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Utila: Insel der Freigeister

Der Riese mit den Bambi-Flecken ist der Star Utilas. Auch ohne den Giganten begeistern die fischreichen Spots und Korallen in allen Formen und Farben. Die Bay-Islands vor der Küste Honduras sind unkonventionelle Reiseziele – nicht nur für Backpacker. 

Utila, Roatan – nie gehört? In den USA und Kanada sind die Bay-Islands vor der Küste Honduras beliebte Karibikspots; in Deutschland ist die Inselkette wegen der langen Anreise immer noch ein Geheimtipp. „Utila ist Freak-Island“, lacht Tauchlehrer Jimmy Greene. „Ich war schon überall in der Karibik, aber hier fand ich die Atmosphäre so einzigartig, dass ich unbedingt hier leben und arbeiten wollte“, so der Manager des Utila Dive Centers (UDC). 

Vom honduranischen Festland aus erreicht man Utila in einer Stunde mit der Fäh<re, oder schneller und abenteuerlicher mit einer winzigen Propellermaschine: Nach einer Viertelstunde steuert das Flugzeug die Landebahn Utilas an, die auch als asphaltierter Feldweg durchgehen könnte. Weiter geht es mit dem Jeep, denn nur ein kleiner Teil der elf Kilometer langen und vier Kilometer breiten Insel ist bewohnt. Die nördlichen und westlichen Gebiete bestehen aus Mangroven und Savannen.

UNANGEPASSTER CHARME DER BACKPACKER-INSEL

Das gesamte Leben Utilas spielt sich im Ort East Harbour im südöstlichen Teil der Insel ab – genauer entlang der zwei Kilometer langen Küstenstraße: Bunte Bretterbuden, Tauchbasen, Restaurants. Dazwischen die betagten, pastellfarbenen Häuser der Einheimischen. Direkt an der Straße werden frisch zubereitete Baleadas und Enchilladas verkauft – es riecht nach Chilis und Koriander. Die Gäste sitzen auf Plastikstühlen an improvisierten Tischen und genießen die Tortillas. Kinder tollen herum und spielen mit den Wäscheleinen, die in den  Vorgärten kreuz und quer zwischen den Palmen gespannt sind. Luxus-Resorts, blankgeputzte Flaniermeilen und organisierte Fremdbespaßung gibt es nicht. Der Charme Utilas ist der unangepasste durch die Backpacker geprägte Tourismus – man kommt schnell mit anderen ins Gespräch: Nach einer Woche kennt man viele Gesichter, grüßt und trifft sich in den Cafés und Bars der Insel. 

Viele Urlauber erinnern an Open-Air-Festival-Besucher. Die Atmosphäre ist studentisch-alternativ. Dabei sollte man sich das nicht zu idyllisch vorstellen: Überall wuseln Leute herum, auf der Hauptstraße knattern Mopeds, Quads und Tuktuks von früh bis spät die Küstenstraße rauf und runter wie vor einer Dorfdisco. An einem Ende gibt es den öffentlichen Strand Blue Bayou – am anderen den privaten Bandu Beach. Keine Weltklasse, aber die Strandliege-Fraktion ist in der Minderheit. Sandfliegen und -flöhe erweisen sich als der wahre Fluch der Karibik.

TAUCHEN UND DARÜBER SPRECHEN

Was macht man nun den ganzen Tag auf der kleinen Insel? Tauchen, essen, chillen … und sich abends beim Drink im „Skid Row“ oder in einer der anderen Bars über die Unterwasser-Erlebnisse unterhalten. Der Riese mit den Bambi-Flecken ist Gesprächsthema Nummer Eins: Walhaie verzieren Wände, Shirts, Basen und sind das Wahrzeichen der Insel. Das Whale Shark & Oceanic Research Center (WSORC) befindet sich direkt vor der Utila Lodge und ist das einzige Zentrum der Walhaiforschung in der Karibik. „Beste Chance auf Sichtungen sind von Februar bis April und von Juli bis September“, so WSORC-Mitarbeiterin Ellie Taylor.

Acht Uhr morgens. Am Utila-Dive-Center herrscht Hochbetrieb. Die Guides trommeln ihre Gruppen zusammen, Equipment wird zu den Booten getragen. Am Eingang fläzen sich noch einige Gäste in den Hängematten – in der Basis werden noch die Brevets und Unterlagen gecheckt. Abseits in einem Regal in der Ecke stehen zahlreiche Preise und Urkunden: Das UDC ist eine vielfach ausgezeichnete Karibikbasis – aber mit Eigenwerbung hält man sich hier dezent zurück. 

