RUM

Rum

Ohne Rum läuft in der Karibik nichts. Dabei war die Spirituose ein Abfallprodukt der Zuckerproduktion: Das „Weiße Gold“ brachte lange Zeit mehr Profit als die Rumbrennerei, bis der einst verpönte „Sklavenfusel“ die Welt eroberte. Der größte Teil der Produktion wird aus der Melasse hergestellt. Beim „Rhum Agricole“, der französischen Variante, dient der Saft des Zuckerrohrs zur Herstellung. Rum war Treibstoff für Seefahrer und Piraten und hat sich durch mehrfache Destillation und Lagerung in Eichenholzfässern zu einer vielseitig verwendbaren und hochwertigen Spirituose entwickelt.

The bartender pours the dark golden rum

ZUCKERROHRSCHNAPS GEGEN SKORBUT UND ALS TAUSCHMITTEL FÜR MENSCHEN 

Die Geschichte des Rums ist ein Spiegel der Karibik-Historie: Vom rauhen Trank der Freibeuter hat sich der Zuckerrohrschnaps zum beliebten Drink entwickelt: Pur, one the Rocks oder als Cocktail. Die Seefahrer müssen früher echte Alkoholiker gewesen sein: Die Royal Navy teilte den Seeleuten täglich eine Ration von einem halben Liter Rum zu, denn der Schnaps  war sauberer als Trinkwasser, beugte Infektionen vor und hob die Laune der Mannschaft. Seit 1740 wurde auf Anordnung von Admiral Vernon, der „Old Grog“ genannt wurde, Rum mit Wasser und Zitrone gegen Skorbut vermischt. Deshalb heißt der Klassiker auch Grog! Rum war auch eine Währung und die Kolonialherren tauschten die Spirituose gegen Sklaven. Für ein 500-Liter Fass Rum konnte man einen Zuckerrohrarbeiter für die Plantagen kaufen. Auch in Amerika wurde die Destillation ein riesiger Wirtschaftszweig. Auf Kuba entwickelte Don Bacardi ein Verfahren, um den Rum durch mehrfache Destillation milder und bekömmlicher zu machen. Während der Prohibitionszeit lockte Pan American US-Amerikaner für ein Partywochenende nach Kuba, um dort „in Bacardi-Rum zu baden“. Kuba wurde zum Vergnügungsviertel der USA, bis Castros Rebellen das Treiben beendeten. 

MEHRFACHE DESTILLATION UND REIFE IN EICHENFÄSSERN

Auf dem anfänglich einfach herstellten, hochexplosivem Schnaps mit 73 Vol-%-Alkoholgehalt entwickelte sich immer mehr eine vielseitig verwendbare Spirituose für Longdrinks und Cocktails. Der Alkoholgehalt wurde step by step von mehr als 60 auf 55, 50 und 40-Vol-% gesenkt. Durch die Reife in Eichenholzfässern verdankt der Rum seine braune Farbe und die köstlichen Vanille- und Zimtaromen.

MARTINIQUE IST WELTBERÜHMT FÜR EXCELLENTEN RUM

Um Kosten zu sparen werden bei billigeren Produktionen Chips, also Holzspäne eingesetzt oder Karamell und Aromen zugegeben. Apropos: Beim bekannten Deutschen Jamaika-Rumverschnitt reicht ein Anteil von 5% (!) echten Rums. Der Rest ist Wasser und Industriealkohol. Ganz anders der Rhum Agricole der auf Guadeloupe und Martinique hergestellt wird. Kenner halten den Rum für die besten Sorten der Welt. Auf Martinique wurde die Neisson Brennerei im Jahre 1932 gegründet. Der Neisson Rum ist weltbekannt und steht für überragende Qualität.

WIE WIRD RUM HERGESTELLT: WELCHE ART IST BESSER? TRADITIONNEL ODER AGRICOLE?

