Die Affen der Karibik
In der Karibik gibt es keine endemischen Primaten mehr, denn die Antillenaffen (Xenotrichini) sind vor einigen Tausend Jahren ausgestorben. Die heute auf den Inseln lebenden Tiere wurden im 16. und 17. Jahrhundert von Piraten, Seeleuten, Händlern und Sklaven eingeführt. Andere sind zufällig mit schwimmendem Treibgut vom Festland über das Meer auf die Eilande gelangt. Bekannt sind die Grünen Meerkatzen auf Antigua und Barbuda, Barbados und St. Kitts sowie die Mona-Meerkatzen auf Grenada. Es gibt aber auch Brüll-, Kapuziner, Totenkopf- und Wollaffen, die sich regional verbreitet haben. Touristen lieben die drolligen Äffchen, aber die Bio-Invasoren haben ökologische Auswirkungen auf die lokale Tierwelt und die großen Populationen sind auf einigen Inseln zur regelrechten Plage geworden.
GRÜNE MEERKATZEN
Die Grüne Meerkatze (Chlorocebus sabaeus) ist eine Affenart aus der Familie der Meerkatzenverwandten. Sie leben auf Antigua und Barbuda, Barbados und St. Kitts und Nevis in großen Gruppen. Die Populationen sind in verschiedenen Lebensräumen wie Wäldern, Savannen und Flussufern zu sehen und sind auch in den Städten unterwegs. Die Grüne Meerkatze hat ein auffälliges grünes Fell auf dem Rücken, während ihre Brust, ihr Bauch und ihr Gesicht gelblich bis hellbraun sind. Sie sind tagaktiv und leben in Gruppen, die aus einem Männchen, mehreren Weibchen und deren Nachkommen bestehen. Die Affen ernähren sich von einer Vielzahl von Nahrungsmitteln wie Früchten, Blättern, Samen, Insekten und kleinen Wirbeltieren. Auf einigen Inseln haben sich die bei den Touristen belieben Affen bereits zur Plage entwickelt.
LUCIFER-SPRINGAFFE / JAMAIKA-AFFE
Der Lucifer, Schwarzkopf, oder Roter Springaffe (Cheracebus lucifer) ist der nächste Verwandte des Jamaika-Affen (Xenothrix mcgregori), der auf der Karibikinsel beheimatet war. Diese Tiere verschwanden vermutlich im 18. Jahrhundert durch menschliche Einwirkung, Ausrottung und es gibt nur begrenzte Überreste und Berichte über diese ausgestorbene Affenart. Der Lucifer-Springaffe hat einen auffälligen roten Fellmantel und, wie der Name schon sagt, einen schwarzen Kopf. Die Farbe des Fells kann variieren, und es gibt auch Variationen in der Färbung der Gliedmaßen. Der Primat ernährt sich hauptsächlich von Früchten, Blättern, Insekten und anderen Kleintieren. Diese Tiere sind für ihre agilen Bewegungen in den Bäumen bekannt. Sie springen geschickt von Ast zu Ast und bewegen sich durch das Blätterdach der Regenwälder.
MONA-MEERKATZEN
Die Mona-Meerkatze (Cercopithecus mona) ist eine Primaten-Art, die in West- und Zentralafrika verbreitet ist und auf Grenada lebt. Die Mona-Meerkatze ist ein schlankes Tier mit charakteristischen Gesichtsmuster. Der Affe hat ein kurzes Fell, das je nach Unterart unterschiedliche Farben haben kann, darunter Grau, Braun oder Grünlich. Diese Affen leben oft in Gruppen, die als Truppen bezeichnet werden. Diese Verbände bestehen aus mehreren Weibchen, Männchen und ihren Nachkommen. Das Sozialverhalten variiert je nach Region und Umweltbedingungen. Mona-Meerkatzen sind in ihrem Verbreitungsgebiet recht häufig, aber wie viele Affenarten sind sie dennoch verschiedenen Bedrohungen ausgesetzt, einschließlich Lebensraumverlust und Wilderei. Schutzmaßnahmen sind wichtig, um ihre Populationen zu erhalten und zu schützen.
