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Guadeloupe: Charmant und vielseitig

.„Très française“ präsentiert sich Guadeloupe. Ökotourismus mit Tauchen & Trekking auf Guadeloupes wilder Seite Basse-Terre. Grande-Terre und die Inseln für Strandurlauber. 

Wir befinden uns im Jahre 2014. Die ganze Welt spricht Englisch. Alle? Nein! Ein kleines gallisches Dorf namens Frankreich weigert sich beharrlich, mit Touristen in einer anderen Sprache als der eigenen zu kommunizieren. Das gilt selbstverständlich genauso für alle Überseegebiete, den „Départements d’outre-mer“, wie Guadeloupe. Selbst am Flughafen verstehen einige Mitarbeiter nur Französisch. Aber es ist nicht nur die Sprache: Die Lebenskultur der „Grande Nation“, das Savoir-vivre, haben die meisten Insulaner aufgesogen wie ihre Muttermilch.

AUS DER VOGELPERSPEKTIVE EINE AUSGEKLAPPTE AUSTER

„Nirgendwo ist Frankreich schöner als auf Guadeloupe“, sagt Jaco Nadal mit einer Inbrunst, als würde er gleich die Marseillaise schmettern. Seine Tauchbasis Centre de Plongée des Ilets liegt auf der wilden Seite, direkt am Karibikstrand in Bouillante. Aus der Vogelperspektive erinnert die Insel an eine aufgeklappte Auster: Einheimische nennen sie liebevoll „Papillon“, Schmetterling. Beide Flügel sind dabei sehr gegensätzlich: Der westliche Teil namens Basse-Terre ist grün und wild wie Dominica – Grande-Terre auf der östlichen Seite ist flach und touristischer mit vielen Stränden und Badehotels. Guadeloupe hat nicht nur den größten Nationalpark der Karibik, sondern mit dem Rèserve Cousteau auch Frankreichs einzigen Unterwasserpark. 

JACQUES COUSTEAUS UW-PARK

Nadal lehnt lässig am pinkfarbenen Tresen und zeigt auf eine kleine Inselgruppe gegenüber der Basis. „Jacques Cousteau bezeichnete das Gebiet um die Insel Ilet Pigeon als das schönste Tauchgebiet der Welt“. In den 50er-Jahren drehte der UW-Pionier den Film „Die Welt der Stille“. Und in diesem prominenten Areal wird heute getaucht: Mit dem Boot geht es in knapp zehn Minuten zu dem kleinen Archipel. Bunte Korallenwälder mit riesigen Gorgonien und Fischschwärmen. Die versenkte Jacques-Cousteau-Steinskulptur darf bei keinem UW-Schnappschuss fehlen. „Die Spots sind hier und auf der ganzen Insel sehr vielfältig“, schildert Nadal. „Es gibt Wracks an der windgeschützten Westküste, einen Stachelrochen-Spot im Süden sowie die Grotten von Port-Louis. Schildkrötenfans steuern Marie-Galante an und Tiefseecanyons gibt es auf der Insel La Désirade zu sehen. Die Natur und die weißen Sandstrände sind der absolute Wahnsinn“, so der Basis-Boss.

ERSTKLASSIGE KÜCHE AUF DER FRANZÖSISCHEN KARIBIKINSEL

Keine zehn Minuten Autofahrt von der Tauchschule entfernt führt eine steile Straße hinauf zum Paradis Créole. „Wollt ihr heute im Restaurant essen?“, fragt die Bedienung mit Shirt und Flip-Flops. Sieht entspannt aus. Inhaber Fréderic Massieu schlurft die Treppen hoch und zeigt die eher einfachen Unterkünfte mit tollem Balkon. Von den Zimmern aus genießt man einen fantastischen Meerblick. „Wenn ihr mich sucht, klingelt“ … und mit einem lockeren „‚Salut“ verschwindet er auch schon wieder. Eine vergleichbare Unterkunft in deutschen Gefilden würde in der eigenen Küche deftige Hausmannskost anbieten – hier ist das ganz anders: Das Frühstück beginnt zwar französisch-spartanisch mit Croissants und Café au Lait, aber abends werden auf den kleinen Holztischen Drei-Gänge-Menüs und französische Weine kredenzt, dass Genießer nur so mit der Zunge schnalzen. Eine Fusion aus galizischer, indischer und kreolischer Küche mit frischen Kräutern, Vanille und exotischen Gewürzen wie Kardamom und Safran. Als Digestiv gibt’s einen Rhum Agricole, der aus reinem Saft von frisch gepresstem Zuckerrohr gewonnen wird. 

