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7. Oklahoma: 99 Jahre Route 66

Der 644 Kilometer lange Abschnitt der legendären Route 66 durch Oklahoma bietet viel authentische Wildwest-Romantik und indianische Kultur. In der „Cowboy-Hauptstadt“ Oklahoma City und der „Öl-Metropole“ Tulsa gibt es außerdem einzigartiges Großstadt-Flair zu erleben . In der 18-teiligen Serie zeigen Bettina Bormann und Michael Krüger den Mythos der ikonischen Straße.

AUTHENTISCHER ABSCHNITT DER ROUTE 66

Die legendäre Route 66 führt durch das Herz Amerikas, und Oklahoma bietet einen der authentischsten Abschnitte dieser historischen Tour. Die Fahrt Richtung Tulsa führt durch verschlafene Dörfer – perfekt gerollte Strohballen liegen auf den Feldern. In Foyil sollte man einen Abstecher einplanen, um den Totem Pole Park des Künstlers Ed Galloway zu bestaunen, der aus allem, was er finden konnte, Kunstwerke schuf. Der Haupttotem soll einer der größten der Welt sein.

BLUE WHALE OF CATOOSA

Die nächste Roadside Attraction ist der Blue Whale of Catoosa. Böse Zungen lästern über den zerlumpten, wackeligen Wal im Moskito-Schlammlochteich, der dilettantisch mit Beton und blauer Farbe beklatscht wurde, als „Bullshit of Catoosa“. Plötzlich auf der rechten Seite des Highways entdecken wir den Stahlkoloss von 1972 und sind doch glücklich, auf dem Parkplatz zu halten. Natürlich war uns klar, dass wir kein Meisterwerk der Handwerkskunst erblicken würden, aber die Geschichte dahinter ist äußerst sympathisch. Mit der Geschichte im Hintergrund ist der rostige Dickhäuter jedoch ein sehenswerter Halt – nicht nur für Kinder. Anfang der 70er-Jahre baute der Zoologe Hugh Davis diesen besonderen Spielplatz für seine Enkel: Mit 24 Metern Länge und fast sieben Metern Höhe ist er nicht gerade klein geraten. Wer hätte sich nicht über so einen Opa gefreut?

GOLDEN DRILLER & SPACE COWBOY

Der Verkehr wird dichter, und die Skyline von Tulsa, der „Oil City USA“ und zweitgrößten Stadt Oklahomas, wird sichtbar. Ein großer Art-déco-Distrikt mit mehr als 60 Gebäuden und einige Road-Attractions stehen auf der Liste: der imposante, 23 Meter hohe „Golden Driller“ von 1953 ist ein Symbol für die Ölförderung, die den Wohlstand der Stadt und Region begründet hat. Die Statue wurde ursprünglich in den 1950er-Jahren für die „International Petroleum Exposition“ errichtet und 1966 in ihrer heutigen Form dauerhaft aufgestellt. Der Golden Driller trägt einen gelben Overall, stützt sich auf eine Bohrinsel und hat die Aufschrift „TULSA“ auf seinem Gürtel – ein klares Statement zur Ölgeschichte der Stadt. Neonschilder längst vergessener Motels und Ölbarone – kaum eine Figur symbolisiert Tulsas Aufbruchstimmung mehr als „Buck Atom“, der sieben Meter hohe „Space Cowboy“ mit Cowboyhut und Rakete in der Hand. 

Auf dem Weg nach Oklahoma passiert man das markante Neonschild des Skyliner Motels in Stroud: Vor dem 50er-Jahre-Sign parken Oldtimer – das originelle Motel ist immer noch im Betrieb und sehr beliebt.

 

ARCADIA POPS SODA RANCH

Nur 1,5 Stunden Fahrt trennen Tulsa von Oklahoma City. Kurz davor gibt es mit Arcadia „Pops 66“ Soda Ranch eine der ikonischsten Sehenswürdigkeiten zu sehen. Die eindrucksvolle, 20 Meter hohe Neon-Brauseflaschen-Skulptur ist die größte ihrer Art weltweit. Neben einer Tankstelle gibt es hier alles, was das Limo-Herz begehrt: Mehr als 700 verschiedene Geschmackssorten in allen Farben des Regenbogens. Cheryl Polak von Northeast Ohio Rocks! verteilt „Route 66-Pässe“, mit denen man sich an rund 100 Road-Attractions einen Stempel geben lassen kann. Auch das ist typisch für die Schnitzeljagd – immer wieder gibt es wunderbare Wiedersehen mit anderen Pilgern, die auf der Route unterwegs sind. Der Begriff „The Sooner State“ auf den Autokennzeichen bezieht sich auf die Siedler, die die Native Americans aus ihrem Territorium vertrieben haben. Einige überquerten die Grenze schneller („Sooner“) vor der offiziellen Öffnung des Landes, um die besten Stücke Land zu ergattern.

