Geschichte

Kuba im Spiegel der Geschichte: Teil 1 (1492-1953)

Mit der Entdeckung Kubas im Jahr 1492 begann für die größte karibische Antilleninsel die Zeit der ungehemmten Ausbeutung. Die spanische Krone hatte es auf die Ressourcen abgesehen. Die Ureinwohner wurden rücksichtslos ausgerottet, der daraus resultierende Mangel an Arbeitskräften wurde ebenso rücksichtslos durch Sklaven aus Afrika ausgeglichen. Es dauerte lange, bis die Kubaner erkannten, wieviel wirtschaftliches Potential ihnen durch die Abhängigkeit von Spanien entging. Schließlich entbrannte ein Guerillakrieg, der 30 Jahre anhielt, und der mit dem Eintritt der USA als imperialistische Macht auf der Weltbühne endete. Mit Hilfe von amerikanischer Finanzmacht wurde ein Präsident in Kuba eingesetzt, der zwar dafür sorgte, dass die Geschäfte für die Amerikaner blühten, aber die kubanische Bevölkerung brutal unterdrückte. Es kam schließlich zum Putsch – und zur nächsten Diktatur.  

AB 1492: KUBA IN DER HAND SPANIENS

Im Jahr 1492 entdeckte Christoph Kolumbus Kuba während seiner ersten Reise und nahm die Insel für Spanien in Besitz. Der spanischen Krone ging es in erster Linie um die Goldressourcen. Die meisten der indigenen Ureinwohner starben bei kriegerischen Auseinandersetzungen mit den Spaniern sowie an eingeschleppten Krankheiten wie den Pocken und den Masern, aber auch infolge von Zwangsarbeit und Unterernährung. Die Goldvorräte waren schon bald erschöpft. In weiteren Besiedelungsschritten während der nächsten rund 100 Jahre wurden Landwirtschaft und Viehhaltung intensiviert und Tropenholz ausgeführt. Ab der Mitte des 16. Jahrhunderts gewann Havanna vor allem wegen des Hafens große Bedeutung. Weil es an Arbeitskräften mangelte, wurden Sklaven aus Afrika eingesetzt. 

Die karibischen Inseln waren bei den Seemächten begehrt, Handel, Schmuggel und Piraterie blühten; immer wieder kam es zu Spannungen. 1762 schließlich belagerten die Briten Havanna und hielten den Westen Kubas elf Monate lang besetzt, während die restlichen Regionen der Insel weiterhin von Spanien kontrolliert wurden. Als der britische Gouverneur die Handelsbeschränkungen aufhob, die hohe Abgaben zugunsten Spaniens beinhalteten, versechsfachte sich der Schiffsverkehr und damit auch Handel und Gewinn. Die Kubaner erkannten, welches wirtschaftliche Potential die Insel haben konnte, wenn sie frei von Spanien würde. Am Ende jedoch fiel Kuba im Tausch gegen Florida wieder an die spanische Krone. 

30 Jahre später, während des Sklavenaufstands auf Haiti im Jahr 1791, flohen zahlreiche französische Großgrundbesitzer nach Kuba. Dank ihrer Erfahrung in der Bewirtschaftung von Zuckerrohr- und Kaffeeplantagen entwickelte sich Kuba zu einem neuen Zentrum des Handels. Der wirtschaftliche Erfolg beruhte auch auf der Ausbeutung von Sklaven. Spanische Truppen schlugen sage und schreibe acht große Sklavenaufstände zwischen 1812 und 1844 nieder. Erst im Jahr 1886 wurde die Sklaverei in Kuba abgeschafft. 

Der friedliche Versuch, Kuba besonders im Außenhandel mehr Selbstständigkeit zu verschaffen, scheiterte im Jahr 1868 in Madrid. Die Konsequenz war ein Guerillakrieg, der alles in allem 30 Jahre anhielt. Am Ende griffen die USA 1898 ein, denn Spanien gelang es partout nicht, den Aufstand zu beenden. Mit diesem Schritt trat Amerika in den Kreis der imperialistischen Weltmächte ein; der Krieg endete mit der Herrschaft der USA über Kuba. 

