Kolumne

„Fat Tax“ bei Flugreisen?

Gepäcklimits sind nötig und nervig. Was, wenn mein Sitznachbar 50 Kilogramm zu viel auf den Rippen hat. Wird das berücksichtigt? Die „Fat Tax" wurde tatsächlich von drei Airlines getestet. Beim Thema Gepäck gilt die wichtigste Regel: Es gibt keine. Jede Airline definiert andere Limits. Sicher ist nur, dass jedes Jahr weltweit mehr als als 20 Millionen Gepäckstücke verloren gehen.

thoughtful fat businessman with laptop at workplace in office

400  GRAMM ZUVIEL IM KOFFER? DER WAHNSINN DER AIRLINES

Warum sind bei drei Kilo Übergepäck 150 Euro fällig und wieso müssen Passagiere in der Holzklasse in immer engeren Sitzreihen hocken und dabei für fahles Essen, lauwarme Getränke sowie Filme neuerdings auch noch extra zahlen? Häufig fallen Sätze, dass Fliegen nur so billig sei, weil andere die Kosten trügen. Wird vielleicht die Bodencrew und das Flughafenpersonal ausgebeutet? Die Reisenden machen es den Fluggesellschaften jedenfalls leichter denn je, denn Check-In-Aktivitäten übernehmen mittlerweile die Passagiere in Eigenregie. Leider hat jede Airline ihr eigenes Gepäck-Konzept entwickelt, was häufig für unnötigen Ärger am Schalter sorgt. Bei manchen ist nur ein einziges Handgepäckstück erlaubt, andere erlauben zwei. Bei manchen wird gewogen, andere messen ab. Billig-Flieger verlangen Geld. Ich hatte bei einem Flug mit Air France (Waage!) 400 Gramm mehr als die acht Kilo Handgepäck und musste das Übergewicht herausnehmen.

FINNAIR, HAWAIIAN-AIRLINES UND SAMOA-AIR HABEN DIE  „FAT TAX“ GETESTET

Warum wird so streng auf die Limits geachtet? „Das Startgewicht, also Flugzeug, Fracht und Kerosinmenge, sind genau bemessen“, informiert Carola Scheffler vom Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft. Jedes Kilo extra verursacht Kosten. Was, wenn mein Mitreisender 50 Kilo zu viel auf die Waage bringt? Wird das gewogen? Heißt es zukunftig: erst wiegen, dann fliegen? Finnair, Uzbekistan und Hawaiian Airlines haben das bereits probiert. Samoa Air hat sogar eine sogenannte „Fat Tax“ eingeführt. Der norwegische Ökonomie-Professor Bharat P. Bhatta unterstützt solche Modelle: Die Airline legt einen Grundpreis für ein akzeptables Körpergewicht, wie etwa 90 Kilo bei Männern oder 70 Kilo bei Frauen +/- 5 Kilogramm Toleranz für Durchschnittsgrößen von 180 cm und 160 cm fest. Wer weniger wiegt, bekommt einen Rabatt. Wer mehr wiegt, zahlt einen Zuschlag. Rein rechnerisch mag das funktionieren, aber das Konzept ist auch diskriminierend. Einige US-Fluggesellschaften verlangen mittlerweile, dass sehr übergewichtige Passagiere einen zweiten Sitz zubuchen müssen.

MEHR ALS 20 MILLIONEN GEPÄCKSTÜCKE GEHEN JÄHRLICH VERLOREN!

Ich freue mich übrigens jedes Mal, wenn mein Gepäck ankommt: Etwa jeder hundertste Koffer geht bei Flugreisen verloren. Mehr als 20 Millionen Gepäckstücke gehen jedes Jahr bei Flügen verloren oder kommen verspätet am Zielflughafen an. Transfer-Gepäckstücke bleiben bei den größten europäischen Flughäfen London Heathrow und Charles de Gaulle in Paris am häufigsten auf der Strecke. Den Verlust sollte der Passagier übrigens sofort beim „Lost & Found“-Schalter melden, sonst verliert man seinen Schadenersatzanspruch, der bei maximal 1200 Euro liegt. Bei mir war ein Trolley nach einer Reise mit British Airways auf der Rückreise von den Bahamas nach London für zehn Wochen verschwunden. Plötzlich klingelte eine Kurierfirma an meiner Tür und brachte den verlorenen Koffer vorbei. Ich hätte einen Brief  oder kleines Präsent der Airline erwartet. Nichts. Nicht mal eine E-Mail! Auf meine Rückfrage erfuhr ich, dass der Koffer wie der Gartenzwerg aus dem Film „Die fabelhafte Welt der Amelie“ eine Weltreise über Brasilien, Argentinien bis Thailand gemacht hat. Es fehlte zwar hinterher die Hälfte, aber er kam an!

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Michael Krüger

Ist in der Medien- und Musikszene als Journalist, Texter und Kreativer aktiv. Nach Studium, Akademie & Volontariat fest oder frei in Redaktionen und Agenturen sowie als Reisejournalist und Artworker tätig. Für seine Reisereportagen wurde er mit mehreren Journalistenpreisen ausgezeichnet.