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Karibik unplugged: Naturparadies Dominica

Grün, grüner, Dominica! Die Dschungel-insel verzaubert mit Lavastränden und sprudelnden Riffen. Das Ecotrip-Traumziel ist perfekt für Naturliebhaber, Taucher, Whale-Watcher und „Pirates of the Caribbean“-Fans.

Der Regenwald wird immer dichter: Farne und mächtige Wurzeln bilden einen regelrechten Ozean – selbst die kleinsten Schlingpflanzen sind mit Moos überwuchert. Am Ende des verwunschenen Pfades stürzt ein haushoher Wasserfall in einen smaragdfarbenen Teich. Hier am Emerald Pool zeigt sich der wahre Reichtum Dominicas: die wilde und ungezügelte Natur sowie der verschwenderische Umgang mit der Farbe grün. Mehr als die Hälfte des Vegetationswunders ist mit Regenwäldern bedeckt – viele Bereiche sind nahezu unerkundbar. „Dieses Quellwasser ist ein echter Jungbrunnen“, verspricht Simon. Der Trekking-Guide mit der Rasta-Cap hält seine Arme ins Nass, benetzt sein Gesicht mit der vermeintlichen Zauberflüssigkeit und fordert die Wanderer auf, es ihm gleichzutun. Er spricht von magischen Kräften, die am ehemaligem Rastplatz der Karibik-Ureinwohner wirkten.

Bei der Ankunft am Fährhafen Roseau zeigte sich den Dominica-Besuchern erst einmal typisch karibisches Chaos. Einfach verblüffend, wie viel Gedrängel an einem einzigen Schalter möglich ist: Das Personal findet genügend Zeit für einen entspannten Plausch, während sich immer mehr Inselgäste in die verbaute Gepäckausgabe schieben. Ein Mitdreißiger winkt mit einem „Tamarind Tree“-Hotel-Schild. Angekommen! „Die Fährverbindung ist die Hauptschlagader der Karibikinsel“, entschuldigt Taxifahrer Lennox Taylor das Durcheinander, denn Dominica habe keinen internationalen Flugplatz. Das Autofahren sei aber gleich deutlich relaxter. Das Tempo auf den Straßen ist tatsächlich entspannt. „Auf der ganzen Insel gibt es nicht eine einzige Verkehrsampel, aber zwei Rum-Destillen“, berichtet Lennox begeistert.

TAUCHEN IM CHAMPAGNE-REEF

Bevor es ins Hotel geht, steuert der Taxifahrer das „Champagne-Reef“ an. Das mag dekadent klingen, aber mit luxuriösen Eskapaden haben die unterirdischen heißen Quellen Dominicas wenig gemein. An diesem Spot, keine zehn Minuten Autofahrt vom Fährhafen Roseau entfernt, sammeln die meisten Neuankömmlinge die ersten Unterwasser-Eindrücke des „Nature Islands“. „Luftperlen sprudeln aus vulkanischen Spalten. Das ist wie ein Whirlpool für Schnorchler und Taucher“, verspricht Clem Johnson, Manager der Champagne-Reef-Basis begeistert. Der mühsame und beschwerliche Weg bis zum Einstieg ist schnell vergessen. Die moussierende UW-Massage mit heißem Wasser scheint auch den zahlreichen Papagei-, Falter-, und Kaiserfischen zu behagen. In Schwärmen ziehen sie um die Korallen und Röhrenschwämme, die das Riff in allen Farben und Formen besiedeln.