OKLAHOMA CITY

Über Nacht entstand Oklahoma City, die Hauptstadt des Bundesstaats, und zahlreiche Museen und Denkmäler erinnern an dieses Erbe. Einen guten Eindruck des Kunst- und Kulturangebots bekommt man bei einem Bummel durch die Flaming Lips Alley, die nach der lokalen Alternative-Rock-Band benannt ist. Sehenswert ist auch das historische Viertel Automobile Alley mit den psychedelischen Wandbildern der WOMB Gallery. Bricktown ist mit seinen historischen Backstein-Gebäuden, zahlreichen Restaurants, Bars und Shops das Herz von Oklahoma City. Ein guter Abschluss ist die Tour im Bricktown Water Taxi über den Kanal: Dabei kann man die Bronze-Cowboys des Oklahoma Land Run Monuments bestaunen und anschließend die örtlichen Bars und Restaurants erkunden.

NATIONAL MEMORIAL MONUMENT

Der nächste dramatische Halt ist das Oklahoma City National Memorial: eine Gedenkstätte für den verheerenden Bombenanschlag dreier verwirrter Attentäter am 19. April 1995. Es war einer der schwersten Terroranschläge in der Geschichte der USA. 168 auf einer Grasfläche angeordnete gläserne Stühle symbolisieren die Opfer des Anschlags, deren Namen im Sockel eingraviert sind – ein sehr trauriger Stopp.

 

Cowboy

WESTERN HERITAGE

Wer mehr vom „Wildwest“-Gefühl erleben möchte, sollte in Oklahoma City das National Cowboy & Western Heritage Museum besuchen. Es ist ein Muss für alle, die mehr über die Geschichte und Kultur des amerikanischen Westens erfahren möchten, mit umfangreichen Sammlungen von Kunst, Historie und Artefakten rund um den Cowboy-Lebensstil.

AUKTIONEN IN DEN STOCKYARDS ERLEBEN

Wenn die Auktionatoren in rasend schnellen Maschinengewehrsalven anpreisen, kommt man sich wie auf einem anderen Stern vor: Zwischendurch kann man Silben wie „Head“ (Tier) oder „Bidder’s number“ (Bieter-Nummer) erkennen, die im Tempo und dem lokalen Akzent untergehen. Die Oklahoma National Stockyards in Oklahoma City sind seit ihrer Gründung im Jahr 1910 ein bedeutender Umschlagplatz für Vieh und gelten als der weltweit größte Markt für Stocker- und Feeder-Rinder. Jeden Montag und Dienstag finden dort Viehauktionen statt, bei denen Besucher die Möglichkeit haben, das Cowboy-Erlebnis mitzuerleben. In Oklahoma gibt es einige Dude Ranches, die die Western-Variante von „Ferien auf dem Bauernhof“ bieten.

CATTLEMAN STEAKHAUS

Ein Besuch der Stockyards bietet nicht nur Einblicke in die Viehauktionen, sondern auch die Möglichkeit, das umliegende Viertel zu erkunden. Hier finden Sie zahlreiche Geschäfte, die Western-Bekleidung und -Ausrüstung anbieten, sowie traditionelle Steakhäuser wie das Cattlemen’s Steakhouse, das für seine authentische Küche bekannt ist – wobei „Eggs’n’Brain“ (Rührei mit Hirn) oder „Lamb Fries“   (Auch als „Prairie Oysters“ bekannte frittierte Hoden) für mitteleuropäische Gaumen eine Herausforderung sein können.