Nightlife und Kultur sind auf der Insel kein Fremdwort. Die Hauptstadt Pointe-à-Pitre ist keine Schönheit – aber abends geht es in den Bars und Restaurants mit Livemusik lebhaft zu. Reggae spielt eine Nebenrolle. Zouk, eine Fusion aus karibischen und europäischen Beats, gibt es überall zu hören. 

Karibik Guide

GUADELOUPE

Guadeloupe begeistert mit französischem Flair: Basse ­Terre bietet Dschungellandschaften und Grand Terre ist ideal für Strandurlauber.

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NATURERLEBNIS BASS TERRE

Jetzt ist erstmal Canyoning im Nationalpark Basse-Terre angesagt: „Ein sportlicher Naturtrip mit Sprüngen“, verspricht Dousset Olivier, von Canyon Guadeloupe begeistert. Das Trekking entlang zahlreicher Flussläufe über rutschige, moosbewachsene Felsen ist ein atemberaubendes Erlebnis mit Muskelkater-Garantie. Der letzte Zwölf-Meter-Sprung hat es in sich! Gefährliche oder giftige Tiere gibt es im Dschungel übrigens nicht. Der Vulkan La Soufrière ist mit knapp 1500 Metern die höchste Erhebung der Kleinen Antillen – er ist einer der neun aktiven Vulkane dieser Region und lässt sich über mehrere Wanderpfade besteigen. Die im Süden der Inselhälfte Basse-Terre gelegenen berühmten Chutes du Carbet, die mit 110 Meter höchsten Wasserfälle der Kleinen Antillen, sowie der im Herzen des Nationalparks gelegene Flusskrebs-Wasserfall gehören zu den Attraktionen des Archipels.

 

STRAND UND KULTUR AUF GRAND TERRE

Ganz anders ist der flache und trockene Teil der Insel namens Grande-Terre. Hier gibt es nicht nur viele tolle Karibik-Strände mit entsprechender Hotel-Infrastruktur: Im südöstlichen Teil findet man attraktive Gebiete, die nicht nur an Frankreich erinnern, sondern auch so genannt werden: Die Gegend um Saint François wird wegen der zerklüfteten Felsenküste auch als „Kleine Bretagne“ bezeichnet. Wenig verwunderlich, dass hier auch Bretonen leben und typische Restaurants errichtet haben. Beim Porte d´Enfer, dem Höllentor, erlebt man die spektakulären Naturgewalten an der Steilküste. Ein weiteres Highlight ist das  L‘ancienne prison de Petit-Canal – ein verfallenes Gemäuer, das von einem gigantischem Banyan-Baum überwuchert wurde. Ein paar hundert Meter weiter beim Trou de Souffleur, erreicht man einen Aussichtspunkt mit Blick auf die Inseln La Désirade, Antigua und Montserrat.  In Le Moule auf Grande-Terre kann man übrigens der ansässigen Rum-Destillerie Damoiseau einen kostenlosen 

TOP-100-TAUCHSPOT: SEC PATÉ

Zurück auf Basse-Terre wird am nächsten Tag der Weltklasse-Spot Sec Pâté, nahe der urig-charmanten Inseln Les Saintes angesteuert. Ein spektakulärer Unterwasser-Berg mit Pinnacles, der von 15 Meter bis zu einer Tiefe von 300 Metern reicht. „Dieser Spot gilt als einer der Top 100 der Welt“, sagt Eric Chavas von Atlantis Diving. „Weil häufig starke Strömung herrscht und der Tauchgang um die 40 Meter Tiefe angesetzt ist, dürfen nur Fortgeschrittene unter Wasser“, so der Tauchlehrer. Die Fahrt auf dem Boot dauert zwei Stunden. Ein- und Ausstiege sind durch die kabbelige See mühselig. Der Abstieg erfolgt am Seil. Was dann kommt ist ein Overkill an Schwämmen, bunten und schwarzen Korallen, Fischen und Schildkröten. Bei aller Begeisterung sollten Taucher immer die Tiefe und Restnullzeiten ihrer Computer im Auge behalten. 

