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Guadeloupe: Insel mit zwei Gesichtern

Wie die zwei Flügel eines Schmetterlings liegt die Insel Guadeloupe in der Karibik. Dabei sind die beiden Flügelhälften sehr gegensätzlich: Basse-Terre im westlichen Teil ist von dichtem Regenwald bedeckt, Grande-Terre im Osten ist flacher, verfügt über viele Strände und Hotels. Wir befinden uns übrigens mitten in Frankreich, in einem département d’outre-mer! 

Wir tragen Neoprenshortys, Treckingboots, einen Hüftgurt mit einem nahezu fünfzehn Zentimeter großen Karabinerhaken und einen Plastikhelm. Und wir stehen mitten im Regenwald, bereit, einen mehrstündigen Trip über Stock und Stein – oder besser: über Felsen und durch Schluchten und Flüsse – zu bewältigen. Und das in einem höchst sportlichen Tempo. Denn Canyoning hat nichts mit einem beschaulichen Spaziergang gemein. Vielmehr handelt es sich um eine Erlebnissportart, bei der man sich abseilt, klettert, springt, rutscht, watet, schwimmt. Ein Erlebnis in der Natur, bei dem allerdings keine Umkehr möglich ist. Einmal losgelegt, gibt es kein Zurück. „Aber wer einigermaßen trainiert ist, sollte kein Problem haben“, erklärt Olivier Dousset, unser Canyonführer. 

Wir balancieren über glitschige Steine, manchmal auch auf dem Allerwertesten, stürzen uns von Felsen, seilen uns dicht neben Wasserfällen ab, absolvieren einen Geschicklichkeitsparcours, bei dem wir ab und an auch unsere natürliche Scheu vor der Tiefe überwinden müssen. Uns begleiten die Geräusche des Urwalds – Vogelgesang, Froschrufe, prasselndes Wasser. Und immer dieser unglaubliche Blick nach oben, in die Baumkronen des Regenwaldes! Drei Stunden später steht uns die letzte Mutprobe bevor: Wir müssen uns mit dem Karabinerhaken von einer circa zwanzig Meter hohen Steilwand abseilen. Wahlweise könnten wir auch einfach in den glasklaren Wasserpool tief unter uns springen. Aber das traut sich nur einer aus unserer Gruppe. Um es abzukürzen: Alle kommen heil und glücklich unten an. Ein unvergessliches Abenteuer! 

BASSE TERRE FÜR NATURLIEBHABER – GRAND TERRE FÜR STRANDFANS

Basse-Terre ist der wilde Flügel Guadeloupes, mit Grand-Terre im Osten nur durch einen schmalen Landweg verbunden. Die Vulkaninsel Basse-Terre ist bedeckt vom Nationalpark Guadeloupe, rund 300 Kilometer Wanderwege warten hier auf Naturliebhaber. Es dürfte schwer sein, sich auf Guadeloupe zu langweilen. Denn nicht nur Aktivitäten im Regenwald buhlen um Aufmerksamkeit, sondern auch solche unter Wasser: Guadeloupe hat den größten Nationalpark der Karibik und: Frankreichs einzigen Unterwasserpark, den Réserve Cousteau, denn wir befinden uns in französischem Überseegebiet, einem Teil der europäischen Union. Zu Guadeloupe gehört auch noch eine Handvoll Mini-Eilande, darunter die Iles des Saintes mit ihren herrlichen Stränden und Buchten. Das Puppenstubendörfchen mutet wie eine Filmkulisse an. Den Namen, Iles des Saintes, hat Christoph Kolumbus dem Mikro-Archipel verliehen, denn er legte hier an Allerheiligen an. 

