Kokain: Weißer Schnee in der Karibik
Die Karibik-Region ist nicht nur für ihre atemberaubenden Strände, sondern auch für ihre Drogenproblematik bekannt. Die weltgrößten Kokainkartelle in Kolumbien, Mexiko und Venezuela sind Anrainer – wichtige Ziele wie Miami, Curaçao oder die Bahamas sind gut mit Schnellbooten und kleinen Flugzeugen erreichbar. Professionelle Dealer nutzen die Region seit den 70er-Jahren als wichtigsten Transitpunkt, um die USA und Europa zu beliefern. Das wussten schon die Piraten der Karibik: Es gibt tausende Inseln – viele sind klein und versteckt und bieten ideale Voraussetzungen für illegale Aktivitäten.
DIE MACHT DER KARTELLE VON „MIAMI VICE“, ÜBER „BLOW“ BIS „BREAKING BAD“
Seit den 80er-Jahren bis heute thematisieren zahlreiche TV-Serien wie „Miami Vice“ oder Netflix-Blockbuster wie „Breaking Bad“ und „Narcos“ sowie Filme wie „Blow“ das Thema Drogenschmuggel von den Herkunftsländern in die USA. Grund: Die weltgrößten Kokainkartelle in Kolumbien, Mexiko und Venezuela sind Anrainer der Karibik. Über Costa Rica sowie die Dominikanische Republik und die Bahamas werden die USA beliefert – über europäische Inseln wie Curaçao gelangt das weiße Pulver via Amsterdam und Hamburg nach Europa. Immer wieder gibt es Berichte über Kokain- und Marihuana-Plantagen auf den Inseln, aber die großen Mengen kommen aus Kolumbien und Mexiko und gelangen über die Karibik in die USA sowie nach Europa.
KOLUMBIEN IST DER GRÖSSTE KOKAIN-PRODUZENT DER WELT
Kolumbien ist eines der wichtigsten Länder in Bezug auf den Drogenhandel und -schmuggel. Es ist der weltweit größte Produzent von Kokain und hat auch eine bedeutende Produktion von Marihuana und anderen illegalen Drogen. Der Drogenhandel ist ein wichtiger Teil der kolumbianischen Wirtschaft und hat eine tiefgreifende Wirkung auf die Gesellschaft und die Politik des Landes. Einige der größten kriminellen Organisationen, die sich auf den Drogenhandel spezialisiert haben, stammen aus Kolumbien, wie zum Beispiel das Medellín-Kartell und das Cali-Kartell, die in den 1980er und 1990er Jahren aktiv waren. Diese Organisationen waren verantwortlich für den Großteil des illegalen Drogenhandels in den USA und anderen Ländern.
NARCOS UND PABLO ESCOBAR
Pablo Escobar war ein berüchtigter kolumbianischer Drogenbaron und Kopf des Medellín-Kartells, einer der größten kriminellen Organisationen, die sich auf den Drogenhandel spezialisiert hatten. Escobar war in den 1970er und 1980er Jahren einer der mächtigsten und gefährlichsten Männer in Kolumbien und war verantwortlich für den Großteil des Kokainhandels in den USA und anderen Ländern.
Escobar wurde 1993 von der kolumbianischen Polizei erschossen, nachdem er jahrelang versucht hatte, der Festnahme zu entgehen. Sein Tod markierte das Ende des Medellín-Kartells, aber der Drogenhandel und der Einfluss der kriminellen Organisationen in Kolumbien und anderen Ländern blieben bestehen.
Sein Leben und Karriere wurden in vielen Büchern, Filmen und TV-Serien dargestellt. Während er von einigen als Held oder Robin Hood angesehen wird, der den Armen in Kolumbien geholfen hat, wird er von anderen als skrupelloser Krimineller betrachtet, der für den Tod Tausender von Menschen verantwortlich war.
MEXIKO IST BEIM METAMPHETAMIN „CRYSTAL METH“ VORN DABEI
Mexiko ist ein wichtiger Produzent und Transitland für illegale Drogen wie Kokain, Marihuana und Methamphetamin wie Crystal Meth – bekannt aus der US-Serie „Breaking Bad“. Der Drogenhandel hat eine lange Geschichte in Mexiko und ist zu einem ernsthaften Problem für die Sicherheit und Stabilität des Landes geworden.
Einige der größten und mächtigsten Drogenkartelle der Welt, wie das Sinaloa-Kartell und das Jalisco-Kartell, haben hier ihren Hauptsitz und kontrollieren große Teile des illegalen Drogenhandels in der Region. Sie nutzen komplexe Netzwerke, um Drogen über die Grenzen zu schmuggeln und haben oft enge Verbindungen zu korrupten Regierungsbeamten und Polizisten. Der Drogenhandel hat schwerwiegende Auswirkungen auf die mexikanische Gesellschaft, einschließlich der Zunahme der Gewalt, Korruption und der Verwundbarkeit von Jugendlichen und benachteiligten Gemeinschaften.
