mit Glaskuppel. Man kann lenken und beschleunigen – natürlich in überschaubarem Tempo. Die Scooter mit Atemgasflasche besitzen eine Tariereinheit. Die Luftversorgung erfolgt über einen Helm mit Glaskuppel. Der Kopf bleibt unter Wasser im Trockenen.

www.stuartcove.com

Bettina Bormann

Geboren in Neustadt an der Weinstraße, aufgewachsen in Hameln, der Rattenfängerstadt. Studium der Sozialwissenschaften in Göttingen (Sozialpsychologie, Soziologie, Kriminologie, Strafrecht, Sozialpolitik), drei Jahre in der kriminologischen Forschung (Sonderforschungsbereich der Uni Bielefeld). Ausbildung zur Mediendesignerin (CDI, Göttingen) und Redaktionsvolontariat. Seitdem fest und frei - PR und Journalismus - heute PR und freie Reisejournalistin. Bettina Bormann lebt und arbeitet seit 1995 in Hamburg.