AB 1898: NEUE MACHTHABER: USA – KUBA OHNE SOUVERÄNITÄT

Wirtschaftlich spielten die USA bereits seit 1880 eine bedeutende Rolle für Kuba, dank finanzkräftiger Investoren, aber auch als dominierender Absatzmarkt. Dies jedoch beinhaltete auch eine gewisse Abhängigkeit. Mit dem Platt-Amendment, einem Zusatzartikel in der kubanischen Verfassung, sicherten sich die USA 1902 zudem ein Recht auf militärisches Eingreifen, für den Fall, dass ihre Interessen oder ihr Eigentum auf Kuba gefährdet wären. Zugleich sicherte das Platt-Amendment den USA den Militärstützpunkt Guantánamo. Aufgrund dieser Vereinbarung wurden alle wichtigen Entscheidungen in der Republik Kuba in der US-amerikanischen Botschaft getroffen, auch die über die Zulässigkeit eines gewählten Präsidenten. 

Für den Wahlkampf des Generals Gerardo Machado y Morales gaben US-amerikanische Großunternehmen, darunter Rockefeller, Guggenheim und Morgan, eine Million Dollar aus. Im Gegenzug vertrat Machado, der 1925 Präsident Kubas wurde, die Interessen der Besitzer der großen Zuckerplantagen und der amerikanischen Elektroindustrie. Er sorgte auch dafür, dass der Tourismussektor wuchs, damit jedoch auch Prostitution und Glücksspiel. Die Sympathien der Eigentümer der Rumdestillerien erwarb er sich, weil es auf Kuba im Gegensatz zu den USA keine Prohibition gab. Die Geschäfte blühten. Zugleich jedoch terrorisierte er die Bevölkerung mit seiner Geheimpolizei und erwarb sich wegen der skrupellosen Verfolgung politischer Gegner den Beinamen „tropischer Mussolini“. Aber erst im Jahr 1933 gelang es einer Volksbewegung, den verhassten Diktator zu stürzen und eine Interimsregierung einzusetzen. Machado war schließlich gezwungen zu fliehen. 

Der US-Botschafter vermittelte eine fraktionsübergreifende Interimsregierung unter Carlos Manuel de Céspedes y Quesada. Aber der Zorn des Volkes war damit längst nicht beruhigt, es kam zu Plünderungen, der Übernahme von Fabriken durch die Belegschaften und Gewalt. In dieser revolutionären Stimmung – und um einem Putsch von Anhängern Machados zuvorzukommen – ergriff eine Gruppe von Unteroffizieren unter der Führung von Fulgencio Batista die Macht mit einem eigenen Putsch. So wurde Präsident Céspedes nach knapp vier Wochen schon wieder abgesetzt. An seine Stelle trat der Universitätsprofessor Ramón Grau San Martín, jedoch nur für vier Monate, weil ihn weder die Bevölkerung noch die US-Regierung akzeptierte. Daraufhin einigte sich Batista, der als Oberbefehlshaber der Armee die eigentliche Macht in den Händen hielt, mit dem amerikanischen Botschafter auf Carlos Mendieta als neuen Präsidenten. Dieser konnte sich immerhin zwei Jahre im Amt halten.

Stets schwebte über dem Land das Risiko einer amerikanischen Intervention, sofern es der Regierung nicht gelang, für Ruhe zu sorgen. Daher setzte Batista in den Jahren von 1935 bis 1940 weitere Präsidenten ein: José Barnet (1935-1936), Miguel Mariano Gómez (1936) und Federico Laredo Brú (1936–1940). Mit Batistas Unterstützung verankerte die verfassunggebende Versammlung in der neuen Verfassung von 1940 progressive sozialreformerische Ziele, wie sie schon während des Volksaufstands gegen Diktator Machado formuliert worden waren. 