 Als Rum darf eine Spirituose mit mindestens 37,5% bezeichnet werden. Das Destillat entsteht bei allen Rumsorten auf Erzeugnissen aus Zuckerrohr. Entweder wird frisch gepresster Zuckerrohrsaft oder Melasse für die Herstellung verwendet. Die Melasse ist ein zähes schwarzes und klebriges Nebenprodukt, das bei der Zuckerproduktion abfällt und an Zuckerrübensirup erinnert und auch ähnlich schmeckt.  Der beste Rum soll der sogenannte Rhum Agricole sein, der auf Guadeloupe und Martinique hergestellt wird. Diese Spirituose unterscheidet sich vom herkömmlichen Rhum Industriel bzw. Rhum Traditionnel dadurch, dass er nicht aus Melasse gewonnen wird. Stattdessen presst man aus dem frisch geernteten Rohstoff Zuckerrohrsaft. Die drei wichtigsten Phasen, die ein Rum durchläuft, sind die Gärung der Rohstoffe, die Destillation sowie die abschließende Reifung.

IST WEISSER ODER BRAUNER RUM BESSER?

Der optische Eindruck ist kein Maßstab für die Qualität:  Die Farbe kann mit Zuckercouleur und Aktivkohlefilter verändert werden. Billiger Weißer Rum wird gern mit Zuckercouleur gefärbt, um die attraktive, braune Färbung zu bekommen. Einfacher braunem Rum kann mit Aktivkohlefiltern zu Weißem Rum verarbeitet werden. Deshalb ist die Farbe alleine kein Maßstab für die Qualität.

DIE BIG-PLAYER: BACARDI VS. HAVANA CLUB 

Viele orientieren sich an berühmten Rumorten wie Bacardi und Havana Club. Havana Club wird seit 1935 auf Cuba produziert. Pernod Ricard hat ab 1993 den internationalen Vertrieb übernommen: Der Rum belegte 2007 auf der „Impact ranking of international Premium spirits brands“ einen Platz unter den ersten 30 weltweit meistverkauften Spirituosen. In Deutschland sind der „Añejo 3 Años“ und der „Añejo 7 Años“ die meistverkauften Produkte von Havana Club. Die goldgelbe Farbe ist für viele Billigprodukte das visuelle Vorbild für die Färbung mit Zuckercoleur. Bacardi Limited mit Sitz auf den Bermudas, gehört mit der gleichnamigen Rum-Marke zu den meistverkauften Spirituosenmarken der Welt. Beliebt ist der Bacardi Oakheart, der mindestens 12 Monate in in ehemaligen Bourbon-Fässern aus amerikanischer Weisseiche gelagert wird. 

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COCKTAILS

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DIE DESTILLATION SOWIE DIE LAGERUNG SIND EXTREM WICHTIG

Die Lagerung ist daher extrem wichtig. Deshalb sollte man Rum in ungereifte und gereifte Rums nach Lagerzeiten unterteilen, um die Qualität beurteilen zu können. Dabei ist es wie bei Wein und Cognac wichtig, in welchen Fässern die Spirituose gelagert wird. Und ob der Rum tatsächlich in Barrique-Fässern gelagert wird oder in Stahltanks mit Beigabe von Oak-Chips. Guter gereifter Rumhat einen würzigen und rauchigen und weichen Geschmack, der die Gewürze und den Rum-Charakter voll zur Geltung bringt. Trockenfrucht-Aromen, süßen, cremigen Butterscotch-Geschmack … die Bandbreite ist ähnlich wie bei Wein. Cognac ist nochmal eine andere Liga, aber hervorragender Rum kann sich auch mit guten Cognac-Sorten messen.