BRÜLLAFFEN
Diese Affen haben eine laute Stimme und können kilometerweit gehört werden und sind in den Wäldern von Mittel- und Südamerika sowie in einigen Teilen der Karibik zu finden. Brüllaffen sind eine Gruppe von Affen, die in Mittel- und Südamerika beheimatet sind. Es gibt vier Arten von Brüllaffen: den Schwarzen, Roten, Mantel- und Kolumbianischen Brüllaffen. Die Rufe der Affen können bis zu zwei Kilometer weit gehört werden. Brüllaffen leben in den tropischen Regenwäldern und ernähren sich hauptsächlich von Blättern, aber auch von Früchten und Insekten. Sie sind die größten Affen in der Neuen Welt und können bis zu zehn Kilogramm wiegen. Brüllaffen sind auch bekannt für ihre prächtigen, farbenfrohen Gesichter, die in verschiedenen Mustern und Farben zwischen den Arten variieren.
KAPUZINER-AFFEN
Diese kleinen Affen sind in den Wäldern von Mittel- und Südamerika sowie in einigen Teilen der Karibik heimisch. Sie haben eine charakteristische Kapuze aus Haaren auf dem Kopf und sind bekannt für ihre Intelligenz und Geschicklichkeit. Die Tiere bewohnen eine Vielzahl von Lebensräumen, darunter Regenwälder, Trockenwälder und Mangroven. Sie sind in Zentral- und Südamerika von Mexiko bis nach Brasilien und Argentinien verbreitet. Auf einigen Inseln der Karibik leben Verbände, die durch Menschen eingeführt wurden.
TOTENKOPF-AFFEN
Diese Affen haben ein unverwechselbares Aussehen mit ihrem schwarz-weißen Fell und dem auffälligen „Totenkopf“ auf ihrem Gesicht. Bekannt sind die Tiere aus den Pippi-Langstrumpf-Filmen: Herr Nilsson, das kleine Totenkopfäffchen, hat die Darsteller beim Dreh gebissen, gekratzt und angepinkelt, weil das Tier Angst hatte. Der Affe war nicht für Filme trainiert, sondern als Haustier einer Stockholmer Familie gehalten worden: Affen sollte man nicht als Haustiere halten!
Totenkopfäffchen bewohnen verschiedene Lebensräume, darunter Regenwälder, Trockenwälder und Mangroven. Die Tiere leben in Gruppen, die als Trupps bezeichnet werden. Diese Gruppen bestehen aus mehreren Männchen, Weibchen und ihren Nachkommen. Die soziale Struktur kann je nach Art variieren. Totenkopfäffchen kommunizieren miteinander durch verschiedene Laute, Körperhaltungen und Gesichtsausdrücke. Die Kommunikation spielt eine wichtige Rolle bei der Aufrechterhaltung sozialer Beziehungen in der Gruppe. Sie sind in Mittelamerika und Teilen von Südamerika, einschließlich Venezuela, Kolumbien und Ecuador, verbreitet – in der Karibik sind sie durch Menschen verbreitet worden.
TAMARIN-AFFEN
Tamarine sind Primaten, die zur Familie der Krallenaffen (Callitrichidae) gehören. Innerhalb der Krallenaffenfamilie gibt es zwei Hauptgattungen: Saguinus (Saguins oder Lisztäffchen) und Leontopithecus (Gold- und Löwenäffchen). Tamarine sind oft klein, haben dichtes Fell und einen langen Schwanz. Charakteristisch sind ihre Krallen an den Fingern und Zehen, die ihnen beim Klettern in Bäumen helfen. Einige Arten haben auffällige Hauben oder Mähnen. Wie viele Primaten sind auch Tamarine durch Lebensraumverlust, Wilderei und andere Bedrohungen gefährdet. Einige Arten stehen aufgrund dieser Faktoren auf der Liste der gefährdeten Arten. Tamarine sind in verschiedenen Teilen Südamerikas beheimatet, darunter Brasilien, Peru, Kolumbien und Teile Venezuelas. Durch die Nähe zur Karibik haben sie sich auf einigen Inseln in kleinen Gruppen angesiedelt – sie sind selten zu sehen, weil sie vorwiegend in tropischen Regenwäldern leben.
