KolumneUmweltschutz

Sinnlose Souvenir-Jagd

Schneckengehäuse, Korallen, Steine und Sand sollten Urlauber besser dort lassen, wo sie hingehören – nicht nur aus ökologischen Gründen. In einigen Ländern drohen hohe Geldstrafen und sogar Gefängnis!

Composition of exotic sea shells

HOHE BUSSGELDER FÜR GEFUNDENE SCHNECKENGEHÄUSE

„Schon ein am Strand gefundenes Schneckengehäuse kann eine Menge Ärger bereiten“, erläutert Alwin Bogan, Pressesprecher des Deutschen Zollfahndungsdienstes. „Vergehen werden dem Bundesamt für Naturschutz gemeldet und oft mit Bußgeldern im dreistelligen Euro-Bereich geahndet“, so Franz Böhmer, zuständig für Vollzugsfragen im Bereich des Artenschutzes des BfN. Das erschreckende Ausmaß der rücksichtlosen Souvenir-Jagd ist auf der Facebook-Seite „Sardinien, ausgeraubt und geplündert“ zu sehen. www.facebook.com/sardegnarubataedepredata

STEIN VOM STRAND MITGENOMMEN – IN DER TÜRKEI IM KNAST GELANDET!

Das Washingtoner Artenschutzabkommen gilt in rund 175 Staaten. Nicht nur beim deutschen Zoll, auch in anderen Staaten kann man Probleme bekommen: Vielleicht erinnern Sie sich an den Fall eines deutschen Familienvaters, der in der Türkei in Haft kam, weil sein Sohn einen angeblich antiken Stein am Strand eingesteckt hatte. Auch Länder wie Ägypten, Griechenland und Russland schützen ihr Kulturgut mit teilweise drakonischen Strafen. „Bei Verstößen sind mehrere Monate U-Haft und Kautionszahlungen von bis zu 10 000 Euro die gängige Praxis“, heißt es beim Auswärtigen Amt.

 

SAMMLUNGEN SCHAFFEN ÜBERSCHAUBARKEIT

Woher kommt die Leidenschaft der Jäger und Sammler? Einige Wissenschaftler halten dieses Begehren für eine  Zwangsneurose – und damit sind nicht nur Müll sammelnde Messies gemeint. Die Komplexität der modernen Gesellschaft wecke den Wunsch nach Überschaubarkeit, die durch Sammlungen erzeugt werden könne.

Und diese Passion macht selbst vor Wegweisern nicht halt: Die Straßenschilder der durch die Beatles weltberühmten Abbey Road oder Penny Lane sowie der legendären „Route 66″ wurden so oft gestohlen, dass sie nur noch lackiert wurden. Auch das Ortsschild des oberösterreichischen Dorfs Fucking ist ein begehrtes Souvenir. Gefährlicher wird es, wenn Stoppschilder oder Andreaskreuze zur Garagen-Dekoration abmontiert werden. Kein Kavaliersdelikt, sondern ein gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr, der mit hohen Geldstrafen und Freiheitsentzug von bis zu fünf Jahren geahndet wird.

WRACK-PLÜNDERER SIND SCHWER ZU ÜBERFÜHREN

Was passiert, wenn Wrack-Plünderer erwischt werden? Wegen der Komplexität und der juristischen Brisanz des internationalen Seerechts ist das schwieriger. Es gibt die UNESCO-Generalkonferenz zum Schutz des Kulturerbes unter Wasser. Das Übereinkommen untersagt jeglichen Handel mit Artefakten von Schiffswracks, die älter als 100 Jahre sind. Wracks sind Denkmale und deren Schutz ist Sache der Bundesländer. Die Zuständigkeit endet außerhalb der zwölf Seemeilenzone. Immerhin gelten einige Wracks als Kriegsgräber und werden durch internationale Konventionen geschützt. Dass dieser Friedhof schwer zu überwachen ist, macht die Jagd für Plünderer umso atraktiver.

BEIM ZOLL INFORMIEREN

Falls Sie unbedingt eine Muschel am Strand mitnehmen möchten, informieren Sie sich unter www.artenschutz-online.de oder schicken Sie ein E-Mail mit Foto und Fundort an info.privat@zoll.de, um keine böse Überraschung zu erleben. Ansonsten halten Sie sich bitte an die goldene Tauchregel: „Take only pictures and leave only bubbles!

SINNLOSE SOUVENIR-JAGD

Michael Krüger

Ist in der Medien- und Musikszene als Journalist, Texter und Kreativer aktiv. Nach Studium, Akademie & Volontariat fest oder frei in Redaktionen und Agenturen sowie als Reisejournalist und Artworker tätig. Für seine Reisereportagen wurde er mit mehreren Journalistenpreisen ausgezeichnet.