Diveguide Brett Davis steigt auf eins der gelben Boote: „Baut bitte alles zusammen und checkt eure Ausrüstung!“, ruft der Tauchlehrer aus Montana. Für die Karibik-Kenner Sylvia und Mark Reimer aus Frankfurt etwas ungewöhnlich: Hier wird alles selbst geschleppt und gereinigt – Komfort passt einfach nicht zu Utila. Obligatorisch sind 2-Tank-Dives. Wer einen dritten machen möchte, sollte das früh genug bekannt geben. So wird auf Utila getaucht: Schnell ins Wasser, in Windeseile durch das Riff und nach 45 Minuten wieder an Bord. UW-Fotografen sollten den Guides sagen, dass sie hinter der Gruppe bleiben und im Buddyteam tauchen möchten. Dann kann man die Schönheit der Riffe relaxed-europäisch erkunden: Weich- und Hartkorallenbewuchs, Schwämme. Neben den üblichen Verdächtigen sieht man skurrile Krötenfische, riesige grüne Muränen und Seepferdchen.

„How was your dive?“, fragt Peter Arcidiacono die typischste aller Fragen, mit der Urlauber auf Utila konfrontiert werden. Der Texaner und seine Frau Jolea sind Bildhauer und sitzen in der „Treetanic“-Bar des „Jade Seehorse“, die an ein überbordendes Korallenriff an Land erinnert. Die US-Künstler Julia und Neil Keller haben das gaudiesk gestyle Areal im „Alice in Wunderland“-Stil mit Tunneln und Brücken aus Ton, Glas und Porzellan geschaffen. Man muss diese kreative Fantasielandschaft unbedingt in Utila gesehen haben – einfach sensationell! 

Nur einen Katzensprung entfernt befindet sich die Unterkunft „Mango Inn“ mit Restaurant und Pool. Das komplett aus Holz gebaute Resort ist in einen tropischen Garten eingebettet und bietet Unterkünfte für alle Budgets an: Viele Globetrotter machen hier Zwischenstopp, weil es auch Mehrbettzimmer gibt. Wie die Bremerin Janette. Sie hat auf Utila den Divemaster gemacht und bleibt „Zwei, drei Monate auf der Insel, denn Leben und Tauchen sind einfach extrem günstig“.  

UDC-Boss Jimmy ruft herüber: „Schnell, hol Deine Kamera, mein Tauchlehrer Rusty  ist mit der Katze im Arm hinter dem Tresen eingenickt!“ Die beiden liegen sich lachend in den Armen. Noch Fragen? Das ist Utila!

 

INFO

Wo liegen Roatan & Utila? Die sogenannten Bay-Islands befinden sich rund 40 Kilometer vor der karibischen Küste von Honduras. Die kleinste Insel ist Utila mit 42 Quadratkilometer Fläche, östlich befindet sich die fast dreimal so große Insel Roatan – daneben das wenig erschlossene Guanaja. 

Beste Reisezeit Ganzjährig gute Tauchbedingungen. Die besten Monate sind März bis Oktober. Die Regenzeit ist von November bis Februar. 

Sprache Englisch/Spanisch.

Währung Lempira (1 Euro = 26 Lempira) und US-Dollar. Sandflöhe, Moskitos

„Off!“-Spray nie vergessen.

Zeitunterschied Minus 6-7 Stunden.

Flugdauer & Tauchgepäck Anreise über die USA/Miami direkt nach Roatan – oder Zwischenstopp in Honduras. Tauchgepäck: 23 Kilogramm.

Einreise Europäer brauchen kein Visum. Reisepass genügt.

Tauchen: INT-Flaschen! DIN-Adapter nicht vergessen! 

Wassertemperaturen 27 bis 32 Grad Celsius. Ein 3-mm-Anzug reicht vollkommen!

Strom Adapter mitnehmen!

TOP-SPOTS

Turtle Harbour Einer der besten Tauchspots im Norden der Insel: Überwältigender Fischreichtum, Adlerrochen. Maximale Tiefe: 40 Meter. 

Stingray Point Der Name ist Programm: An diesem Spot im Südwesten kann man häufig Stachelrochen entdecken. Tiefe: 30 Meter. 

Lighthouse-Reef Im Südosten der Insel. Flacher Tauchgang bis maximal 18 Meter. Top Seepferdchen-Spot!

Dekokammer Bay Island College of Diving.

TAUCHEN

www.utiladivecenter.com

www.tobri-divers.com

TOURIST BOARD

www.aboututila.com

 

Karibik Guide

Die Sehnsuchtsziele mit türkisfarbenem Wasser und endlosen Stränden sind einzigartige Mikrokosmen. Jede Insel ist anders und begeistert mit bunten Korallenriffen oder Begegnungen mit großen Haien. Dazu die relaxten Bewohner, die mit kreolischer Küche, Rum-Cocktails und Reggae- und Soca-Beats das Leben zelebrieren – das gibt’s nur hier!