SPINNEN-AFFEN
Der Begriff „Spinnenaffen“ ist allgemein und kann sich auf verschiedene Affenarten beziehen, die gewisse gemeinsame Merkmale teilen. Diese Familie umfasst verschiedene Gattungen, darunter Brüllaffen (Alouatta), Spinnenaffen (Ateles), Wollaffen (Lagothrix) und Wollkopfaffen (Oreonax). Häufig wird der Name für Wollaffen verwendet: Das sind Primaten aus der Familie der Atelidae, die in den tropischen Regenwäldern von Mittel- und Südamerika beheimatet sind – Wollaffen haben oft dichtes, wolliges Fell, das ihnen ihren Namen gibt. Sie haben in der Regel einen langen Schwanz, der oft als Greifschwanz fungiert und dazu dient, sich geschickt durch die Baumwipfel zu bewegen. Wollaffen spielen eine wichtige Rolle im Ökosystem, da sie Samen verteilen und zur Verbreitung von Pflanzen beitragen. Ihr Verhalten und ihre Populationsdynamik können Auswirkungen auf die Regeneration und den Zustand des Waldes haben. Die Tier leben in Gruppen, die als Troop oder Party bezeichnet werden. Diese Gruppen können verschiedene soziale Strukturen haben, einschließlich eines dominanten Männchens oder einer matriarchalen Organisation.
LEMUREN
In der Karibik sind Halbaffen, oder auch Lemuren genannt, normalerweise nicht heimisch. Lemuren sind eine Gruppe von Primaten, die hauptsächlich in Madagaskar beheimatet sind und in Afrika und der Komoren vorkommen. Es gibt keine natürlichen Vorkommen von Lemuren in der Karibik – die auf einigen Inseln lebenden Tiere sind durch Menschen eingeführt worden.
AFFENPLAGE IN DER KARIBIK?
Auf Antigua und Barbuda, Barbados und St. Kitts und Nevis sind die Populationen der Grünen Meerkatzen stark gestiegen. Am Strand klauen die Affen gern mal Rumpunch- und Cocktails, wie im BBC-Video zu sehen (oben). Für Landwirte sind die Tiere mittlerweile zum Albtraum geworden. Da es sich um eine invasive Art handelt, haben sie keine natürlichen Fressfeinde. Wenn eine Bande mit 100 kreischenden Affen einen Mango-Baum überfällt oder ein Kartoffelacker plündert ist nach zehn Minuten nichts mehr da. Fallen sind wirkungslos, weil die Tiere schnell die Gefahr erkennen und vermeiden. Die aktuelle Affenpopulation auf St. Kitts und Nevis beträgt 40.000 Tiere. Speziell auf Nevis gehen die Einheimischen davon aus, dass es rund 15.000 Affen gibt. Bei der von der Weltbank geschätzten menschlichen Bevölkerung von etwa 53.000 Menschen besteht auf dem kleinsten Land der westlichen Hemisphäre, ein nahezu eins zu eins Verhältnis von Menschen zu Affen. Die Werbung für Affenfleisch, die im September 2021 vom Ministerium für Landwirtschaft, Fischerei und Meeres-Ressourcen von St. Kitts veröffentlicht wurde, sorgte für reichlich Diskussionsstoff. Kaum ein Tourist weiß, das die etwa ein Drittel der Einheimischen Affenfleisch essen, das hier „Baumhammelfleisch“ bekannt wird. Auch auf Barbados werden die Affen gejagt – allerdings sind die Bemühungen, die Anzahl der Tiere einzudämmen bisher erfolglos. Die Populationen wachsen weiter – auch bedingt durch den Tourismus, denn Urlauber kennen die Probleme der Landwirte nicht, die gegen die intelligenten Primaten chancenlos sind.
ZERSTÖRUNG DES LEBENSRAUMS DURCH MENSCHEN
Auch wenn die possierlichen Bio-Invasoren auf einigen Inseln nichts zu suchen haben sollte nicht vergessen werden, das viele Primaten-Arten durch die Rücksichtslosigkeit der Menschen ausgerottet wurden. So wie der Jamaika-Affe vermutlich im 18. Jahrhundert verschwand, wurden durch die Zerstörung des Lebensraums viele Arten bedroht. Ihre Geschichte verdeutlicht die Bedeutung des Naturschutzes und der Erhaltung von endemischen Arten, um das Aussterben von Arten zu verhindern.