ROUTE 66 MUSEUM IN CLINTON

Im Schaufenster des Oklahoma Route 66 Museum parkt jede Woche ein anderer Oldtimer. Der Schwerpunkt liegt auf Verkehrsmitteln und der vollständigen Geschichte der Route 66. Die Ausstellungen in diesem Museum beginnen mit dem „größten Kuriositätenladen der Welt“, der besondere Schätze bietet, die entlang der Route gesammelt wurden. Jedes Ausstellungszimmer ist von der legendären Musik geprägt, die zum jeweiligen Thema passt, wie „Will Rogers Highway“ von dem gebürtigen Sohn Woody Guthrie und „Hotel California“ von den Eagles.

Happy family with horse having fun at farm ranch

DUDE RANCHES: FERIEN AUF DEM US-BAUERNHOF

In Oklahoma gibt es mehrere Dude Ranches, die authentische Western-Erlebnisse bieten. Hier sind einige Empfehlungen:

Rebel Hill Guest Ranch: Diese Ranch der dritten Generation bietet gemütliche, rustikale Hütten mit modernen Annehmlichkeiten. Gäste können Aktivitäten wie Reiten, Angeln und Bootfahren genießen.

Meadowlake Ranch: Westlich von Tulsa in Sand Springs gelegen, bietet diese Ranch All-Inclusive-Aufenthalte mit Unterkunft, Verpflegung und Western-Aktivitäten. Gäste können in einem von mehreren Unterkünften, einschließlich Teepees, übernachten und Aktivitäten wie Strohfeder-Roping und Schießübungen mit Lever-Action-Gewehren ausprobieren.

Wood Guest Ranch: In Südost-Oklahoma am Clear Boggy Creek gelegen, erstreckt sich diese Ranch über 2.000 Hektar. Gäste können angeln, Tiere im Streichelzoo besuchen und die Natur erkunden.

A to Z Guest Ranch: Im Kiamichi-Gebirge im Südosten Oklahomas gelegen, bietet diese Ranch über 1.400 Hektar Reitwege mit Panoramablick und Wasserüberquerungen. ATV-Touren und Campingmöglichkeiten sind ebenfalls verfügbar.

Hoot Owl Ranch: In Kenton gelegen, bietet diese Ranch Aktivitäten wie Reiten, Wandern und Vogelbeobachtung in einer malerischen Canyon-Umgebung.

ÜBER OKLAHOMA

Oklahoma ist ein Bundesstaat im mittleren Westen der USA. Er ist bekannt für seine vielfältige Landschaft, die von Ebenen über Prärien bis hin zu den Ausläufern der Rocky Mountains reicht. Hier sind einige interessante Fakten über Oklahoma:

Hauptstadt: Die Hauptstadt von Oklahoma ist Oklahoma City, die größte Stadt des Bundesstaates.

Bevölkerung: Oklahoma hat eine Bevölkerung von rund 4 Millionen Menschen.

Geschichte: Der Bundesstaat hat eine reiche Geschichte, die mit den Ureinwohnern Amerikas verbunden ist. Viele indigene Völker, wie die Cherokee, Choctaw und Creek, wurden während der „Trail of Tears“ nach Oklahoma umgesiedelt.

Wirtschaft: Oklahoma hat eine starke Wirtschaft, die vor allem von der Öl- und Gasindustrie sowie der Landwirtschaft geprägt ist. Es ist einer der führenden Produzenten von Öl und Erdgas in den USA.

Natur: Der Bundesstaat ist bekannt für seine weiten Prärien und Wälder, sowie den berühmten „Tornado Alley“, in dem viele Tornados auftreten.

TRAVEL OKLAHOMA

 

DIE 10 HIGHLIGHTS IN OKLAHOMA

Oklahoma City National Memorial & Museum – Ein bewegendes Denkmal und Museum in Oklahoma City, das den Opfern des Bombenanschlags auf das Murrah Federal Building im Jahr 1995 gewidmet ist.

Lake Murray State Park – Der älteste und größte State Park in Oklahoma, bekannt für seine wunderschöne Natur, Wanderwege, Angeln und Bootsfahrten.

Turner Falls Park – Ein wunderschöner Park mit Wasserfällen und Höhlen in den Arbuckle Mountains. Turner Falls ist der höchste natürliche Wasserfall in Oklahoma.

Wichita Mountains Wildlife Refuge – Ein riesiges Wildschutzgebiet in der Nähe von Lawton, das für Wanderungen und die Beobachtung von Wildtieren wie Bison und Bighorn-Schafen bekannt ist.