Nach dem ersten Überraschungs-Tauchgang geht es zum Tamarind-Resort. Die Fahrt führt durch die wuselige Hauptstadt Roseau – mit gerade einmal 16 000 Einwohnern eher ein buntes Dorf. Weiter geht es über die Küstenstraße: Blechhütten, einfache Behausungen und winzige Häuser prägen das Bild. Viele sind direkt an die Straße gebaut – Bürgersteige gibt es selten. Dazwischen sind kleine Stände aufgebaut, an denen gegrillte Bananen und Maiskolben als Snack verkauft werden. Kokospalmen, Brotfruchtbäume und der „Bwa Kwaib Tree“, die Nationalpflanze Dominicas, säumen den Weg. Links das blaue Meer, rechts die grüne Dschungellandschaft. Hin und wieder steht ein Autowrack am Seitenrand. Hühner laufen wild umher. „Viele Dörfer haben französische Bezeichnungen, obwohl die Landessprache Englisch ist“, erklärt Lennox Tayler. Der spanische Inselname stamme übrigens von Christoph Kolumbus, der die Insel an einem Sonntag entdeckt  und wenig originell nach diesem Ruhetag benannt habe. Erst 1978 erlangte der Inselstaat seine Unabhängigkeit von der britischen Krone. Die meisten Einwohner sind Schwarze – die Voodoo-Kultur soll hier noch häufig ausgeübt werden. Was für ein Ortsschild: „Welcome to Massacre!“. Weder magische Rituale noch Horror-Schocker standen Pate bei der Namensgebung: „Die ungewöhnliche Taufe des kleinen Dorfes gründet sich auf das Blutbad englischer Truppen an den Ureinwohnern, bei dem fast 100 Kalinagos niedergemetzelt wurden“, erläutert der Taxifahrer. In Massacre mahnt ein Wandgemälde an dieses dunkle Dominica-Kapitel. Während die Kariben auf allen anderen Inseln ausgestorben sind, existiert im Osten der Insel eine Kolonie von knapp 3000 Angehörigen des Indianervolkes.

PIRATES OF THE CARIBBEAN

„Kalinagos sind keine Kannibalen!“, ärgert sich Jonathan Vidal immer noch etwas über die Darstellung der Karibenindianer in „Pirates of the Caribbean 2“, der hier gedreht wurde. Er war als Location-Scout für den Blockbuster unterwegs (siehe Kasten). Dominica machte das Rennen, weil die Areale so natürlich und unerschlossen sind. Und die Kalinagos, die letzten Stämme der Kariben, leben im Nordosten der Insel im eigenen Territorium – und sind keine Menschenfresser! Location-Freaks können sich Drehorte wie das besagte Dorf, die berühmte Wasserrad-Szene oder das windschiefe Hexenhäuschen von „Calypso“ ansehen,  das man bei der Ruderbootfahrt über den mystischen Indian River sehen kann. Die Unterkünfte der Filmcrew in den „Picard Beach Cottages“ bei Portsmouth sind ebenfalls eine Pilgerstätte: Die Gästehäuser wurden nach der Crew benannt – das war es dann aber auch. Sympathisch, dass hier keine große Touristenattraktion aus diesem Spektakel gemacht wurde.

Nach einer halben Stunde Fahrt ist das Dorf Salisbury erreicht. Ziemlich genau in der Mitte von Dominicas Westküste  liegt das Tamarind Tree Hotel und Restaurant. Direkt auf einer Klippe mit Blick auf die Karibik. „Wir fühlen uns total wohl hier“, sagt Annette Peyer Lörner, die mit ihrem Mann Stefan das Hotel betreibt. „Das Ökosystem auf der Insel ist intakt, die Menschen sind freundlich, es gibt wenig Kriminalität und viel Natur“, so die Hotel-Inhaberin. Praktisch: Die Tauchbasis „East Carib Dive“ ist zu Fuß in weniger als zehn Minuten erreicht. 

 

