Reiseberichte

BVI: Best of Karibik

Bilderbuchstrände, einsame Buchten umsäumt von malerischen Granitfelsen, Segelboote schaukeln sanft im kristallklaren Wasser – Urlaubsfeeling pur! Und vor den Britischen Jungferninseln lässt sich auch ganz wunderbar abtauchen.

BVI’S: INSELN DER SUPERLATIVE UND SEGLERPARADIES

Nicht kleckern sondern klotzen – die Inselgruppe am nördlichen Ende der Kleinen Antillen spart nicht an Superlativen. Der liebenswerte Archipel der British Virgin Islands – kurz BVI – gilt mit seinen grün bewachsenen Vulkanhängen als einer der schönsten und ursprünglichsten und brilliert mit der geringsten Kriminalitätsrate in der gesamten Karibik. Von Seglern wegen beständig moderaten Winden und unzähligen geschützten Liegeplätzen seit jeher hoch geschätzt, gilt das Britische Überseegebiet auch als Steuerparadies ersten Ranges. Mit über 800.000 registrierten Briefkastenfirmen bei einer Gesamtbevölkerung von gut 30.000 Bewohnern stellt es die bekannteren Cayman Islands bei weitem in den Schatten. 

HERAUSRAGENDE TAUCHDESTINATION VOR FANTASTISCHER KULISSE

Aber nicht nur finanzmäßig lässt es sich hier ganz vorzüglich untertauchen. Vor allem Virgin Gorda – eine der 16 bewohnten von den rund 60 Inseln – gilt als herausragende Tauchdestination. Auf einem der auffallend geräumigen Tauchschiffe von Dive BVI, der größten und ältesten Tauchbasis des Landes stechen wir vom Yachthafen in Spanish Town in See.  Nur wenige Bootsminuten sind es bis zum bekanntesten Tauchspot des Arichpels, dem Wrack der RMS Rhone. Der knapp 100 Meter lange Britische Dampfsegler lief 1865 als eines der ersten Stahlschiffe überhaupt vom Stapel. Noch dazu wurde als sensationelle Neuerung eine Schiffschraube aus Bronze verbaut. Unglücklicher weise fiel der quasi kleinere Vorläufer der Titanic bereits zwei Jahre später einem schweren Hurrikan zum Opfer und mit ihm – je nach unterschiedlichen Angaben – bis zu 300 Menschenleben. Auch noch so dicke Stahlplatten konnten in den schäumenden Wogen den massiven Riffen des kleinen Salt Island zwischen Virgin Gorda und seiner Nachbarinsel Tortola nichts entgegensetzen. Einziger Trost: hundert Jahre später wurde der Untergangsort zum ersten und bislang einzigen Meeres-Nationalpark erhoben. Breite Aufmerksamkeit widerfuhr dem einstigen Passagier- und Postschiff jedoch erst 1977 durch den Kinofilm „Die Tiefe“, als Jacqueline Bisset im durchscheinenden T-Shirt auf Schatzsuche durch den Schiffsbauch schweben durfte.

 

British Virgin Islands, Flagge, Karibikguide + USA
Karibik Guide

BRITISH VIRGIN ISLANDS (BVI)

Die Jungfraueninseln wurden brüderlich zwischen England (BVI) und den USA (USVI) aufgeteilt – beide stehen bei Seglern, Surfern und Tauchern hoch im Kurs: Karibik aus dem Bilderbuch!

