Exumas: Türkisfarbenes Wasser, weiße Strände und rosa Schweinchen
Diese unfassbaren Farben! Das Wasser schimmert in leuchtenden Jade- und Opaltönen, während wir mit der „Sea Dog“ den kleinen Sandstrand der Big Mayor Cays ansteuern. Die rund 20 Insulaner tragen Namen wie „Ginger“ oder „Daisy“ und verhalten sich ähnlich wie Hunde oder Katzen, wenn ihr Herrchen mit der Tüte knistert. Wenn die Schweine die Schiffsschrauben hören, stürmen sie aufgeregt ins Wasser und paddeln mit ihren Paarhufen schneller als manche Schnorchler mit ihren Flossen durch die badewannenwarmen Fluten. „Die gepunktete große Dame ist ,Big Mama Blanche“, sagt Guide Olivier De Broucker, der die Tiere bereits von Weitem an ihren Steckdosennasen erkennt. Spätestens jetzt ist dem letzten Zweifler klar: Schweine können schwimmen! Und nach den ersten Stupsern zeigt sich auch, dass die nimmersatten Gierschlunde keinerlei Berührungsängste haben: „Wenn ihr die Äpfel verfüttert habt, hebt die Hände hoch damit sie sehen, dass ihr nichts mehr dabei habt. Sonst nimmt die Bettelei kein Ende“, sagt Captain Jason Russel.
ROSA SCHWEINCHEN IN TÜRKISFARBENEM WASSER
FÜNF TAUCHGÄNGE PRO TAG MÖGLICH
BAHAMAS
Traumstrände und Haie! Riffhaie (Nassau), Tiger- und
Zitronenhaie (Grand Bahama), Hammerhaie (Bimini) und die schwimmenden Schweine (Exumas) sind Top-Ziele.
AN BORD DER AQUA-CAT
„Hallo Leute! In zehn Minuten gibt es ein Briefing für alle, die am Danger Reef abtauchen wollen. Kommt bitte rechtzeitig aufs Hauptdeck. Wer stattdessen zum Sandstrand fahren möchte, sollte sich in 30 Minuten an Bord der ,Sea Dog‘ einfinden“, informiert Jake. Tägliche Routine. An Deck und in den Kabinen mit großen Fenstern und eigenem Bad und WC sind Lautsprecher angebracht, damit die Gäste wissen, wann sie sich für Tauchgänge, Ausfahrten und Landgänge einzufinden haben. Zur Sicherheit müssen sich alle für die jeweiligen Touren mit einem Bändchen an einem Brett eintragen.
„Danger Reef? Was gibt es denn da Gefährliches zu sehen?“, fragt der Franzose Jean-Pierre Rousset, während Jake mit Filzmarkern eine Skizze des Tauchplatzes erstellt. „Gefährlich ist nur der Name. Natürlich trefft ihr auf Karibische Riffhaie, aber die tun euch nichts. Wir sind hier auf den Bahamas“, lacht der Guide. Große Barrakudas, Nassau-Zackenbarsche, Stachelrochen und Schildkröten soll es zu sehen geben. Jake zeigt das Foto eines Diadem-Kaiserfischs, hier Queen Angelfish genannt, herum. Bei jedem Tauchgang gibt es den Wettbewerb „Creature Feature“, eine Art Fischbestimmungskurs, bei dem die Gäste gezielt nach Riffbewohnern Ausschau halten sollen. Wer alle 26 Meeresbewohner findet oder beim Fotowettbewerb gewinnt, kann am Ende der Reise Preise gewinnen.
Nach dem Briefing geht es zum Einstieg. Fass- und Röhrenschwämme in leuchtenden Gelb- und Violetttönen verzaubern das Riff. Ein großer Zackenbarsch begrüßt die neuen Exumas-Gäste. Wie versprochen kommen wir nicht nur den zutraulichen Franzosen-Kaiserfischen nah, sondern erleben auch die eher scheuen Diadem-Kaiserfische aus der Nähe. Als wären sie sich ihrer Pracht bewusst, posieren sie wie Models vor den Tauchern und präsentieren in majestätischer Gelassenheit ihr Schuppenkleid.
Beim anschließenden Nachttauchgang zeigt sich der gleiche Spot von seiner anderen Seite: Langusten und Königskrebse krabbeln übers Riff und Karibische Riffkraken sind auf nächtlicher Pirsch.
