FaunaKolumne

Fütterungen sind Haischutz!

„UW-Zirkus!“„Dadurch werden die Tiere doch nur aggressiv“. Ähnliche Zitate werden Taucher kennen, die vom Shark Feeding berichten. Natürlich ist es nicht normal, wilde Tiere anzuködern. Aber solche Tauchgänge sind nicht nur ein atemberaubender Thrill, sondern auch Haischutz der funktioniert, weil die Gesetze der Marktwirtschaft greifen: Touristboards und Tauchbasen profitieren und auch Fischer werden Teil dieses Geschäfts.

MARINEPARKS KÖNNEN NICHT GUT ÜBERWACHT WERDEN

Das Hauptproblem von Marineparks ist die Überwachung: Wie kann man diese Bereiche effektiv vor illegaler Fischerei schützen? Und wie kann man Einheimsche und Fischer davon abhalten, trotz Fangverbot aktiv zu werden? Leider funktioniert das nur mit Geld. Eine Möglichkeit dazu sind Haitauchgänge mit Fütterungen. Von einem Teil der Einnahmen werden die Fischer bezahlt. Aus Jägern werden Ranger.

Es geht auch um das Image der Haie: Viele posten Fotos oder laden Filme auf Socialmedia-Seiten. Via Facebook, Instagram und YouTube sowie Magazine wird gezeigt, dass diese Top-Jäger der Meere keine Bestien sind. Eine bessere PR für Haie gibt es nicht.

ROATAN: SHARKDIVING ALS DEVISENBRINGER

Roatan: Als Sergio Tritto vom Waihuka Diving Center (www.sharkdiveroatan.com) vor mehr als 20 Jahren auf Roatan ankam, gab es dort keine Haie, weil sie regelmäßig gefischt wurden. Er schaffte es innerhalb von zwei Jahren, rund 20 Haie durch Fütterungen anzusiedeln. Ein Tauchgang mit Haien kostet 75 US-Dollar. „Ich bezahlte die Fischer, damit sie die Haie nicht herausangeln. Die verjagen jeden, der sich der Insel nähert“, versicherte mir der Italiener.

BAHAMAS: MEHR ALS 40 HAIARTEN LEBEN HIER GESCHÜTZT

Bahamas: „Ich weiß, wie die Riffe aussahen, bevor wir mit den Fütterungen angefangen haben. Haie und Zackenbarsche wurden harpuniert“, sagt Bahamas-Legende Stuart Cove. Auf dem Archipel ist der Fang seit 2011 verboten. Marine-Einheiten patrouillieren. Wer erwischt wird, zahlt eine Strafe von 5000 US-Dollar. „Die Anzahl der Haie sind Indikator für die Stabilität des Ökosystems“, so Dr. Samuel Gruber vom Sharklab auf Bimini. Mehr als 40 Arten leben hier.

KUBA: KOMMUNISTISCHER SPEERGÜRTEL RETTET DIE HAIE

Kuba: Die Jardines de la Reina sind ein beliebter Großfischspot und bekannt durch die Fütterungen von Riff- und Seidenhaien. Revolutionsführer Fidel Castro hat hier vor 20 Jahren das kommerzielle Fischen verboten. Wer einen Hai herausangelt und erwischt wird, wandert in den Knast. Nutznießer dieser „sozialistischen Sperrzone“ sind die marinen Bewohner und natürlich die Taucher.

KÖDERN NUR MIT PROFIS

Worauf sollte man bei Fütterungen achten? Eigentlich sind es Köderungen, weil die kleinen Haihappen keine echte Nahrungsquelle sind. Es gibt keine gefährlichen Haie – nur gefährliche Situationen“, sagte Dr. Erich Ritter. Der Haischützer war bis zu seinem Tod (28.8.2020) Leiter der Sharkschool auf Eleuthera/Bahamas. In seinen Workshops erklärte er, wie man Begegnungen mit Haien richtig interpretiert und darauf reagiert. Er favorisierte das Chumsicle gegenüber den üblichen Fütterungen mit Sharkfeedern oder Käfigtauchgängen. Dabei wird ein gefrorener Klumpen Fischabfall an einem Seil oder Gerüst platziert und löst sich im Wasser auf. „Die beste Methode, um Haie zu beobachten. Die Jäger sind in der Lage, eine Hierarchie zu kreieren.“ Vom Feeding im Freiwasser riet er ab: „Die Nahrung wird dabei im offenen Wasser verteilt. Für kommerzielle Zwecke völlig unbrauchbar. Das verlange Erfahrung und könne gefährlich werden. Eine Alternative sei die Baitbox: Eine Köderbox wird deponiert und die Taucher können mit den Haien schwimmen.  

MEHR ALS 100 MILLIONEN DOLLAR PRO JAHR DURCH FEEDS

Wie lukrativ sind Fütterungen? Haitauchen soll allein den Bahamas jährlich mehr als 100 Millionen Dollar einbringen (Quelle: Divetalking online, 2021). Die Pew Environment Group berichtete auf BBC-Online, dass jeder Karibische Riffhai 250 000 US-Dollar in die Entwicklung und Wirtschaft des Archipels bringe. Haitourmus ist ein verdammt lukratives Geschäft und genau deshalb passen auch alle so gut auf ihre Devisenbringer auf.

Michael Krüger

Ist in der Medien- und Musikszene als Journalist, Texter und Kreativer aktiv. Nach Studium, Akademie & Volontariat fest oder frei in Redaktionen und Agenturen sowie als Reisejournalist und Artworker tätig. Für seine Reisereportagen wurde er mit mehreren Journalistenpreisen ausgezeichnet.