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VIELFÄLTIGE UND ABWECHLUNGSREICHE TAUCHSPOTS

Heute ruht der einstige Stahlkoloss in zwei Teile zerbrochen zwischen 6 und 24 Meter Tiefe und benötigt  mindestens zwei ausgedehnte Tauchgänge um seine wahren Schätze zu bewundern. Farbenprächtige Schwämme, Gorgonien-Wedel und –Fächer, Hart- und Weichkorallen hüllen das Wrack in einen dicken flauschigen Mantel. Unzählige, teils knallbunte Röhrenwürmer, Krabben und Garnelen sowie natürlich jede Menge an Fisch haben dem künstlichen Riff Leben eingehaucht. Wir schwimmen hinab zum tiefer liegenden Bug wo uns fast schon kitschig schön eine Eskorte aus Kaiser- und Soldatenfisch empfängt. In den Schatten der ausladenden Bugspitze drängt sich ein riesiger Pulk an gelben Barben und gibt kaum die Sicht frei auf die dicke Kruste von orangen Nelkenkorallen dahinter. Etwas abseits liegen im Sand die Reste der einstigen Dampfmaschine, der riesige würfelförmige Kondensator sowie Teile eines Kessels. Ein bunt gemischter Schwarm aus Schnappern und Grunzern, Soldatenfischen und Riffbarschen schmiegt sich an die schützenden Strukturen, ein stattlicher Barrakuda ruht stoisch weit draußen im Freiwasser und selbst ein Riffhai schaut kurz für eine Stippvisite vorbei. Wieder zurück beim Rumpf umkreist uns eine Schule Stachelmakrelen bis wir durch eine einstmals sicherlich scharfkantige Öffnung in den Schiffsbauch eindringen. Inzwischen dick und weich bis zur Unkenntlichkeit bewachsen, geht es ohnehin nur wenige Meter hinein.

BLÜHENDE UNTERWASSERWELT  IN BUNTEN KORALLENGÄRTEN

Nach kurzer Oberflächenpause nehmen wir uns das Heck vor, von dem auf den ersten Blick nur mehr ein Wirrwarr von Stahlteilen übrig ist.  Kein Wunder, wurde es doch bereits 1950 von der Royal Navy gesprengt um wegen seiner geringen Tiefe den Schiffsverkehr nicht zu gefährden. Highlight ist die riesige Schiffschraube die halb im Riff zu stecken scheint und vor allem auf ihren beschatteten Seiten ebenso bunt bewachsen ist wie der Rest. Mit lediglich 6 Meter Tiefe ist sie auch für Schnorchler ein attraktives Ziel, zumal sich hier gerne Schildkröten, Stachelrochen sowie der ein oder andere Barrakuda aufhält. Uns Tauchern bleibt ein kurzer Tunnel, geformt aus Schiffstrümmern oder auch ein Rest vom Laderaum vorbehalten, der sich wegen seiner blühenden Kelchkorallen und oft auch winzigen Nacktschnecken besonders für Makroliebhaber anbietet. 

 

THE BATH: ATEMBERAUBENDE TRAUMSTÄNDE

Wieder zurück im beschaulichen Spanish Town – dem größten Dorf der Insel – besuchen wir erst mal den örtlichen Supermarkt. Hier kann man sich in der integrierten Garküche auch kostengünstig und lecker selbst versorgen, denn die BVI’s sind leider auch bei den Restaurantpreisen in den oberen Rängen zu finden. Den Nachmittag nützen wir für einen Besuch der bekanntesten Sehenswürdigkeit der Insel. „The Bath“ gilt als schönster Strandabschnitt des gesamten Archipels und lässt sich am ehesten mit dem weltbekannten Strand auf der Seychelleninsel La Digue vergleichen. Ebenso wie dort umschmeicheln riesige Granitblöcke einen palmbestandenen Traumstrand aus goldgelbem Sand. Nur im Gegensatz zu den Seychellen reiht sich hier ein solch malerischer Granitblockstrand an den nächsten! „The Bath“ ist der bekannteste und leicht von Land aus zugänglich. Angrenzend liegen einige ähnliche Strandabschnitte die jedoch entweder nur vom Meer oder über Privatgrundstücke betreten werden können. Ein mal dort, kommt man schwer aus dem Staunen heraus. Ein Fotomotiv toller als das nächste. Hier fällt es wirklich schwer die Kamera abzulegen um den eigentlichen Strand zu genießen. Und es lohnt unbedingt Maske und Schnorchel mitzunehmen! Im kristallklaren Wasser zwischen den überdimensionalen Granitblöcken zu schwimmen, die teils an monströse Murmeln oder kunstvolle Skulpturen erinnern, macht richtig Spaß! Oft huscht auch ein Stachelrochen, ein Trupp junger Makrelen oder gar eine Schildkröte über den sonnendurchfluteten Sandgrund. Tipp um etwaige Anstürme von Kreuzfahrtschiffsbesuchern zu vermeiden: erst nach 15.00 Uhr kommen und unbedingt bis zum Sonnenuntergang bleiben!