Der Sec Paté, also die trockene Pastete, vor den Iles des Saintes gilt als einer der schönsten Tauchspots der Welt! Spektakulär reckt sich der Unterwasserberg mit Pinnacles in die Höhe – oder besser: in die Tiefe. Von 15 Meter bis zu 300 Metern Tiefe reicht der Berg. Der Tauchgang ist wegen der starken Strömung nichts für Anfänger. Gemächlicher geht es im Réserve Cousteau zu; bunte Fischschwärme und farbenfrohe Korallengewächse laden zu einem Unterwasser-“Spaziergang“ ein. Und wer plötzlich Jacques Cousteau Auge in Auge gegenüber steht, muss nicht an sich selbst zweifeln – die versenkte Steinskulptur ist eine Hommage an den Unterwasserpionier, der diese Tauchgründe als das schönste Tauchgebiet der Welt bezeichnete. Wracks, Grotten, Canyons, freundlich-neugierige Schildkröten, Stachelrochen und eine herrliche Korallenvielfalt erwarten den Taucher auch heute noch.  

INFOS

Die Karibikinsel Guadeloupe, oder Gwada, wie die Einheimischen sie nennen, ist ein Übersee-Département – und damit eine Region Frankreichs, also Teil der Europäischen Union. Sie gehört zu den Kleinen Antillen innerhalb der Inseln über dem Winde. Guadeloupe ist vulkanischen Ursprungs und besteht aus acht bewohnten sowie weiteren kleinen unbewohnten Inseln. Die beiden Hauptinseln sind Basse-Terre und Grande-Terre. Grande-Terre ist relativ flach und besteht hauptsächlich aus Kalkstein; hier gibt es schöne Strände und Hotels. Der bergige Teil, Basse-Terre, ist üppig grün bewachsen. Der Vulkan La Soufrière ist der höchste Berg der Kleinen Antillen.

AKTIVITÄTEN

Guadeloupe lädt zum Aktiv-Urlaub ein: Canyoning, Rafting, Kitesurfen, Windsurfen, Wasserski stehen zur Auswahl. Tauchen, Segeln, Schnorcheln, aber auch Golf, Tennis und Reiten werden angeboten. 

Canyoning: Olivier Dousset, sensationscanyon@gmail.com, www.canyon-guadeloupe.com; info@abenteuerteam.com

Tauchen: Centre de plongée des Ilets: contact@centredesilets.fr www.plongee-guadeloupe.fr  

Atlantis Formation: vmeurice@hotmail.com www.atlantisformation-guadeloupe.com

AUSFLÜGE

Pointe-a-Pitre: In der größten Stadt Guadeloupes kann man Kolonial-Architektur mit westindischem Flair besichtigen: Place de la Victoire, Basilika Saint-Pierre et Saint-Paul und die farbenfrohen Märkte sowie das Museum Schoelcher.  Grande-Terre: Fischerort Sainte-Anne mit herrlichem Sandstrand. Basse-Terre: Vulkan La Soufrière, der einzige noch aktive Vulkan auf Guadeloupe, im Regenwald gehört zum Nationalpark. Hier gibt es 300 Kilometer Wanderwege – üppige Flora und Fauna und herrliche Wasserfälle.  Unbedingt sollte man einen Ausflug auf die kleineren umliegenden Inseln unternehmen: Iles des Saintes, La Désirade, Marie Galante

ANREISE

Mit Air France über Paris nach Guadeloupe (www.airfrance.de). Für deutsche Bürger reicht der Personalausweis. 

KLIMA UND REISEZEIT

Das Klima ist das ganze Jahr über tropisch warm mit häufigen kurzen, heftigen Schauern. In den Monaten Februar bis Juni ist es trockener, Hurrikan-Saison ist von August bis November. 

SPRACHE

Französisch

WÄHRUNG

Euro

UNTERKUNFT

Paradis Creole mit phantastischer Küche(!!): www.guadeloupe-hotel.net

TOURISTBOARD –  WEITERE INFORMATIONEN

www.guadeloupe-inseln.com  


Bettina Bormann

Geboren in Neustadt an der Weinstraße, aufgewachsen in Hameln, der Rattenfängerstadt. Studium der Sozialwissenschaften in Göttingen (Sozialpsychologie, Soziologie, Kriminologie, Strafrecht, Sozialpolitik), drei Jahre in der kriminologischen Forschung (Sonderforschungsbereich der Uni Bielefeld). Ausbildung zur Mediendesignerin (CDI, Göttingen) und Redaktionsvolontariat. Seitdem fest und frei - PR und Journalismus - heute PR und freie Reisejournalistin. Bettina Bormann lebt und arbeitet seit 1995 in Hamburg.