Route 66 – Ein Teil der historischen Route 66 verläuft durch Oklahoma und bietet viele Sehenswürdigkeiten, alte Tankstellen und Restaurants aus der Zeit der „Mother Road“.

Philbrook Museum of Art – Ein wunderschönes Kunstmuseum in Tulsa, das sowohl europäische als auch amerikanische Kunst zeigt und in einem eleganten Herrenhaus aus der 1920er Jahren untergebracht ist.

National Cowboy & Western Heritage Museum – Ein Museum in Oklahoma City, das die Geschichte des Westens und die Kultur der Cowboys zeigt. Es ist eines der größten Museen für westliche Kunst und Geschichte.

The Blue Whale of Catoosa – Ein berühmtes, riesiges Walskulptur in Catoosa entlang der Route 66, das zu einem beliebten Fotomotiv und Wahrzeichen geworden ist.

Great Salt Plains State Park – Ein einzigartiger Park, in dem Besucher Kristalle suchen können, die in den Salzebenen des Parks gefunden werden, sowie die atemberaubende Natur genießen können.

Chickasaw Cultural Center – Ein Zentrum in Sulphur, das sich der Geschichte und Kultur des Chickasaw-Stammes widmet und eine interaktive Erfahrung bietet, um mehr über die indigene Geschichte zu lernen.

 

99 JAHRE ROUTE 66: 18-TEILIGE SERIE ÜBER DIE MOTHER ROAD

Keine Straße verkörpert den Pioniergeist Amerikas so eindrucksvoll wie die legendäre Route 66, die 2026 ihr 100-jähriges Jubiläum feiert. Eine Tour auf der „Mother Road“ gleicht einer Zeitreise durch die Geschichte der USA – vorbei an skurrilen Motels, Art-Deco-Diners, leuchtenden Neonschildern und atemberaubenden Naturwundern. In der Serie nehmen Bettina Bormann und Michael Krüger die Leser mit auf eine Reise entlang der „Main Street of America“ und erzählen vom Mythos dieser einzigartigen Straße. 

00. START DER 18-TEILIGEN SERIE: 99 JAHRE ROUTE 66

01. CHICAGO: AL BUNDY, BLUES BROTHERS, THE BEAN & SKYDECK  

02. ILLINOIS: VOM GEMINI GIANT ZUM LINCOLN-HAUS

03. MISSOURI I: ST. LOUIS, THE LOOP & GATEWAY ARCH

04. MISSOURI II: WAGON WHEELS & ROCKING CHAIR

05. AUFSTIEG & UNTERGANG DER „MOTHER ROAD“ 

06. KANSAS: 21 KILOMETER & CARS ON THE ROUTE

07. OKLAHOMA: SPACE COWBOY, GOLDEN DRILLER & ARCADIA POPS

08. TEXAS: CADILLAC RANCH, MONSTER-STEAKS & MIDPOINT

09. NEW MEXIKO I: ALBUQUERQUE, BREAKING BAD & BETTER CALL SAUL

10. NEW MEXIKO II: LOS ALAMOS, OPPENHEIMER & HEISENBERG

11. NEW MEXIKO III: 66 DINER, BLUE SWALLOW MOTEL & EL RANCHO

12. ARIZONA I: FORREST GUMP, PETRIFIED FOREST & METEOR CRATER

13. ARIZONA II: FLAGSTAFF & GRAND CANYON

14. ARIZONA III: SELIGMAN, CAVERN-HOTEL & RAUBKATZEN

15. LAS VEGAS: ABSEITS DER „MOTHER ROAD“ IN SIN CITY

16. KALIFORNIEN I: VON DER MOJAVE WÜSTE BIS ZUR PAZIFIK-KÜSTE

17. KALIFORNIEN II: LOS ANGELES & ENDE IN SANTA MONICA

18. ROUTE 66: TIPPS FÜR DEN ULTIMATIVEN ROADTRIP

Michael Krüger

Ist in der Medien- und Musikszene als Journalist, Texter und Kreativer aktiv. Nach Studium, Akademie & Volontariat fest oder frei in Redaktionen und Agenturen sowie als Reisejournalist und Artworker tätig. Für seine Reisereportagen wurde er mit mehreren Journalistenpreisen ausgezeichnet.