 DIE RUMPUNSCH IST DER KLASSIKER DER INSELN: MIT ANGOSTURA

Die Caribbeans lieben Rum pur als Ti-Punch wie auf Guadeloupe. Nur so können Kenner die Qualität des Rums genießen. Der absolute Klassiker der Karibik ist allerdings der recht einfache Rumpunsch. Dazu wird Rum mit Fruchtsäften, Angostura, Gewürzen sowie geheimen Zutaten gemixt – jede Insel hat ihren eigenen Punsch. Der weltbekannten Angostura-Bitter wurde übrigens vom dem deutschen Arzt Dr. Siegert, Anfang des 19. Jahrhunderts als Malaria-Medikament entwickelt und von den Seefahrern in kleinen Dosen in ihren Genever oder Gin gegeben, um diesen nicht pur trinken zu müssen. Hergestellt wird der Angostura Bitter heutzutage von der Firma Angostura Ltd., die auch für ihren Rum berühmt ist. Der Geschmack ist würzig, süßlich, floral, herb und leicht fruchtig und sollte in keinem Drink fehlen – mit 45% ist Angostura nicht gerade ein alkoholisches Leichtgewicht!

 FAST JEDE INSEL HAT IHRE EIGENE RUMDESTILLE

Jede Insel hat ihren eigenen Cocktail und die meisten haben auch eigene Destillen – unbedingt ansehen sollte man sich die Mount Gay Rum Mount Gay Distilleries Limited auf Barbados. Mount Gay wird seit 1703 produziert und die ältester Brennerei der Welt. Mount Gay ist erhältlich in den Varianten Eclipse (, Black Barrel (2–7 Jahre alt), XO (7–15 Jahre alt) und 1703 Master Select. 

HEMINGWAY LIEBTE DIE KARIBIK UND RUM-COCKTAILS! 

Von Ernest Hemingway stammt der Ausspruch aus Havanna, Kuba  „My Mojito in La Bodeguita, my Daiquiri in El Floridita“ („Meinen Mojito in der Bodeguita, meinen Daiquiri in der Floridita“). Das wären dann schonmal mindestens zwei Drinks bevor es zum Sundowner geht. An der Theke im Barraum des El Floridita sitzt eine bronzene Figur von Hemingway, die von den Barkeepern des El Floridita jeden Tag einen Daiquiri vorgesetzt bekommt. Unbedingt mal an den Autobahnstops oder am Strand einen Piña Colada bestellen. Das ist keine Zuckerpampe mit Sahne und Schädelgarantie, sondern wird hier frischen Ananas, frischer Kokusnuss und ohne Sahne oder Zucker als Frozen Drink in der Eismaschine gemacht – einfach nur lecker!

LONGDRINKS, COCKTAILS UND SHOTS: OHNE RUM LÄUFT HIER NCHTS

Wichtig für die Partylaune und den karibischen Lifetyle: Ohne Rum läuft in der Karibik nichts. Meist trinken die Locals Bier, Smoothies, Shots, Longdrinks oder Cocktails. Auf den ABC-Inseln, speziell auf Curaçao muss man natürlich den berühmten echten Blue Curaçao probieren. Wer beispielsweise auf den Bahamas nicht gleich nach dem ersten Drink unter dem Tisch landen möchte, sollte „European-Style“ bestellen. Wenn man hier in einer Bar einen Drink bestellt, besteht der zu 80 Prozent (!) aus Alkohol. Vorsicht ist angesagt.  Auf Tobago trinken „nur Mädchen“ den 40%-igen weißen Rum. Männer den 70%-igen!

BARBEQUE UND COCKTAIL-STAND DER LOCALS: UNBEDINGT AUSPROBIEREN!

Keine Scheu oder Berühungsängste wenn Sie auf den Bahamas ein paar Locals sehen die Barbeque und Cocktails für schmales Geld am Strand verkaufen. Nicht nur für Touristen – die Locals essen, trinken und feiern zusammen, spielen Domino, hören gern laut Musik. Das ist Karibik-Lifesytele. Das gibt es nur hier!

Professional bartender pouring rum into cocktails at bar, pub or restaurant