VENEZUELA HILFT BEI VERTRIEB
Venezuela ist in den letzten Jahren wegen seiner Verwicklung in den illegalen Drogenhandel ins Rampenlicht geraten ist. Die Regierung von Venezuela wird beschuldigt, Drogenkartellen, insbesondere dem kolumbianischen Drogenkartell, bei der Produktion, dem Schmuggel und dem Vertrieb von Drogen zu helfen. Es wird angenommen, dass Venezuela eine wichtige Drehscheibe für den Drogenschmuggel in die USA und nach Europa ist. Die venezolanischen Behörden werden beschuldigt, Drogenkartelle zu unterstützen und den illegalen Drogenhandel zu erleichtern. Es gibt auch Berichte über Korruption innerhalb der venezolanischen Regierung und Sicherheitskräfte in Bezug auf den Drogenhandel.
BAHAMAS: DER ABGESTÜRZTE „DROGENBOMBER“ AUF NORMAN´S KEY IST EINE TOURISTENATTRAKTION
Carlos Lehder Rivas kaufte 1977 eine Villa auf Norman’s Cay und hatte die seine gegründete Gesellschaft auch die Kontrolle über den Flugplatz sowie den kleinen Hafen. Ein perfekter Spot für Pablo Escobar und das Medellin-Kartell (bekannt aus „Blow“, „Miami Vice“ und „Narcos“), die diese kleine Insel zum Hauptquartier des Kokainschmuggels machten, um die USA mit Kokain aus Kolumbien mit Flugzeugen und Offshore-Booten zu beliefern. Nicht immer ging das gut: Das Wrack der Curtiss „C 46″, der damals größten zweimotorigen Maschine, verfehlte ihr Ziel und stürzte ab. Das Wrack liegt im klaren und flachen Wasser des Pelican Creek und ist ein beliebter Schnorchel- und Tauchspot der Exuma Keys.
CURAÇAO: DREHSCHEIBE FÜR DROGENKURIERE NACH EUROPA
Curaçao hat in der Vergangenheit als Transitpunkt für den Schmuggel von Kokain und anderen illegalen Drogen in die USA und Europa gedient. Das Land hat eine strategische Lage zwischen Südamerika und der Karibik und wird oft als Transitpunkt für den Drogenhandel genutzt. Mit Speedbooten erreichen die Dealer die Insel von Kolumbien oder Venezuela aus. „Kügelchenschlucker“ nehmen die Droge ein und steigen ins Flugzeug. Platzt ein Beutelchen, haben bereits Mengen von mehr als zehn Gramm tödliche Folgen. Von der ABC-Insel aus gelangen die Drogen nach Amsterdam und Hamburg: 2018 hat Hamburger Zoll in einem Container von der niederländischen Antilleninsel 717 Kilogramm Kokain entdeckt – Verkaufswert rund 150 Millionen Euro.
DER „SCHNEEKÖNIG“ AUS HAMBURG NUTZTE DIE ABC-INSEL-CONNECTION
Ein Hamburger machte Millionen mit dem Kokainschmuggel via Curaçao: Ronald Miehling aus HH-Barmbek begann seine Karriere im Drogenhandel in den 1980er Jahren und wurde bald einer der bekanntesten Schmuggler in Deutschland. Er arbeitete eng mit anderen kriminellen Organisationen in Europa und Lateinamerika zusammen und importierte große Mengen Kokain über die ABC-Insel nach Europa. In seinem Buch „Schneekönig: Mein Leben als Drogenboss“ beschreibt er seine Karriere im Drogenhandel, sowie seine Beziehungen zu anderen Kriminellen und seine Konfrontationen mit der Polizei. Insgesamt brachte „Blacky“, der als „Deutscher Escobar“ gefeiert wurde und im Rahlstedter „Club Aphorodite“ Millionen verprasste rund 30 Jahre im Gefängnis. In seinem Buch beschreibt Miehlings Leben als Drogenboss, einschließlich seiner Kämpfe mit Rivalen und der Polizei, seiner Gefängnisaufenthalte und seiner Beziehungen zu Frauen. Es bietet auch Einblicke in die Methoden und Taktiken, die im Drogenhandel und speziell auf Curaçao verwendet werden. Das Buch wurde kontrovers diskutiert und kritisiert, da einige Leser es als Verherrlichung von Miehlings kriminellen Aktivitäten empfinden. Andere argumentieren jedoch, dass es einen realistischen Einblick in die Welt des Drogenhandels gibt und die Schwierigkeiten und Gefahren beschreibt, die mit dieser Art von Leben verbunden sind.
IN JEDEM FLUGZEUG, DAS AUF CURAÇAO STARTET SITZT ANGEBLICH EIN V-MANN DER DROGENPOLIZEI
Die niederländischen Behörden haben in den letzten Jahren viele Maßnahmen ergriffen, um den Drogenschmuggel auf Curaçao zu bekämpfen, darunter die Überwachung der Küstengewässer, den Einsatz von Flugzeugen zur Überwachung der Luftwege und die Zusammenarbeit mit anderen Ländern und internationalen Organisationen zur Bekämpfung des Drogenhandels. Angeblich soll in jedem (!) Flugzeug, das von Curaçao aus startet, ein V-Mann der Drogenbekämpfung sitzen.