BUNTE UND FISCHREICHE RIFFE

Einige Schritte bergab erreicht man den eigenen Strand, der nur von Freunden und Tauchgästen genutzt wird. Die Ausstattung der Basis ist zweckmäßig, Verkaufsräume gibt es nicht. Harald Zahn hat hier mit seiner französischen Frau Béatrice Contrera seine Vorstellung einer Tauchbasis realisiert. Ohne viel Brimborium: einfach und authentisch. Beim Briefing auf dem Boot macht der East-Carib-Dive-Chef den Gästen die vielfältige UW-Welt schmackhaft. „Das hier ist noch echte unverfälschte Karibik“, schwärmt der Thüringer. Adlerrochen und Ammenhaie gebe es zu sehen. Ebenso Flughähne, hier Poisson volants genannt, mit ihren prächtigen, blaugeränderten Flügeln. „Ich hoffe, ihr findet einen unser skurrillen Fledermausfische, den ,Chauve souris‘ mit rotem Kussmund‘‘, lacht der Basis-Boss, der mit Vollbart und weißer Schirmmütze als ein waschechter Hochseekapitän durchgehen könnte. Fertigmachen zum Tauchen: Bei hervorragenden Sichtweiten bekommen die meisten Taucher die merkwürdigen Bewohner vor die Maske. Die Ausfahrten mit dem Boot dauern übrigens selten länger als zehn Minuten – Rudeltauchen ist hier unbekannt. Nach dem typischen Two-Tank-Dive gibt es in der offenen Strandbar leckere Gerichte, dazu ein kühles „Kubuli“, das lokale Bier, oder einen Rumpunsch. Das ist Karibik – unplugged!

WHALE-WATCHING 

„Dominica ist nicht nur Whale-Watching-Hauptstadt der Karibik, sondern auch einer der besten Pottwal-Spots der Welt“, verspricht Steve von Anchorage Diving. „Die Riesen sind immer hier!“. Grund sei die geschützte Leeseite der Insel, die als Kinderstube der Säuger diene. Aber es gebe auch immer wieder Grind- und Schwertwal-Sichtungen. Sein unglaublichstes Erlebnis war eine Begegnung mit einem Buckelwal. „Der Riese sprang direkt neben unserem Boot in die Luft und klatschte mit lautem Krachen zurück ins Wasser. Dabei spritzte der 20-Tonnen-Koloss alle Touristen patschnass und flutete das Deck. „Das war, als würde ein Eisenbahnzug ins Wasser krachen. Du kannst es dir nicht vorstellen!“, lacht der Guide. „Wir waren alle außer uns!“. Nach nur 20 Minuten Fahrt werden die ersten Pottwale gesichtet – insgesamt freut sich die Gruppe über sechs der Riesen, die sich ganz in der Nähe der Insel tummeln – fantastisch!

Weiter geht die Fahrt Richtung Morne Trois Pitons mit Vulkankratern, Schwefelquellen und Regenwäldern. Dominica ist nicht nur eine unglaublich grüne Insel, sondern das vielleicht größte natürliche Spa der Welt. Rund um den Ort Wotten Waven kann man in den heißen, schwefligen Quellen baden. Der Nationalpark wurde zum UNESCO-Weltnaturerbe erklärt und ist Ausgangspunkt für Ausflüge zu den 40 Meter hohen Trafalgar Falls und zum Boiling Lake, dem zweitgrößten Thermalsee der Welt. Für geübte Wanderer ist die rund vierstündige Tour zum überfluteten Vulkankrater zu empfehlen: Zwei Urlauber berichten nach der Tour ausführlicher von den sträflich zu Hause gelassenen Gore-Tex-Boots, als von den spektakulären Naturerlebnissen.

 
Dominica, Flagge, Karibikguide + USA
Karibik Guide

DOMINICA

Naturschönheit mit wildem Dschungel, heißen Quellen und Pottwal-Sichtungen beim Whale-Watching.
Mit Dschungel, Regenwäldern und Seen ein Paradies für Naturfreunde. Drehort für Pirates of the Caribbean II & III und Top-Spot für Whalewatcher.

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Dominica ist eine Orgie in Grün. Die Unzugänglichkeit verhindert viele touristische Entwicklungen. Auch unter Wasser setzt sich das überbordende Naturschauspiel fort – nicht ohne Grund ist Dominica bei UW-Fotografen ein sehr beliebter Spot. Der Name „Nature Island“ ist mehr als verdient. Wanderstiefel bitte nicht vergessen!

Pirates of the Caribbean

Große Teile des zweiten und dritten Teils der „Pirates of the Caribbean“-Filme wurden auf Dominica gedreht – eine große Ehre für die Bewohner der Antilleninsel: Hier wurden viele Aufnahmen zum Teil 2 (Dschungel, Kannibalen-Dorf der Pelegostos , Verfolgung Schlucht, Kampf auf dem Mühlrad) und Teil 2 (Expedition, Auffindung des Riesenkraken) gedreht.