DIE BVI’S SIND EIN ECHTES TRAUMZIEL IN DER KARIBIK

Am nächsten Morgen geht’s mit dem Tauchschiff wieder nur kurz raus zum Spot Carval Rock. Wir schweben durch eine sanft abfallende Karibiklandschaft, voll gestopft mit beigen Gorgonienbüschen, wallenden Wedeln, ausladenden Ästen, breiten Fächern und jeder Menge bunter Schwämme dazwischen. Falter- und Drücker-, Kaiser-, Soldaten und Lippfische prägen das Bild, Langusten und Muränen lugen aus kleinen Höhlen und Überhängen hervor und sogar einem majestätisch vorüberziehenden Adlerrochen begegnen wir. Leider auch einer ganzen Reihe der andernorts so beliebten Rotfeuerfische. Bei der mit ihren bizarren Stacheln, ihrer Farbenpracht und gemächlichen Schwimmweise so unschuldig aussehenden Tieren handelt es sich jedoch um eine invasive Art die in der Karibik nichts verloren hat. Im Gebiet der BVI’s erst seit 2008 dokumentiert vermehren sich die Feuerfische explosionsartig und stellen eine ernste Bedrohung für das ökologische Gleichgewicht dar. Sie von Tauchern mit kleinen Harpunen zu jagen ist ein Schritt in die richtige Richtung aber vermutlich nicht die Lösung. Zumal hat es sich hier scheinbar noch nicht herumgesprochen hat, dass sie ganz hervorragend schmecken. Leider kommen sie jedoch hier noch kaum auf den Grill sondern werden meist im Wasser zur Freude von Haien und großen Muränen zurückgelassen. Wie auch immer – unser heutiger Guide hat keine Harpune mit dabei und so bleibt uns nur Fotos zu schießen.

Die nächsten Tage bekommen wir noch künstlich versenkte Wracks, Untiefen, bunt bewachsene Überhänge, vor allem aber flache Korallengärten zu Gesicht. Gemütliches „Easy Diving“ ist angesagt, aber immer auch gespickt mit etwas Großfisch wie Karibische Riffhaie, Ammenhaie, Schildkröten und Barrakudas. 

Wem eine Insel nicht genügt, dem seien zusätzlich ein paar Tage auf der Hauptinsel Tortola empfohlen, die sich mittels Fährverbindung leicht erreichen lässt. Deutlich größer, nicht ganz so cool und locker wie auf Virgin Gorda, mehr (Nacht-)Leben, und falls das alles nicht reicht, kann man auch hier noch ganz gut abtauchen.

FAZIT:

Die BVI’s sind ein absolutes Traumziel in der Karibik! Neben lohnenswerten Tauchspots ist vor allem auch die Oberwasserwelt eine wahre Augenweide. 

 

 

 WOLFANG PÖLZER  Web: www.unterwasser-fotos.com

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Wolfgang Poelzer

Der gebürtige Österreicher hat sich schon bald nach dem Studium der Meeresbiologie auf Unterwasserfotografie spezialisiert und die Fotografie zu seinem Beruf gemacht. Der vielfach preisgekrönte Fotograf lebt und wirkt in einem kleinen Dorf bei Salzburg. Von hier aus erkundet er seit über 25 Jahren als freier Reisejournalist und Fotograf im Auftrag von Tauchmagazinen, Reiseveranstaltern und Tourismusorganisationen die Welt. Daneben hält er Vorträge, gibt Fotokurse und fotografiert regelmäßig Babys in heimischen Pools. Fast immer mit dabei: seine Frau und langjährige Mitarbeiterin Barbara.