DOMINIKANISCHE REPUBLIK: DIE WICHTIGE USA-CONNECTION
Die Dominikanische Republik hat in der Vergangenheit mit dem illegalen Drogenhandel zu kämpfen gehabt und ist bekannt für den Drogenschmuggel in die USA. Kokain und Heroin sind die am häufigsten geschmuggelten Drogen, während Marihuana auch auf der Insel angebaut wird. Die geografische Lage der Dominikanischen Republik, die Nähe zu den USA und anderen wichtigen Märkten für Drogen sowie die schwache Strafverfolgung und Korruption haben dazu beigetragen, dass die Insel zu einem wichtigen Transitpunkt für den Drogenhandel geworden ist.
COSTA RICA: KOKAIN-TRANSIT-STRECKE
Costa Rica hat in den letzten Jahren mit einem Anstieg des Drogenschmuggels zu kämpfen gehabt, insbesondere im Zusammenhang mit dem Transit von Kokain durch das Land. Costa Rica liegt zwischen den Drogenanbauländern in Südamerika und den Absatzmärkten in Nordamerika und Europa und wird von Drogenschmugglern oft als Transitpunkt genutzt.
PARAGUAY: 16 TONNEN KOKAIN WURDEN 2021 IM HAMBURGER HAFEN ENTDECKT
Im Februar 2021 wurden im Hamburger Hafen 16 Tonnen Kokain sichergestellt. Der größte Fund in Europa: Fünf Container aus Paraguay mit einem Straßenverkaufswert von mehreren Milliarden Euro. Paraguay ist in den letzten Jahren wegen seiner Rolle im Drogenschmuggel bekannt geworden ist. Das Land ist der weltweit größte Produzent von Cannabis, und ein beträchtlicher Teil der Produktion wird illegal in andere Länder, wie Brasilien und Argentinien, geschmuggelt.
Paraguay ist ein wichtiger Transitpunkt für Kokain ist, das aus Kolumbien und Peru in andere Länder, wie Brasilien und Argentinien, geschmuggelt wird.
MASSNAHMEN ZUR BEKÄMPFUNG
Alle karibischen Länder haben Schritte unternommen, um den Drogenhandel und den Drogenmissbrauch in ihren Ländern zu bekämpfen, einschließlich der Erhöhung der Strafverfolgungsbemühungen, der Durchführung von Drogenpräventionsprogrammen und der Zusammenarbeit mit internationalen Partnern, um Geheimdienstinformationen und Ressourcen zu teilen.
Die Regierungen haben massive Maßnahmen ergriffen, um den Drogenschmuggel zu stoppen. Dazu gehören verstärkte Überwachung an den Grenzen und in den Häfen, Zusammenarbeit mit anderen Ländern und internationalen Organisationen sowie die Verfolgung und Verhaftung von Drogenschmugglern. Auch der Einsatz von Militär und Polizei soll die Kartelle stoppen.
Die Bekämpfung des Drogenschmuggels ist ein komplexes und schwieriges Unterfangen, das die Zusammenarbeit von Regierungen, Strafverfolgungsbehörden und internationalen Organisationen erfordert. Eine wichtige Strategie zur Bekämpfung des Drogenschmuggels ist die Aufklärung und Prävention. Dazu gehört die Sensibilisierung der Öffentlichkeit für die Gefahren und Folgen des Drogenkonsums sowie die Förderung von Drogenentzug und -rehabilitation. Eine weitere wichtige Strategie ist die Überwachung der Grenzen und die Zusammenarbeit mit anderen Ländern, um den Schmuggel von Drogen zu verhindern.
Strafverfolgungsbehörden setzen verschiedene Taktiken ein, um den Drogenschmuggel zu unterbinden, darunter verdeckte Ermittlungen, Überwachung von verdächtigen Aktivitäten, Festnahmen von Drogenhändlern und Schmugglern sowie die Konfiszierung von Drogen und Vermögenswerten. Der Schiff- und Flugverkehr wird mit Sonderkommandos überwacht, um es den Dealern zu erschweren. Internationale Zusammenarbeit sowie der Einsatz von V-Leuten ist von entscheidender Bedeutung, um den Drogenschmuggel zu bekämpfen. Regierungen und Strafverfolgungsbehörden müssen Informationen und Ressourcen austauschen, um den Drogenschmuggel zu verhindern und die internationalen Drogenkartelle zu bekämpfen. Trotz dieser Bemühungen bleibt der Drogenschmuggel eine komplexe und anhaltende Herausforderung. Eine erfolgreiche Bekämpfung erfordert eine kontinuierliche Anpassung und Verbesserung der Strategien und Taktiken, um den sich ständig verändernden Methoden und Technologien der Drogenkartelle zu begegnen.