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Kannibalen-Dorf

Die Szene, in der wilde Menschenfresser Captain Johnny Depp alias Jack Sparrow  grillen und verspeisen wollen, hat einige verstimmt: Jonathan Vidal, der als Location-Scout für den Blockbuster unterwegs war, erklärt, dass die Ureinwohner früher zu Ehren der Toten die Häuser mit den Knochen der Ahnen verziert haben. Dieses Ritual wurde von den Kolonialherren als Kannibalismus interpretiert. Regisseur Gore Verbinski hat das Klischee im Film-Märchen aufgegriffen – das ist Hollywood!

Die Hütte der Hexe Tia Dalma (Calypso): Indian River
Im zweitenTeil treffen Piraten auf die Hexe Tia Dame, die in Sümpfen umgeben von Mangroven wohnt. Will Turner und Jack Sparrow erfahren von der geheimnisvollen Tia Dalma, dass sich Davy Jones‘ Herz in einer Truhe befindet, seit es ihm von einer Frau gebrochen wurde und er solche Leiden nicht ertragen wollte. Sie erfahren auch, dass die Truhe auf einer einsamen Insel versteckt ist und er den Schlüssel dazu immer bei sich trägt. Das lebende Dschungel-Klischee: Emerald Pool. Am Ende der Welt wird offenbart, dass sie die Meeresgöttin Calypso ist.

Diese Szenen wurden am Indian River auf Dominica gedreht. Die Hexenhütte kann man noch sehen.

Morne Trois Pitons National Park: Knochenkäfig

Die Szene im Knochenkäfig für Dead Man’s Chest wurde in Titou Gorge gedreht. Der Pirat schlägt sich durch den Dschungel. Die Lichtung mit dem Wasserfall, der in einen grünblauen See hinabfällt ist der Emerald Lake. Der Wasserfall mit See nennt sich Emerald Pool (Smaragd-Teich). Ebenfalls sehenswert: Der Boiling Lake speist den White River, der in die Victoria Falls in Delices an der Südostküste der Insel mündet.

 

Die Fluchtszene vor den Kannibalen am Strand: Hampstead Beach
Die legendäre Szene, bei der Jack Sparrow von Hunderten Kannibalen verfolgt wird, wurde am Hampstead Beach gedreht.

 

REISE-FACTS 
Dominica ist mit einer Fläche von 750 Quadratkilometern so groß wie Hamburg und ein Naturparadies. Es gibt Strände, aber eine Badeinsel ist Dominica nicht. 

BESTE REISEZEIT 

Ganzjährige Ziele. Ideal: Dezember bis April.

FLUGDAUER & GEPÄCK

Ab Paris 8,5 Stunden Flug. 23 kg und 12 kg Handgepäck.

Wassertemperatur: 25–28 Grad Celsius: 3-/5-Millimeter-Anzug.

WOHNEN

Dominica Tamarind-Tree, www.tamarindtreedominica.com

TAUCHEN

Dominica East Carib Dive, www.east-carib-dive.com Champagne Reef, www.champagnereef.com. Preise:

1 TG kostet rund 40 Euro.

TOP 5 DOMINICA 
1. Tauchen & Schnorcheln: Rodneys Rock, Berrys Dream, Champagne Reef. 
2. Whale-Watching
3. Wandern: Boiling Lake, Trafalgar Falls,
4. Hot Spa: Sulphur Springs
5. Location-Suche für Pirates of the Caribbean: Sich wie Jack Sparrow fühlen.

WEITERE REISEINFORMATIONEN

Dominica 

Tourist Office

Tel: + 49/711/26 34 66 2

E-Mail: dominica@tropical-consult.de 

www.discoverdominica.com

 

Michael Krüger

Ist in der Medien- und Musikszene als Journalist, Texter und Kreativer aktiv. Nach Studium, Akademie & Volontariat fest oder frei in Redaktionen und Agenturen sowie als Reisejournalist und Artworker tätig. Für seine Reisereportagen wurde er mit mehreren Journalistenpreisen ausgezeichnet.