AB 1940: VOM VOLKSHELDEN ZUM VERHASSTEN DIKTATOR

Im Jahr 1940 wurde Batista mit großer Mehrheit zum Präsidenten Kubas gewählt. In den vier Jahren dieser Legislaturperiode nahm Kuba diplomatische Beziehungen zur Sowjetunion auf und trat der Anti-Hitler-Koalition bei. 1944 wurde Grau wiedergewählt, Batista zog nach Florida. 

Vier Jahre später kehrte er nach Kuba zurück. In der Zwischenzeit hatte er persönliche Verbindungen zu amerikanischen Mafia-Mitgliedern geknüpft. Dank ihres Know-hows und ihrer Investitionen hatten sie Havanna zur Vergnügungsmetropole für amerikanische Touristen gemacht. Präsident Grau sah sich inzwischen mit Korruptionsvorwürfen konfrontiert. Er trat zurück, sein Nachfolger wurde Carlos Prío, mit dem er eng verbunden war. 

Batistas Machthunger war wieder aufgeflammt. Mit dem Einsatz großer Summen versuchte er, einen Sitz im kubanischen Senat zu erlangen. Unterstützung fand er in der Armee, bei Unternehmern und Bankern. Weil er sich geringe Erfolgschancen für eine Präsidentschaftskandidatur ausmalte, putschte er sich mit Hilfe des Militärs am 10. März 1952 an die Macht. Carlos Prío, dem ebenfalls Korruption vorgeworfen wurde, flüchtete über Mexiko in die USA. 

Bereits zu diesem Zeitpunkt trat ein Protagonist ein Erscheinung, der noch eine bedeutende Rolle für Kuba spielen sollte: Fidel Castro. In seiner Eigenschaft als Rechtsanwalt und Mitglied der Orthodoxen Partei von Chibás, die sich gegen die grassierende Korruption richtete, klagte er Batista wegen seines Militärputsches vor dem Obersten Gerichtshof an. Die Klage wurde jedoch zurückgewiesen. Daraufhin erklärte Castro, nun sei das in der Verfassung verankerte Widerstandsrecht nach Ausschöpfung aller legalen Mittel in Kraft getreten und bereitete den gewaltsamen Sturz Batistas vor.

Fulgencio Batista baute ein autoritäres Regime auf – es war derselbe Mann, der sich Jahre zuvor einen Ruf als Idealist und Sozialreformer erworben hatte. Damals hatte er Gewerkschaften gegründet, die verbotene Kommunistische Partei wieder zugelassen, er veranlasste eine Strafrechtsreform, ließ 3.000 Schulen errichten, baute Krankenhäuser, Straßen und Brücken. Während seiner ersten Präsidentschaft führte er zur Entlastung der Armen die Einkommensteuer ein und erklärte Hitler den Krieg – dies und der wirtschaftliche Erfolg hatten ihn in den 1940er Jahren zu einem beliebten Reformpolitiker gemacht. 

Nun zeigte er ein anderes Gesicht: Er unterdrückte die Opposition und setzte die Verfassung von 1940, deren Entstehen er selbst seinerzeit unterstützt hatte, teilweise außer Kraft. Er gerierte sich als gewissenloser und blutrünstiger Despot, dessen Geheimdienst folterte und mordete. Leichen wurden aus fahrenden Autos auf die Straße geworfen, um Terror und Schrecken unter der Bevölkerung zu verbreiten. Er bereicherte sich selbst an seiner Politik, die Mafiosi und Casino-Betreibern gute Geschäfte ermöglichten. 

Bettina Bormann

Geboren in Neustadt an der Weinstraße, aufgewachsen in Hameln, der Rattenfängerstadt. Studium der Sozialwissenschaften in Göttingen (Sozialpsychologie, Soziologie, Kriminologie, Strafrecht, Sozialpolitik), drei Jahre in der kriminologischen Forschung (Sonderforschungsbereich der Uni Bielefeld). Ausbildung zur Mediendesignerin (CDI, Göttingen) und Redaktionsvolontariat. Seitdem fest und frei - PR und Journalismus - heute PR und freie Reisejournalistin. Bettina Bormann lebt und arbeitet seit 1995 in Hamburg.