Danach geht es mit der Tauchgruppe an den Strand. Beim Picknick sind übliche Früchte und Knabbereien hier nur das Horsd’œuvre. Auf die Frage „Huhn oder Fisch?“ zaubern die Franzosen zur Verwunderung aller Tauchgäste leckere Gerichte aus den Tupperdosen. „Rot oder Weiß?“ Natürlich wird französischer Wein dazu gereicht. Ein Dessert darf nicht fehlen – genausowenig wie Café au Lait mit Madeleines. „Il n’ya pas de petit!“. Diesen Satz könnten Sie hören, wenn üblicherweise nach dem letzten Tauchgang ein Rumpunsch namens „Blondes“ oder „Planter’s“ angeboten wird und Sie möglicherweise nach einem kleinen Glas fragen. Dann bekommen Sie nämlich diese Antwort – was soviel heißt wie: „Es gibt keinen Kleinen!“. Ist das eine Präsentation? „Nein, das ist französischer Lifestyle – das erlebst du nur, wenn die Tricolore-Fahne weht“, versichert Tauchguide Thomas Reese, der seit acht Jahren auf Guadeloupe lebt. „Die Insel gehört zu Frankreich und damit zur EU – ein Personalausweis reicht bei der Einreise!“, ergänzt der Deutsche. 

GUADELOUPE: VIELSEITIGE INSEL

Guadeloupe ist vielseitig: Traumstrände auf La Désirade oder Grande-Terre, urige Dörfer auf den Inseln Les Saintes. Dschungeltouren auf Basse-Terre. Trekking-Boots und ein Französisch-Sprachführer gehören ins Gepäck. Die UW-Welt vom Jacques-Cousteau-Nationalpark bis zum Top-Spot Sec Pâté ist einzigartig – bunte Riffe wechseln mit fischreichen Spots. Hier findet jeder Taucher sein Top-Revier: Wrack-, Tief-, Strömungs- und Anfänger-Gebiete gibt es rund um Guadeloupe. Auf „Gwada“, so nennen die Insulaner ihre Heimat, wird übrigens in Euro gezahlt. Die Preise liegen auf deutschem Großstadtniveau – viele Restaurants sind aber so unglaublich gut, dass jeder Cent gerecht ist. Es geht auch günstig: Das leckere indische Hühnercurry „Plat Colombo“ oder Karibik-Döner „Bokit“, gibt’s in jeder Snackbar. Dazu ein kühles „Corsaire“-Bierchen oder Fläschchen Rotwein oder Ti-Rumpunsch am Strand und Savoir-vivre zelebrieren. Das ist der göttliche Gruß aus Frankreich: Vive la France – in der Karibik! 

 

TOP 5 GUADELOUPE 
1. Tauchen & Schnorcheln: Sec Pâté, Jacques Cousteau-Reserve
2. Canyoning (www.canyon-guadeloupe.com). 
3. Urig: Les Saintes. Traumstrände: Grande- Terre & La Désiderade. 
4. Zouk & Rumpunsch am Strand. 
5. Gott in Frankreich in der Karibik erleben.

INFOS

Guadeloupe ist doppelt so groß wie Hamburg und hat zwei Seiten: Basse-Terre ist die Fortsetzung Dominicas. Grande-Terre ist touristisch erschlossen. Unbedingt die Inseln Les Saintes, La Désirade oder Marie Galante besuchen!

STRASSENKREUZER: GEFANGEN IM VERGANGENEM

Beste Reisezeit Ganzjährige Ziele. Ideal: Dezember bis April.

Flugdauer & Gepäck: 

Ab Paris 8,5 Stunden Flug. 23 kg und 12 kg Handgepäck.

Wassertemperatur: 25–28 Grad Celsius: 3-/5-Millimeter-Anzug.

WOHNEN

Guadeloupe Paradis Créole, www.guadeloupe-hotel.net

TAUCHEN

Guadeloupe Atlantis Diving, www.atlantisformation-guadeloupe.com. CDP, www.plongee-guadeloupe.fr. Preise: 1 TG kostet rund 35 Euro.

 TOURIST BOARD UND INFOS
Femdenverkehrsbüro von Guadeloupe

Tel: + 49/711/50 53 511

E-Mail: fva.guadeloupe@t-online.de; 

www.guadeloupe-inseln.com

Michael Krüger

Ist in der Medien- und Musikszene als Journalist, Texter und Kreativer aktiv. Nach Studium, Akademie & Volontariat fest oder frei in Redaktionen und Agenturen sowie als Reisejournalist und Artworker tätig. Für seine Reisereportagen wurde er mit mehreren Journalistenpreisen ausgezeichnet.