JAMES-BOND-LOCATION VON FEUERBALL (1965)
Die Tour geht weiter: Auf einer kleinen Insel steht ein altes Propellerflugzeug allein am Strand. „Drogenschmuggler nutzten die versteckten Inseln als Zwischenstopp“, erklärt Olivier De Broucker. Es gibt auch ein versunkenes Flugzeug zu bestaunen, aber heute soll eine Hollywood-Kulisse angesteuert werden. „Hier wurden 1965 die UW-Szenen von ,Feuerball‘ mit Sean Connery gedreht“, sagt Guide Scott Clayton. 007-Fans witzeln über „Liebesgrüße aus Nassau“, denn die Bahamas dienten für sechs der Agentenfilme als Location – meist für Strand- und UW-Szenen mit Haien. Der Tauchgang westlich von Staniel Cay führt in den Eingangsbereich einer Höhle, die mit Lichtspielen begeistert.
Am Ende des Tauchgangs gibt es immer ein herrliches Ritual: Zurück an Bord wird man kurz von den Guides abgeduscht. „Der schönste Moment des Tauchgangs“, witzelt US-Amerikaner Peter Baltmanis. Und während die Crew in der Pause die Flaschen befüllt und den nächsten Tauchgang plant, relaxen die Gäste auf der „Aqua Cat“, blättern in den Bestimmungsbüchern. Plötzlich ist das Deck menschenleer, denn der Duft frisch gebackener Kokoskekse lockt alle in die Küche. Hier wirbelt die Küchencrew aus Peru und backt, kocht, brät und zaubert vielseitige Gerichte rund um die Uhr auf den Tisch. „Apropos Lunch. Morgen ist eine Haifütterung am ,Austin-Smith-Wrack‘ geplant“, sagt Captain Des Greyling.
SHARKFEEDING HAUTNAH
Am nächsten Morgen gibt es ein längeres Briefing: Das Verhalten gegenüber Haien sowie Ein- und Ausstiegsszenarien werden besprochen. Diveguide Jake erklärt den Ablauf. „Bei ,Chumsicle‘-Ködertauchgänge‘ wird eine gefrorene Kugel aus Fischresten zwischen Wrack und Boot fixiert. Dabei bleibt die Hierarchie der Haie erhalten und es geht zur Sache“, verspricht der Guide.
Wir tauchen alle gemeinsam ab. Die Sicht ist exzellent. Der 1995 versunkene, 25 Meter lange Kutter ist in zwei Hälften zerbrochen und liegt in 18 Metern Tiefe. Zwei Guides weisen die Taucher wie Platzanweiser im Theater auf ihre Ränge. Als sich die Taucher im Halbkreis an der Reling des Wracks formieren, sichert sich ein anscheindend mit dem Ablauf vertrauter kleiner Nassau-Zackenbarsch den besten Platz. Jake wird von zahlreichen Riff- und Ammenhaien belagert, während er den Baitball zum Wrack zieht. Zusammen mit Olivier befestigt er den Köder an einem dicken Stahlseil zwischen Wrack und Boot. Jetzt ist Showtime: Gelbschwanz-Schnapper, ein paar Stachelmakrelen und mehrere Haie umkreisen aufgeregt das Futter. Ein großer Karibischer Riffhai eröffnet das Buffet und beißt mit weit geöffnetem Maul in die Fischkugel. Dabei dreht er den Kopf und zerrt mit aller Gewalt an dem Köder, sodass sich die gespannten Seile krachend hin- und herbewegen – was für ein unglaubliches Kraftpaket!
Nach dem Thrill-Tauchgang steht eine Srandtour mit der „Sea Dog“ an. Hier leben die wie Drachen aussehenden Allen Cay Iguanas. Im Gegensatz zu den Rollschwanz-Leguanen, die man quasi bei jeder Landtour auf den Exumas sieht, sind die großen, rosa schimmernden Karibik-Echsen extrem selten.
WASHING MASHINE: DRIFTDIVE DER EXTRAKLASSE
Nächstes Highlight ist der Drifttauchgang mit dem Namen Washing Mashine. „An einer Stelle brechen sich die Wellen und es gibt eine starke Kreisströmung, wobei man mehrere Male wie in einer Waschmaschine zwischen vier und neun Meter Tiefe durchgewirbelt wird, dass man nicht mehr weiß, wo oben und unten ist“, verspricht Jake. Dieser Tauchgang ist zwar für erfahrene Taucher, aber man kann den Achterbahnteil umtauchen und zusehen, wie die Buddys herumgewirbelt werden. „Der absolute Oberkracher!“, „Achterbahn unter Wasser!“ – dieser Driftdive ist das bestimmende Abendgespräch.
Erfahrene Buddyteams können während der Tour auf eigene Faust tauchen. „Wer mag, kann in dieser Woche 26 Tauchgänge machen, aber die meisten der Gäste gehen den Karibik-Trip relaxter an“, weiß Captain Des Greyling aus Erfahrung. Was ist für ihn das Besondere der Tour? „Kaum andere Boote oder Taucher und diese unglaublichen Türkistöne.“ Das einzige Luxusproblem an Bord der Safari: „Mache ich heute fünf Tauchgänge oder lasse ich die ersten ausfallen, um durch die Mangroven zu paddeln? Oder sollte man nach drei Tauchgängen nachmittags mit der „Sea Dog“ zum Strand fahren? Einige Gäste schnappen sich ein Kanu oder Schnorcheln mit ihrem Buddy und verzichten auf ein festes Programm.
Die meisten Tauchgänge sind flache Aquariumtauchgänge mit fantastischer Sicht und bis zu 20 Metern Tiefe. Es gibt ein paar Spots, bei denen man die 40-Meter-Marke knacken kann, denn die Riffkanten und Blue Holes führen in große Tiefen, aber das interessiert niemanden, weil es dort nichts Besonderes zu sehen gibt. Ein Highlight sind die täglichen Drift- und Nachttauchgänge. Bahamas-Fans freuen sich über die vielen Karibischen Riff- und Ammenhaie. Hin und wieder lassen sich sogar Hammer- und Tigerhaie blicken. Captain Wes zeigt uns einen Film von der letzten Safari. Beim Einstieg schwimmt ein 4-Meter-Hammerhai im flachen Wasser um die „Aqua Cat“ herum. Die riesige Rückenflosse ragt komplett aus dem Wasser. „Die Bahamas sind einfach die Inseln der Haie. Hier werden sie nicht gejagt, sondern geschützt!“, so Greyling.
Den letzten Abend verbringen einige Gäste auf dem Deck des Katamarans. Im Hafenbecken von Nassau lassen die Taucher die Tour Revue passieren: Einige zapfen sich ihr Dekobierchen oder mixen sich in der Bar auf dem Oberdeck einen Frozen Piña Colada – do it yourself ist angesagt! „Vier Sorten Bier, Weiß- und Rotwein, Longdrinks und Frozen Cocktails – ich will hier nicht mehr weg!“, lacht der Brasilianer Evanro Goncalves, während er mit anderen Gästen den prächtigen und klaren Sternenhimmel bestaunt.
Einhelliger Tenor: Eine fantastische Safari, die auch nachdenklich macht. Warum werden Schweine, die uns an der Pig Beach wie Haustiere verzücken, nur so miserabel behandelt? Obwohl die meisten Taucher die Bahamas wegen der vielen großen Haie und der wunderschönen Strände lieben, war die Begegnung mit den schwimmenden Schweinen auf Pig Beach ein unvergessliches Erlebnis.
INFO
Einen Nonstop-Flug nach Nassau gibt es montags mit Condor ab Frankfurt. Der Direktflug dauert neun Stunden. British Airways fliegt viermal wöchentlich über London Heathrow nach Nassau. Alternativ kann man mit American Airlines über die USA einreisen und von New York oder Miami aus Nassau anfliegen.
BESTE REISEZEIT
Die beste Reisezeit ist von Ende November bis Mai/Juni. Im Frühling und Sommer muss man ab und an mit Regen oder kühleren Tagen rechnen. Die Hurrikansaison dauert von Juli bis November.
AQUA-CAT
Auf der „Aqua-Cat“-Tauchsafari verbringen die Gäste die erste und letzte Nacht an Bord im Hafen von Nassau. Zehn der Doppelkabinen haben große Fenster und Doppel- oder zwei Einzelbetten. Sechs der Kabinen können zur Dreier- oder Viererbelegung genutzt werden. Auf dem Oberdeck befindet sich ein Sonnendeck mit Liegen, Grill und einer Bar. Vollpension bis auf das Dinner am letzten Abend. Softdrinks und alkoholische Getränke sind inklusive. www.allstarliveaboards.com
TAUCHEN
Fünf Tauchgänge gibt es täglich. 26 Tauchgänge sind während der Tour möglich. Am Heck der „Aqua Cat“ befindet sich das Tauchdeck mit Duschen und WC.
Mit dem Begleitschiff „Sea Dog“ werden täglich Strand- und Schnorchelausfahrten angeboten.
TAUCHREISEVERANSTALTER
TOURIST BOARD
Bahamas Tourist Office, info@bahamas.de, www.bahamas.de